Kubu und der Tote in der Wueste
begann Rabafana, »uns ist bewusst, dass das ein unpassender Zeitpunkt ist, um geschäftliche Fragen aufzuwerfen. Aber Sie wissen, dass Sie eine Verantwortung gegenüber dem Vorstand, dem Minister, ja, allen Bürgern Botswanas haben.« Nama nickte. Er hätte es nicht treffender ausdrücken können. »Wir möchten gerne mit Ihnen über die Zukunft des Unternehmens diskutieren. Wir haben das Modell akzeptiert, dass Sie die Geschäfte weiter führen, während sich Dianna auf das konzentriert, was die Südafrikaner die Umgestaltungsfragen nennen.« Cecil fand das eine ziemlich harmlose Interpretation der tatsächlichen Ereignisse, sparte sich aber einen Kommentar.
»Meine Güte«, fügte Rabafana hinzu, »ich muss schon sagen, unser Minister war ziemlich bestürzt über einige von Angus’ Beiträgen. Nicht besonders passend, wo wir doch die Buschleute so erfolgreich integriert und ihre Rechte geschützt haben. Und äußerst peinlich im Hinblick auf diese UN-Untersuchung. Dennoch war der Vorstand beeindruckt von Angus’ Leidenschaft und Engagement.«
Nama nickte zustimmend und fuhr fort: »Ehrlich gesagt fragen wir uns, Cecil, wo das Unternehmen jetzt steht. Angus hat den Trust vertreten, und wir betrachten Dianna als seine Frontfrau.« Cecil zuckte zusammen bei so viel politischer Korrektheit. »Aber wie soll es jetzt weitergehen?«, fügte Rabafana hinzu.
»Möchten Sie wissen, wie die Situation für den Trust und das Unternehmen nach Angus’ Tod aussieht?« D&D nickten synchron, mit ernsten Gesichtern. »Nun, ich habe hier irgendwo eine Kopie der Trusturkunde«, sagte Cecil und zog das Dokument aus dem passenden Aktenschrank, obwohl er es auswendig kannte.
Er kehrte zu seinem Platz zurück und schlug das Dokument auf. »Es ist ziemlich eindeutig. Angus’ Anteile – und damit sein Stimmrecht im Trust, und infolgedessen im Unternehmen – fallen an seine Erben. Mit anderen Worten, sie gehören zur Erbmasse. Ich habe noch keine Testamentskopie gesehen, aber soweit ich weiß, geht alles bis auf ein paar kleinere Legate an Dianna. Sie wird fast drei Viertel des Trusts besitzen. Es bleibt also alles so, wie es jetzt ist, nur kann man sie nicht länger als Frontfrau bezeichnen.« Keiner seiner beiden Besucher sah besonders erfreut aus. »Es sieht so aus, als müsste der Minister lernen , mit ihr zu leben«, fügte Cecil hinzu, der einem kleinen Seitenhieb einfach nicht widerstehen konnte. Doch Rabafanas nächste Frage traf ihn unvorbereitet.
»Was wäre geschehen, wenn Angus vor seinem dreißigsten Geburtstag gestorben wäre? Erst an diesem Tag hat er doch die Anteile an dem Trust geerbt, richtig?«
Cecil suchte in der Trusturkunde. Schließlich sagte er: »Wenn er kinderlos gestorben wäre – was ja wohl der Fall ist −, wären seine fünfzig Prozent an diverse Wohltätigkeitsorganisationen gegangen. Ich wäre der Erbschaftsverwalter gewesen und hätte meinen Anteil
ebenfalls erhöht. Warum wollen Sie das wissen? Die Frage ist doch rein theoretisch?«
»Allem Anschein nach«, bestätigte Rabafana.
»Ja, rein theoretisch«, sagte Nama. Dann fragte er durchaus gezielt, aber so, als wäre es ihm gerade erst eingefallen: »Was würde passieren, wenn Dianna jetzt etwas zustoßen würde? Gelten für sie die gleichen Regelungen?« Cecil warf ihm einen misstrauischen Blick zu und zog erneut das Dokument zu Rate. »Das steht hier nicht so genau«, erwiderte er schließlich. »Wahrscheinlich fällt ihr Anteil an die Erbmasse, aber genau kann das nur ein Notar sagen. Doch was soll uns das interessieren?« Eine Zeitlang sagte keiner etwas. Dann wechselte Nama das Thema.
»Cecil, der Minister macht sich große Sorgen wegen der Veränderungen im Konzern. Erst hat Dianna den Vorsitz übernommen, ohne sich vorher mit uns zu beraten, dann hatte Angus diesen tragischen Unfall, und nun diese Unsicherheit bezüglich Ihrer und Diannas Position. Wir können uns eine Instabilität in diesem Unternehmen nicht erlauben. Es ist zu wichtig für das wirtschaftliche Wohlergehen Botswanas.«
Rabafana nahm den Faden auf. »Der Minister würde es begrüßen, wenn das Volk von Botswana ein größeres Mitspracherecht in dem Unternehmen hätte und mehr Anteile besäße. Wir finden es an der Zeit, die Eigentumsverhältnisse zu restrukturieren und die Geschäfte transparenter, demokratischer zu gestalten. Wie stehen Sie dazu?«
Cecil zuckte mit den Schultern. »Angus schien einer solchen Entwicklung gegenüber aufgeschlossen zu sein. Aber Sie
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