Kubu und der Tote in der Wueste
Gesicht. Tiro fuhr fort: »Ich bin ein Detective. Das ist jemand, der versucht, die bösen Menschen zu finden, die Verbrechen begehen. Erinnerst du dich daran, was du mir von dem Mann erzählt hast, der neulich auf der Straße getötet wurde?« Happy nickte misstrauisch. »Nun«, fuhr Tiro fort, »ich bin dazu da, herauszufinden, wer ihn ermordet hat. Aber das ist sehr schwierig, weil niemand weiß, wer es war. Niemand hat ihn gesehen; niemand weiß, wo er ist.«
»Aber ich habe ihn gesehen! Das habe ich Ihnen doch gesagt.«
Tiro gab vor, erstaunt und überrascht zu sein. »Das hatte ich ganz vergessen! Stimmt, das hast du mir erzählt.« Er schwieg einen Moment und fragte dann: »Würdest du mir helfen, diesen Mann zu finden? Ich brauche deine Hilfe.« Dabei sah er Happy an.
»Was soll ich denn machen?«, fragte Happy vorsichtig.
»Nicht viel«, sagte Tiro. »Ich stelle dir einfach ein paar Fragen, und du erzählst mir, was du gesehen hast.« Happy nickte. Tiro schenkte dem Jungen noch ein Glas Milch ein.
»Der Mann, der getötet wurde, war ein großer schwarzer Mann. Er war zusammen mit einem weißen Mann«, sagte Happy. »Ich habe sie zusammen die Straße entlanggehen sehen.«
»Woher sind sie gekommen?«, unterbrach ihn Tiro. »Vom Fußballplatz.«
Er meint das Fußballstadion, dachte Tiro.
»Ich habe sie gesehen«, fuhr Happy fort. »Sie haben unter einem großen Baum gestanden. Ich habe sie reden hören. Dann gab es einen lauten Knall wie von einer Pistole, und der weiße Mann ist weggegangen.« Er hielt inne. »Ich habe nach dem schwarzen Mann gesehen. Er lag auf dem Boden. Sein Gesicht war voller Blut. Ich bin weggerannt und hab’s dem Straßenkehrer gesagt. Dann kam die Polizei, und ich hab mich versteckt.«
»Wie hat der weiße Mann ausgesehen? Hast du ihn gesehen?«
»Es war dunkel. Ich weiß nur, dass er einen Bart hatte.«
»Wie groß war der Mann?«, fragte Tiro.
»Größer als Sie.«
»So groß?« Tiro zeigte eine Handbreit über seinen Kopf. Happy schüttelte den Kopf. Tiro hob die Hand noch höher. »So groß?« Happy schüttelte den Kopf. »Zeig mir, wie groß«, sagte Tiro. Aber Happy schüttelte nur den Kopf.
»Ich weiß es nicht mehr«, sagte er.
»Hast du gehört, worüber sie geredet haben? Wir müssen versuchen, den weißen Mann zu finden, und dabei hilft uns jede Kleinigkeit.«
»Ich habe sie reden hören, aber ich habe nichts verstanden. Komische Wörter. Kein Englisch. Kein Afrikaans. Kein Setswana. Komische Wörter. Der weiße Mann hat rumgeschrien.«
Eine halbe Stunde später saßen Tiro und Happy unter einem Baum im Einkaufszentrum der Innenstadt. Tiro hatte Happy zu überreden versucht, ihn in die Dienststelle zu begleiten. Er wollte, dass sich Happy ein paar Kassetten anhörte, in der Hoffnung, er würde die Sprache erkennen, die die beiden gesprochen hatten. Aber Happy weigerte sich und sagte, das sei ein »schlechter Ort« für ihn. Schließlich entdeckte Tiro einen tragbaren Kassettenrecorder und nahm ihn mit hinaus auf die Straße. Tiro hatte darüber nachgedacht: ein Schwarzer und ein Weißer, die in komischen Wörtern miteinander sprachen, weder Englisch noch Afrikaans . Er überlegte, welche europäischen Sprachen noch in den Nachbarländern gesprochen wurden, und hätte wetten können, dass es eine der drei häufigsten war: Deutsch, das immer noch überall in Namibia geläufig war, Französisch, das viele im Norden Botswanas sprachen, und Portugiesisch, die offizielle Landessprache im nahe gelegenen Angola.
»Hör dir das mal an«, sagte Tiro und legte eine deutsche Kassette in den Recorder ein. Er drückte die Starttaste, und Happy hörte eine komische Sprache, die fast wie Afrikaans klang. Er schüttelte den Kopf. Als Nächstes versuchte Tiro es mit Französisch, aber wieder schüttelte Happy den Kopf. Doch als Tiro die portugiesische Kassette einlegte, hob Happy den Kopf. »Sch ... Sch!« Er zischte ein paar Mal, als wollte er jemanden zum Stillsein mahnen. Tiro verstand, dass Happy versuchte, die häufigen »Sch«-Laute am Ende vieler portugiesischer Wörter zu imitieren.
Happy lächelte und sprang auf. »So hat es sich angehört. Komische Wörter.«
Kapitel 45
Aus schierer Frustration über den Mangel an Fortschritten fuhr Kubu schon um sechs Uhr morgens ins Büro. »Ich kann nicht schlafen. Mein Kopf brummt. Ich bin ganz durcheinander. Da kann ich genauso gut arbeiten gehen!«, sagte er zu Joy, als er sich über das Bett neigte und sie zum
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