Kubu und der Tote in der Wueste
auf dem Wege der Besserung.«
Angus reagierte nicht. »Di, wir haben über den Vorsitz des Unternehmens gesprochen. Wir glauben, dass es sowohl eine neue Führung als auch gewachsene Erfahrung braucht. Wir möchten, dass du den Vorsitz übernimmst und Onkel Cecil Hauptgeschäftsführer wird.«
Dianna setzte einen überraschten Gesichtsausdruck auf. Das Timing muss stimmen, sagte sie sich. Sie zählte im Stillen bis zehn. Dann
fragte sie: »Wie denkst du darüber, Onkel Cecil?« Cecil glaubte, ihm würde vielleicht ein Hintertürchen offen gehalten. »Nun, langfristig sehe ich ...« Aber Angus unterbrach ihn erneut. »Wir sind uns alle einig, Dianna.« Mpau nickte. »Ich glaube, der Vorstand unterstützt den Vorschlag.«
Dianna senkte die Augen. »In diesem Fall danke ich Ihnen, Mr Mpau. Es ist mir eine Ehre, den Vorsitz anzunehmen, vorausgesetzt,mein Onkel ist bereit, die neue, von Ihnen vorgeschlagene Struktur zu unterstützen, die ja nur formell eine Änderungseiner Position bedeutet.« Dann sah sie Cecil fragend an. Schmeichelnd, aber bereits mit triumphierend funkelnden Augen.
Jetzt sahen die Vorstandsmitglieder Cecil an und erwarteten eine Entscheidung von ihm. Wenn er kämpfen wollte, so wusste er, würde er hier einen leichten Sieg davontragen. Die meisten Vorstandsmitglieder würden ihn unterstützen, wenn er beispielsweise um eine Vertagung bäte, die ihm erlauben würde, sich wieder zu sammeln und zu einem anderen Zeitpunkt weiterzukämpfen. Aber wozu? Angus würde einfach eine Sondersitzung einberufen und ihn überstimmen. Und wenn es hart auf hart käme, würde er zu viele Angriffsflächen bieten. Wieder dachte er an Mabaku. Er ließ die Versammlung ziemlich lange warten, während er sich eingestehen musste, dass diese beiden Grünschnäbel ihn mühelos ausgebootet hatten. Verdammt, war es ihnen gelungen, Roger Mpau zu schmieren?
»Ich bin bereit, mit sofortiger Wirkung als Vorsitzender zurückzutreten, und nehme die neue Funktion als Hauptgeschäftsführer an, falls der Vorstand eine solche Stelle schafft«, sagte er schließlich.
Schweigend nahmen die Damen und Herren rund um den Tisch Cecils Entscheidung, kampflos aufzugeben, zur Kenntnis. Dann sagte Dianna förmlich: »Angus und ich haben immer gewusst, dass Onkel Cecil alles für die Firma tun würde, unabhängig von seinen persönlichen Interessen. Das hat er gerade wieder einmal bewiesen.« Sie fing an zu klatschen, und alle Mitglieder des Vorstands, der vor einer halben Stunde noch Cecils Vorstand gewesen war, fielen nach und nach ein. Zum ersten Mal verspürte Cecil Angst. Mein Gott, dachte er, ob Angus und Dianna mich hassen? Ob sie die Wahrheit über den Tod ihres Vaters ahnen? Aber wie kann das möglich sein? Als der Applaus verhallte, ertönte ein höhnisches, rhythmisches Tuten aus dem Telefon. Offenbar war die Verbindung abgerissen.
Dianna schob ihre Papiere zusammen und erhob sich. Alle Augen folgten ihr, als sie um den Tisch herum zum Platz ihres Vaters ging. Sie setzte sich Cecil gegenüber. Es fiel ihm schwer, ihr in die Augen zu sehen. Nach einem kurzen Zögern griff seine Assistentin nach dem Telefonhörer und legte ihn auf. Das Tuten verstummte. Niemand schlug vor, Angus noch einmal anzurufen.
Die Formalitäten waren schnell abgewickelt. Die nötigen Anträge wurden gestellt und angenommen, und der Vorstand ernannte Dianna und Angus Hofmeyr zu neuen Direktoren bis zur nächsten Jahreshauptversammlung. Anschließend wählte er Dianna zur Vorsitzenden und Cecil in die neu geschaffene Stellung als Hauptgeschäftsführer. Schließlich beauftragte er Roger Mpau damit, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung beschäftigen sollte. Dann hob Dianna die Sitzung auf, mit der Begründung, sie brauche jetzt Zeit, sich über die Geschäfte und Strategien des Unternehmens zu informieren. Sie bat Cecil und Roger in den kleinen Konferenzraum nebenan, um gemeinsam eine Presseerklärung auszuarbeiten. Die übrigen Vorstandsmitglieder standen auf und verließen wortlos den Saal. Alle waren besorgt, sowohl wegen ihrer eigenen Position als auch wegen der neuen Führung des Unternehmens.
Cecil zog sich so schnell wie möglich zurück, achtete aber darauf, dass es nicht wie eine Flucht aussah. Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, fuhr er nach Hause. Erst, als er sich in seinem Lieblingssessel niedergelassen hatte, mit einem großen Glas seines zwanzig Jahre alten Lieblings-Lagavulin mit nur wenigen
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