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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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verdammt. In beiden lauert die Bestie, die es nach dem Fleisch und Blut ihrer Opfer dürstet. Aber Ihr könnt mir nicht erzählen, dass Ihr sie völlig unter Kontrolle habt. Weder in Eurer noch in Renlasols Gesellschaft werden wir sicher sein.«
    »Was soll das, Malidor?«, mischte sich Sapius ein. »Wir werden niemals und in niemandes Gesellschaft sicher sein.«
    »Damit könntet Ihr sogar recht haben«, lächelte Malidor, »auch in Eurer Gegenwart, oder sollte ich sagen: in der Gegenwart eines heimtückischen Mörders, fühle ich mich nicht wohl. Ihr habt Tallia getötet. Sie war Eure Gefährtin. Was also hindert Euch daran, uns eines Tages zu überraschen oder im Schlaf zu erschlagen?«
    »Da ist etwas Wahres dran«, stimmte Vargnar Malidor zu.
    »Allerdings«, meldete sich Renlasol zu Wort.
    »Gut«, sagte Sapius, »bringen wir es hinter uns. Hier und jetzt. Es hat keinen Zweck, die quälenden Fragen und Antworten noch länger hinauszuschieben. Was wollt ihr von mir hören? Ich habe sie getötet. Es war ein Fehler, den ich nicht wiedergutmachen kann.«
    »Warum habt Ihr das getan, Sapius?«, schüttelte Vargnar den Kopf.
    »Tomal bat mich darum«, gab Sapius zu, »der Lesvaraq fürchtet sich davor, dem Wahnsinn zu verfallen, wenn er weiterhin beide Seiten des Gleichgewichts in sich trägt. In ihm kämpfen Tag und Nacht ständig miteinander. Der Kampf zerreißt ihn und spaltet seine Persönlichkeit. Der Wahnsinn ist gefährlich für einen mächtigen Mann wie Tomal. Er kann für uns alle gefährlich werden. Also entschied er sich, eine Seite loszuwerden. Aber er bat nicht nur mich um diesen Gefallen, sondern auch Tallia, dass sie mich töten sollte.«
    »Also hetzte der Lesvaraq euch gegenseitig auf«, meinte Vargnar.
    »Nicht offen. Bis kurz vor dem Moment, als ich Tallia erschlug, wussten wir nichts davon. Wir redeten miteinander wie gute alte Freunde. Wir vertrauten uns. Ich sagte ihr, was Tomal von mir verlangt hatte, und sie gestand mir, was der Lesvaraq ihr aufgetragen hatte. Ich weiß nicht, ob sie mich getötet hätte. Und ich werde es niemals mehr erfahren. Dazu hatte sie keine Gelegenheit. Ich stand auf, nachdem ich ihr Geheimnis kannte, drehte mich um und erschlug sie mit dem Stab des Farghlafat. Einfach so. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Sie war arglos, glaube ich. Es ist einfach geschehen, als ob ich in jenem Augenblick nicht einmal selbst die Hand geführt hätte. Die Dunkelheit beherrschte meine Gedanken. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    »Für Euch vielleicht nicht, Sapius«, sagte Renlasol düster, »aber ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ihr seid schuld an ihrem Tod. Ihr hättet Euch dagegenstellen können. Die Dunkelheit vermag Euer Handeln nicht zu rechtfertigen.«
    »Das stimmt«, nickte Sapius traurig, »ich habe Blut an meinen Händen und trage die Verantwortung für Tallias Tod. Das streite ich nicht ab.«
    »Die Geschichte ist tragisch«, meldete sich Vargnar wieder zu Wort, »und ich gebe zu, dass ich den Ausgleich oderden Kampf zwischen den Kräften bis heute nicht verstanden habe. Das Gleichgewicht fordert Opfer und Entscheidungen, die wir nicht nachvollziehen können, solange wir ihm nicht selbst in der Weise verpflichtet sind, wie Ihr es seid, Sapius. Malidor müsste Euch allerdings verstehen können. Er dient einem Lesvaraq und steht für die andere Seite. Deshalb verstehe ich seine anklagenden Worte nicht. Ich frage mich, was ich an Eurer Stelle getan hätte, wenn ich erfahren hätte, ein Freund habe den Auftrag, mich zu töten. Würde ich darauf vertrauen, dass er es nicht täte, weil er mein Freund ist? Oder würde ich ihm, so wie Ihr Tallia, zuvorkommen? Vielleicht war das Gleichgewicht zu jener Zeit verschoben und die Dunkelheit suchte einen Ausgleich mit Eurer Tat. Womöglich wäre es anders gekommen, wenn der Tag damals schwächer gewesen wäre als die Nacht. Sosehr ich Eure Tat bedauere, Sapius, sosehr mich der Verlust Tallias auch schmerzt, ich maße mir nicht an, Euch deswegen zu verurteilen. Ihr müsst damit leben, einen Freund getötet zu haben. Ob ich Euch jemals verzeihen kann, wird die Zeit zeigen.«
    »Ich werde Euch nicht vergeben«, sagte Renlasol. »Ihr wisst, dass ich Tallia geliebt habe. Aber ich schätze Vargnars Einstellung und werde mich trauernd damit abfinden. Ihr habt uns in den Brutstätten das Leben mehr als einmal gerettet. Dafür bin ich Euch dankbar. Wir werden wachsam sein, aber weiter mit Euch gemeinsam nach dem Buch der Macht

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