Kubu und der Tote in der Wueste
einer Bank und winkte Happy herbei, der in einiger Entfernung stehen geblieben war. Der Junge rührte sich nicht. »Komm schon, Happy!«, rief Tiro. »Ich will endlich essen!«
Vorsichtig kam Happy herüber und schlang den Hamburger hinunter. Tiro zerriss es bei dem Anblick das Herz. Wie können wir es zulassen, dass Kinder so leben?, fragte er sich.
Als Happy den zweiten Burger aufgegessen hatte und mit einem Strohhalm glucksend von der Cola trank, fragte Tiro, wie lange er schon in der Gegend lebe. Happy wusste es nicht genau, aber jedenfalls schon lange. Vorher hatte er in einer sehr armen Gegend gelebt, deren Namen er jedoch vergessen hatte. Tiro fragte ihn nach seinen Freunden, wo er schlief, wenn es regnete, woher er sein Essen bekam und so weiter. Bald erzählte Happy frei von der Leber weg. Obwohl er aufgrund seiner Erfahrungen mit Erwachsenen sehr vorsichtig war, fühlte er sich bei dem Mann, der ihm das Essen gekauft hatte, sicher. Der Mann stellte ihm viele Fragen und neckte Happy, brachte ihn zum Lachen. Der Mann lachte auch, aber lautlos. Man sah das Lachen eher seinen Augen als seinem Mund an.
Nach einer halben Stunde sagte Tiro, er habe in der Zeitung gelesen, dass hier in der Gegend vor ein paar Tagen jemand getötet worden sei. Ob Happy vielleicht irgendetwas gehört oder gesehen habe?
»Oh ja!«, sagte Happy. »Ich habe den Mann und seinen Freund gesehen. Sie haben miteinander geredet.«
Tiro fragte: »Hattest du keine Angst? Ich hätte Angst gehabt.«
»Nein«, antwortete Happy. »Es war dunkel, und sie haben mich nicht gesehen. Wenn sie mich gesehen hätten, hätte ich mich versteckt. Ich kenne viele Verstecke.« Jetzt musste Tiro eine Entscheidung treffen. Happy konnte ein Zeuge sein oder jedenfalls in der Lage, ihnen Informationen über diese beiden Leute zu verschaffen. Er musste die Sache vorsichtig angehen. Happy konnte auf Nimmerwiedersehen verschwinden, wenn er die geringste Bedrohung befürchtete.
»Möchtest du mit mir nach Hause kommen? Ich hätte gern, dass meine Frau dich kennenlernt. Sie mag kleine Jungs, die so nett lächeln wie du. Ich glaube, du wirst sie auch mögen. Wenn du möchtest, kannst du im Zimmer meines Sohnes übernachten. Er ist nicht da.«
Happy machte sofort ein ängstliches Gesicht. Aber er mochte diesen stillen Mann, deswegen sagte er, er würde mitkommen, in der Hoffnung, dass die Frau des Mannes noch mehr zu essen hatte. Vielleicht konnte er etwas beiseiteschaffen, wenn sie nicht hinsahen, und es später verkaufen.
Später an diesem Abend war Happy nicht wiederzuerkennen. Er war sauber und trug Kleidung, die weder Löcher noch Risse hatte. Er war immer noch barfuß, denn er sagte, die Schuhe, die Tiro ihm gegeben hatte, würden ihm an den Zehen wehtun. Mma Tiro war nicht so still wie ihr Mann. Sie war dick und lachte die ganze Zeit. Sie hatte nur einen Blick auf ihn geworfen und ihn gleich in die Badewanne gesteckt – es war sein erstes Bad. Dann warf sie seine Lumpen weg. Als er trocken war, gab sie ihm wunderschöne Kleider aus einem Schrank in einem großen Zimmer, an dessen Wänden Bilder von Leuten hingen, die er nicht kannte. Er war überwältigt von dieser Dame und dem vielen Geld, das die beiden haben mussten, um in solch einem Palast zu wohnen.
Als Tiro am nächsten Morgen die Tür zum Kinderzimmer öffnete, fand er Happy zusammengerollt auf dem Boden. Die weiche Matratze und die flauschige Decke waren so ungewohnt für ihn gewesen, dass er nicht hatte einschlafen können. Irgendwann war er aus dem Bett gekrochen, hatte sich auf dem Boden zusammengerollt und eine Wolldecke über sich gezogen.
Happy bekam einen Riesenschreck, als die Tür aufging. Er wusste nicht mehr, wo er war, aber als er Tiro sah, erinnerte er sich an die Freundlichkeiten des vorigen Abends und lächelte sein wunderbares Lächeln.
»Komm und frühstücke ein bisschen, Happy«, sagte Tiro sanft. »Ich muss zur Arbeit und möchte, dass du mich begleitest.«
Happy sprang auf und ging mit Tiro in die Küche. Tiros Frau zeigte auf einen Stuhl und fragte ihn, wie er geschlafen habe. Happy erzählte ihnen, wie er auf dem Boden übernachtet hatte, was den beiden ein Lächeln entlockte. Mma Tiro stellte Happy einen Teller voller Butterbrote mit Marmelade hin und sagte, er solle aufessen. Sie gab ihm auch eine Tüte mit Obst für später.
Während des Essens fragte Happy nach Tiros Beruf. »Ich bin Polizist«, antwortete Tiro nach kurzem Zögern. Happy verzog ängstlich das
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