Kryson 05 - Das Buch der Macht
war dem dunklen Hirten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Der Lesvaraq machte sich auf die Suche nach dem Buch der Macht. Er musste es für Saijrae in die Hände bekommen. Die Angst, noch einmal zu versagen, nagte an ihm.
Tarratar holte den Lesvaraq zurück in die Grube. Tomal war beinahe glücklich, den Narren zu sehen, und atmete erleichtert durch. Der erste Wächter setzte allerdings eine finstere Miene auf, als er den Lesvaraq ansah.
»Ihr wurdet geprüft und habt nicht bestanden«, eröffnete er dem Lesvaraq die schlechte Nachricht, »das Buch hat sich gegen Euch entschieden. Daleima bringt Euch zurück zu den anderen Streitern. Wartet dort, bis wir alle Prüfungen abgeschlossen haben.«
»Ich verstehe nicht ... was habe ich falsch gemacht?«, wollte Tomal wissen.
»Das Buch der Macht ist ein Werkzeug des Gleichgewichts«, erläuterte Tarratar, »ich habe Euch schon einmal gewarnt, dass Ihr Euch mit dem Ausgleich in Eurem Inneren befassen solltet.Aber Ihr wolltet nicht hören. Die Vorherrschaft der Dunkelheit musste gebrochen werden. Ihr könnt nicht neben den magischen Brüdern bestehen, also wurdet Ihr unterworfen. Ist das so schwer zu verstehen? Ihr wolltet das Buch ausschließlich zu Eurem Vorteil benutzen. Das Buch der Macht jedoch wird dies nur dann akzeptieren, wenn das Gleichgewicht dadurch nicht gefährdet wird.«
Daleima geleitete den Lesvaraq zu den anderen Streitern, die ihn fragend ansahen. Tomal wandte ihnen den Rücken zu und ließ sich deprimiert vom Verlauf seiner Prüfung und den bleibenden Erinnerungen an die Demütigung durch den dunklen Hirten in einiger Entfernung nieder. Er sprach nicht über seine Erlebnisse.
Der nächste Prüfling war Baijosto. Nach ihm sollten Malidor, Belrod, Sapius, Vargnar und zum Schluss Renlasol an die Reihe kommen.
Baijosto entschied sich auf die Frage Tarratars nach einer Veränderung dafür, seine Begegnung mit dem Krolak zu vermeiden. Die Folgen für das Gleichgewicht hatte der Naikijäger allerdings nicht bedacht. Zwar gelang es ihm dadurch, zeit seines Lebens in der Siedlung der Naiki zu bleiben. Aber er versäumte es auch, die Entführung Solras’ durch die Rachuren zu beobachten und ihre Befreiung durch die Naiki einzuleiten. Solras wurde als Sklavin in die Brutstätten der Rachuren gebracht und gebar dort in der Gefangenschaft Kallya. Der Lesvaraq wuchs unter der Obhut der Rachurenhexe Rajuru auf, bis die mächtige Herrscherin sie schließlich den magischen Brüdern überließ. Die Saijkalrae zerstörten Kallyas Geist und verhinderten so das Zustandekommen des Zyklus. Fortan verschob sich das Gleichgewicht zugunsten der Dunkelheit. Die Zeit der Dämmerung endete auf Ell niemals und die Naiki vergingen allmählich in der Nacht und starben aus.Malidor scheiterte ebenso wie Tomal. Sapius’ ehemaliger Schüler hatte Schwierigkeiten, sich für eine einzige Veränderung zu entscheiden. Erst wollte er seinen Lehrmeister Sapius ausgelöscht sehen und ihn für immer unter den Gescheiterten in den Hallen der Saijkalrae wissen. Doch dann entschied er sich für eine Veränderung seines eigenen Schicksals und wollte der Folter Thezaels entkommen, die ihn einst von den Saijkalrae befreit hatte. Aber auch Malidor unterschätzte die Folgen seines Wunsches. Er musste als Saijkalsan seine Seele dem dunklen Hirten überlassen. Der Zyklus mit Kallya kam nicht zustande. Der Lesvaraq des Lichts unterlag dem Lesvaraq der Dunkelheit und wieder wurde das Gleichgewicht verschoben. Das Buch der Macht lehnte Malidor ab.
Belrods Prüfung war für Tarratar eine Herausforderung. Der Maiko-Naiki wollte keine Veränderung. Er war zufrieden mit dem, was er war und hatte. Tarratar musste den Riesen zwingen, ihm einen Vorschlag zu unterbreiten, damit ihn das Buch prüfen konnte. Schließlich zeigte sich Belrod einsichtig und sagte:
»Solras … glücklich.«
»Was soll das bedeuten?«, hakte Tarratar nach.
Der Maiko-Naiki erklärte ihm umständlich, was es mit diesem Wunsch auf sich hatte. Er wollte nur, dass Solras glücklich war. Es hatte ihm immer wieder das Herz zerrissen, wenn er sie leiden und an manchen, dunklen Tagen trauern sah. Wie Tarratar das allerdings anstellen sollte, überließ Belrod dem Narren. Es gab für Tarratar nur eine Möglichkeit, Belrods Wunsch im Buch der Macht niederzuschreiben.
»Ihr werdet Solras niemals begegnen, sollte ich diese Veränderung vornehmen«, warnte Tarratar den Riesen.
»Solras glücklich!«, beharrte Belrod auf seiner
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