Kryson 05 - Das Buch der Macht
die Kojos einst den Nno-bei-Maya geschenkt hatten und die ihnen Ulljan gestohlen hatte.
Auf seinem Weg in den Norden der Klanlande war Tomal Zerstörung und Tod begegnet. Die Rachuren hatten auf ihrem Marsch die Heimat der Klan geplündert und niedergebrannt. Keinen Stein hatten sie auf dem anderen gelassen.
Es war einfach für Tomal, der Spur der Vernichtung bis nach Tut-El-Baya zu folgen. Der Lesvaraq hatte nicht vor, sich aktiv in den Konflikt zwischen den Rachuren und den Nno-bei-Klan einzumischen. Die Abstellung der Eiskrieger unter den Befehl des Regenten schien ihm Unterstützung genug zu sein. Womöglich würde er diese Einstellung allerdings noch einmal überdenken müssen, wenn die Rachuren auf Eisbergen marschierten, denn immerhin war er der Fürst des Hauses Alchovi. Das war ihm bewusst.
Vor wenigen Tagen erst waren ihm Jafdabh in Begleitung einiger Frauen und Männer begegnet. Auf Tomal hatte dieses Treffen gewirkt, als hätten sie ihn zuvor erst eine Zeit lang beobachtet, ihn verfolgt und schließlich bei einer ihnen günstig erscheinenden Gelegenheit abgepasst. Der ehemalige Regent hatte sich verändert. Er hatte an Gewicht verloren und war Tomal mit finsterer Miene begegnet. Offenbar traute sich der Todeshändler mit seinen Vertrauten nicht mehr nach Tut-El-Baya. Selbst die geheimen Wege in die Stadt, die sie früher häufig benutzt hatten, schienen ihm nicht mehr sicher genug.
Die Nachrichten Jafdabhs waren erschreckend. Seine Familie und viele seiner Freunde waren hingerichtet worden, der Rat der Fürsten gestürzt und die Hauptstadt nach ihrer Kapitulation in die Hände der Rachuren gefallen. Tomal wollte nicht glauben, dass Madhrab den Kampf und die Stadt aufgegeben und sie den Todsängern und Praistern überlassen hatte. Nach allem, was er über seinen leiblichen Vater gehört hatte, passte dieses Verhalten überhaupt nicht zu dem Bewahrer des Nordens. Irgendetwas war an der Geschichte faul.
Tomal wollte endlich tun, was er schon längst geplant hatte. Er wollte die entscheidende Begegnung mit Madhrab suchen und seinen Vater bitten, den Lesvaraq von der ihm immer lästiger werdenden Seite des Lichts zu befreien. Jafdabh hatte versprochen, ihm bei der Suche nach Madhrab zu helfen.
Der Regent hatte Tut-El-Baya nach der Kapitulation mit seinen Getreuen verlassen. Doch hatte der Todeshändler seine Augen und Ohren nach wie vor überall. Er kannte Mittel und Wege, den Verschollenen aufzuspüren, wo immer dieser sich auch gerade aufhalten mochte.
Als Gegenleistung für Jafdabhs Unterstützung musste Tomal dem Todeshändler versprechen, sich so bald wie möglich um die Geschicke Tut-El-Bayas zu kümmern. Diese Entscheidung war ihm leichtgefallen, nachdem er vernommenhatte, dass die Praister unter der Führung Thezaels die Stadt übernommen hatten. Schon lange brannte Tomal darauf, den Praistern den Garaus zu machen und seine Rache für Corusals Tod zu vollenden. Aber Tut-El-Baya und seine Genugtuung mussten warten. Madhrab, das Buch und schließlich das Herz und Gehirn des Maya-Kriegers – in eben dieser Reihenfolge – waren dem Lesvaraq wichtiger als die Hauptstadt der Klan.
Tomal hatte weitere Sorgen. Blyss hatte geschwiegen, als er zuletzt versucht hatte das Gefäß zu erreichen. Tomal befürchtete schon, das Gefäß habe keine Fortschritte gemacht oder sei womöglich beim Versuch, Kallya zu beseitigen, gescheitert. Der Lesvaraq war ungeduldig. Er beschloss, sich in wichtigen Angelegenheiten nicht mehr auf die Hilfe anderer zu verlassen, selbst wenn er ihnen vertraute.
Das galt auch für Sapius. Seit Tomals Aufenthalt bei den Nno-bei-Maya hatte er nichts mehr von Sapius und den übrigen Streitern gehört. Und obwohl er ihre Spuren am Ort der Zusammenkunft gefunden hatte, war es ihm nicht gelungen, den Kontakt zu Sapius herzustellen. Hatte sich der Magier von ihm abgewandt? Das durfte nicht geschehen. Tomal brauchte Sapius für seine Zwecke. Der Magier war sein Schwert der Dunkelheit. Ohne dieses Band wäre der Zyklus unterbrochen und Tomals Pläne gerieten in Gefahr.
Tomal vergaß seine Sorgen für einen Moment, als Jafdabh mit einigen seiner Männer am Lager des Lesvaraq auftauchte. Vor einigen Tagen war der Todeshändler aufgebrochen, um wichtige Geschäfte zu erledigen und Erkundigungen einzuholen. Angespannt und in der Hoffnung auf hilfreiche Informationen hatte sich Tomal ein Lager in der Nähe Tut-El-Bayas eingerichtet und dort auf die Rückkehr des Todeshändlers gewartet.
»Tja
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