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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stanley
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studiert und bist jetzt ein wichtiger Mann, trotz deiner Jugend. Ich bin sehr stolz auf dich. Aber die Medizinmänner treiben ihr Unwesen in einer anderen Welt. Einer Welt der Angst und der Macht. Jeder Teil eines jeden Tieres besitzt Macht, und die mächtigsten Tiere besitzen die größte Macht. Die Menschen am meisten. Böse Medizinmänner saugen diese Macht aus ihren Opfern heraus. Aber sie müssen sich die Opfer erst hörig machen, damit sie es schließlich zulassen. Die Opfer sind meistens Kinder, in der Regel Mädchen, die die Medizinmänner mit Hilfe ihrer Macht leicht kontrollieren können. Aber nicht erwachsene weiße Männer, die ihnen niemals Glauben schenken würden.« Der ältere Mann schüttelte den Kopf. Er schien es zu bedauern, dass er so viel gesagt hatte. Eine Weile saßen sie verlegen da , weit auseinandergerückt. Beide waren erleichtert, als Joy sie fröhlich zum Essen rief und die Spannung durchbrochen wurde.
    Nach dem Essen fuhr Kubu seine Eltern nach Hause, küsste seine Mutter und empfing den Segen seines Vaters. Er hatte es Joy und Pleasant überlassen, nach dem Mittagessen aufzuräumen. Die beiden Frauen genossen es, zusammen zu sein, und er hätte ihnen mit seiner gedrückten Stimmung nur den Nachmittag verdorben. Er hatte ihnen gesagt, er gehe für eine Weile ins Büro, weil er noch einen Bericht zu Ende schreiben müsse.
    Als er das Präsidium erreichte, stellte er fest, dass die Paviane vom Kgale Hill heruntergekommen waren und auf den Gebäuden herumturnten. Sie kletterten auf die Mauer rund um den Komplex, wühlten in den Grünanlagen und balancierten sogar auf den Rändern der Wasserfässer auf dem Nachbargrundstück herum. Kubu mochte die Paviane. Sie heiterten ihn auf. Wo sonst, dachte er zufrieden, würde das Präsidium einer renommierten Kriminalpolizei als Sonntagsspielplatz für Paviane dienen?
    Doch als er schließlich in seinem Büro saß, konnte er nicht arbeiten. Noch einmal nahm er sich den Artikel im Sunday Stan dard vor. Er checkte seine E-Mails. Alles ohne Belang. Er holte die Akten heraus, las sie aber nicht. Schließlich gab er auf. Er wählte eine Handynummer.
    »MacGregor«, sagte die Stimme mit dem unverkennbaren schottischen Schnurren. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ian, ich bin’s, Kubu. Wie geht es dir?«
    »Ganz gut, Kubu. Wem oder was verdanke ich dieses unerwartete Vergnügen? Doch hoffentlich nicht schon wieder eine neue Leiche? Das wird ja langsam zur Epidemie.«
    »Nein, Ian, das ist es nicht. Hättest du ein bisschen Zeit für mich? Ich weiß, es ist Sonntag, aber es könnte wichtig sein.«
    »Oh, von mir aus gerne, Kubu. Ich bin sowieso im Büro und erledige noch ein bisschen Schreibkram. Nichts Dringendes. So in einer Viertelstunde?«
    Fast auf die Minute pünktlich klopfte Kubu kurz darauf an die Tür von Ians Büro, einem Kabuff in einem Gebäude in Gefängnisnähe. MacGregor verbrachte die meiste Zeit im Krankenhaus oder an Tatorten.
    Ian bellte: »Herein!« Kubu trat ein und schüttelte dem ergrauten Schotten die Hand. MacGregor machte es sich an seinem Schreibtisch gemütlich und begann, an seiner Bruyèrepfeife zu saugen. Er hatte das Rauchen vor etwa fünfzehn Jahren nach einer hitzigen Diskussion mit einem Lungenspezialisten aufgegeben, aber die Pfeife bot dennoch ein wenig inneren Frieden und trug zum Bild eines echten Schotten bei. Ian würde glatt im Kilt zu einem förmlichen Dinner gehen, dachte Kubu, so stolz war er auf seine Herkunft.
    »Also, David, mein Junge, was kann ich für dich tun?« Kubu breitete die Sonntagszeitung auf dem Schreibtisch aus. »Hast du das
    gelesen, Ian?«
    Ian nickte. »Üble Sache. Garantiert mussten sie die Ringe abschneiden, wegen der Schwellung, weißt du.«
    »Ich kannte ihn ziemlich gut. In der Schule waren wir sogar sehr eng befreundet. Wir haben ein ziemlich komisches Pärchen abgegeben. Der steinreiche weiße Junge und der Sohn eines kleinen schwarzen Farmpächters. Zwei Cricketfans. Vielleicht hat mich Cricket deswegen so sehr fasziniert, weil es ein Teil dieser anderen Welt war, die sich damals gerade für mich öffnete. Wie die Oper. Ich war sofort begeistert, als ich zum ersten Mal damit in Berührung kam. Angus hat mir meinen Spitznamen verpasst, ›Kubu, du bist Kubu‹, hat er gesagt. Und dann war ich Kubu. Einfach so.«
    »Ach, ich hatte ja keine Ahnung, dass du ihm je begegnet bist. Tut mir wirklich schrecklich leid. Du brauchst was zu trinken. Ich bewahre hier etwas für Notfälle auf. Und

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