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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stanley
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Tropfen Wasser, begann er, die Ereignisse zu analysieren. Er fragte sich, womit Mpau gekauft worden war, er fragte sich, ob er die Regierung im Nachhinein zu einem Veto bewegen konnte, und er wunderte sich überDiannas allzu passende Abwesenheit, während Angus sie über den grünen Klee pries und sich für sie einsetzte. Über diese Tatsache wunderte er sich ganz besonders. Er sagte sich, dass er seine Schwägerin zu sehr vernachlässigt habe. Er nahm sich vor, sie am nächsten Morgen anzurufen und nachzufragen, ob sie sich wieder erholt habe.
     

Kapitel 44
    Peter Tiro entsprach nicht dem herkömmlichen Bild eines Polizisten. Er war introvertiert, sehr still und äußerte so gut wie nie seine Meinung. Nur wenige Leute lernten ihn näher kennen. Doch Tiros Gesprächsführung war außerordentlich geschickt. Er hörte aufmerksam zu, stellte die richtigen, einfühlsamen Fragen und brachte sein Gegenüber meist dazu, sich ihm zu öffnen. Stets hatten seine Gesprächspartner das Gefühl, ernst genommen zu werden und an einem intensiven Gedankenaustausch teilzuhaben. In Wirklichkeit erfuhr Tiro sehr viel mehr über die andere Person als diese über ihn.
    Es waren Kinder, die den wahren Tiro zum Vorschein brachten. Sein einziges Kind war von einem betrunkenen Jugendlichen getötet worden, der die Kontrolle über sein Auto verloren hatte, von der Straße abgekommen und auf den staubigen Bürgersteig gerast war. Tiros neun Jahre alter Sohn war gerade auf dem Nachhauseweg von der Schule, als er von dem Auto überfahren wurde. Der einzige Trost war vielleicht, dass er sofort tot war. Der Verlust seines Sohnes hatte Tiros Liebe zu Kindern noch intensiviert, ebenso wie die Tatsache, dass er und seine Frau keine weiteren bekommen konnten.
    Detective Tiro war abkommandiert worden, in den Straßen rund um den Tatort nach Hinweisen auf den Mord an dem unbekannten, hünenhaften Schwarzen zu suchen. Am späten Nachmittag war er langsam vom Parlament aus die Promenade in Richtung Nationalmuseum entlangspaziert und hatte mit den vielen Straßenverkäuferinnen geredet, die ihre Waren zur Nacht zusammenpackten. Keine hatte in der Mordnacht etwas gesehen. Als Tiro sich der Independence Avenue näherte, rannte ein schmutziger Straßenjunge auf ihn zu und bettelte ihn um Geld oder etwas Essen an. Das Kind trug Lumpen, Jungen- und Mädchenkleidung durcheinander, und war mit dem allgegenwärtigen Botswanastaub bedeckt. Sogar hier draußen an der frischen Luft hielt Tiro die Luft an, so stechend stank der Kleine nach altem Schweiß. Trotz seines fürchterlichen Zustands, der durch seine erbärmlichen Lebensumstände bedingt war, sah der Junge Tiro mit einem so sonnigen Lächeln an, dass er das Herz des Polizisten zum Schmelzen brachte.
    »Dumela«, grüßte Tiro freundlich auf Setswana. »Hallo. Ich heiße Peter. Und wie heißt du?«
    Der Junge blickte ihn unsicher an. Er war es nicht gewohnt, dass jemand freundlich mit ihm sprach. Normalerweise wurde er angeschrien, getreten oder weggejagt, wenn er zum Beispiel etwas von einer Straßenbude klaute. Ein Erwachsener, der »Hallo« sagte und nach seinem Namen fragte, machte ihn äußerst misstrauisch. Er sah sich um, ob das vielleicht eine Falle war, aber es war ansonsten niemand zu sehen. Er beschloss, es darauf ankommen zu lassen – vielleicht würde ihm dieser Mann ein paar Thebe geben.
    »Dumela«, antwortete er, auf einen Angriff gefasst. »Ich heiße Happy. Manche von den Frauen nennen mich Sethunya, aber das mag ich nicht.«
    »Die alten Frauen nennen dich Sethunya, weil du ihren Tag verschönst wie eine Blume. Aber ich sage Happy zu dir.« Tiro schwieg. Dann fragte er: »Wie alt bist du?«
    Happy taute ein wenig auf. »Dreizehn«, antwortete er lächelnd.
    Tiro schüttelte den Kopf. Er wusste ganz genau, dass der Junge mindestens zwei Jahre dazugeschwindelt hatte. Wahrscheinlich war er erst zehn. »Wo ist deine Mutter?«, fragte er.
    Happys Lächeln erstarb. »Ich habe keine Mutter. Alle diese Frauen sind meine Mütter«, sagte er und zeigte auf die Straßenverkäuferinnen.
    »Wo wohnst du?« Tiros Stimme klang sanft.
    Happy zeigte auf eine Gasse.
    »Hast du Hunger?«, fragte Tiro und deutete auf einen kleinen Imbiss, der preiswerte Gerichte zum Mitnehmen anbot.
    Sofort war Happy wieder auf der Hut. Tiro fuhr fort: »Du siehst hungrig aus, und ich muss auch etwas essen. Komm mit.« Er ging an den Schalter und bestellte zwei Hamburger und zwei Coca-Cola. Er nahm die Tüte mit dem Essen zu

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