Kryson 05 - Das Buch der Macht
Eintreffen der Drachenchimären, die in seinen Eroberungsplänen eine wichtige Rolle spielten.
Nalkaar hatte schon des Öfteren gehört, dass die stark befestigte Burg als uneinnehmbar galt und einer Belagerung lange standhalten konnte. Auf den Steilklippen hoch über demOstmeer auf massivem Felsgestein gebaut war sie nur von der Landseite angreifbar. Die dicken Schutzmauern waren mit herkömmlichem Kriegsgerät nicht einzunehmen. Ohne die Unterstützung aus der Luft und schweres Belagerungsgerät würden die anstürmenden Rachurenkrieger der Burgverteidigung schutzlos ausgeliefert sein. Dieser Gefahr durfte er die Krieger nicht aussetzen. Immerhin standen ihnen vor der Hauptstadt Tut-El-Baya eine weitere Schlacht und Belagerung noch bevor. Dort wartete die Hauptstreitmacht der Nno-bei-Klan auf die Eroberer. Spähberichten zufolge hatten sich die Klan vor der Stadt in mehreren dicht hineinander gestaffelten Verteidigungslinien eingegraben und warteten mit neuer Bewaffnung auf den Ansturm der Rachuren.
Die Nachrichten über den Wechsel in der Regentschaft waren nicht weniger beunruhigend. Mochte Grimmgour ein Aufeinandertreffen mit Madhrab auch herbeisehnen, um endlich Rache nehmen zu können, so befürchtete Nalkaar das Scheitern ihrer Pläne und eine Niederlage. Er würde nicht den Fehler machen, den Bewahrer des Nordens noch einmal zu unterschätzen. Das Alter mochte Madhrab geschwächt haben. Aber er war in seiner Stellung als Regent ein gefährlicher Gegner, der sich in der Kriegsführung bestens auskannte und den Rachuren als Bewahrer die schmerzlichste Niederlage in ihrer ganzen Geschichte beigebracht hatte.
Das große Erdbeben und den Ausbruch des Vulkans Tartatuk hatten die Rachuren nur am Rande mitbekommen. In einer Nacht hatte die Erde unter ihren Füßen gewackelt und einige Bäume waren umgestürzt. Außerdem war das rote Leuchten des Vulkans bis weit ins Land zu sehen gewesen. Nalkaar hoffte nur, dass Krawahta von der Katastrophe verschont geblieben war. Er hatte keine Lust, nach seiner Rückkehr Aufbauarbeit zu leisten und sich Vorwürfen Rajurus ausgesetzt zu sehen, warum er ein solches Unglück nicht vorausgesehen oder verhinderthätte. Ob er nun etwas dafürkonnte oder nicht. Rajuru gab Nalkaar stets die Schuld.
Nalkaar wollte sich mit Thezael beraten. Der Praister war ein kluger Mann mit strategischem und taktischem Geschick. Mit Grimmgour konnte er kein vernünftiges Gespräch führen. Außerdem befürchtete er, dass sich Rajuru zu sehr einmischen würde, wenn er seine Vorstellungen von der Eroberung und den Planänderungen mit ihrem Sohn teilte.
»Wo bleiben die Drachenchimären?«, fragte Nalkaar den Praister, »habt Ihr sie gesichtet?«
»Nein, Nalkaar. Seit ihrem Abflug vor einigen Tagen habe ich keinen von ihnen gesehen.«
»Sie sollten die Gegend Richtung Norden erkunden und böse Überraschungen aus dem Weg räumen. Aber ich habe sie wesentlich früher zurückerwartet. Sie sind längst überfällig«, zeigte sich Nalkaar besorgt.
»Könntet Ihr nicht weitere Chimären aus Krawahta anfordern?«, fragte Thezael.
»Nein, das ist nicht möglich. Die Rachurendrachen in den Brutstätten sind noch lange nicht so weit. Haffak Gas Vadar hat seine vorletzte Brut erst jüngst für den Kampf freigegeben. Aber wir müssen sie erst zähmen und ausbilden, sonst sind sie nutzlos oder schaden womöglich uns selbst. Die Ausbildung ist schwierig und dauert ihre Zeit«, meinte Nalkaar.
»Ich verstehe«, nickte Thezael, »dann werden wir wohl oder übel warten müssen, bis die Chimären von ihrem Erkundungsflug zurück sind. Über eine Sache wollte ich mit Euch reden, Nalkaar.«
»Was liegt Euch auf dem Herzen?«
»Ihr habt die Richtung unseres Vorstoßes auf feindliches Gebiet und damit wahrscheinlich auch die Eroberungspläne geändert, nehme ich an«, stellte Thezael fest.
»Das ist richtig«, bestätigte Nalkaar.
»Was bedeutet, dass wir deutlich schneller nach Tut-El-Baya kommen werden«, schloss Thezael. »Ist die Hauptstadt nach der Trutzburg zu Fallwas euer nächstes Ziel?«
»Das habt Ihr gut durchschaut, Thezael«, lobte Nalkaar den Praister, »aber warum fragt Ihr mich das? Ihr zieht doch selbst die richtigen Schlüsse aus unseren Wegen.«
»Ja, aber mir geht es um Folgendes«, führte Thezael aus, »Ihr wisst, dass mir Tut-El-Baya und der Kristallpalast wichtig sind. Ich habe mich nicht aus Rachegefühlen dazu bereit erklärt, euren Feldzug zu unterstützen. Ihr habt mir versprochen,
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