Kubu und der Tote in der Wueste
und Cecil zu besuchen. Danach schien es ihr besser zu gehen. Sie war sehr erpicht darauf, in die Unternehmensführung einbezogen zu werden. Ich glaube, Cecil hat sie darin bestärkt. «
»Was halten Sie von der Rolle, die Cecil bei alldem gespielt hat?«
»Cecil? Ich traue ihm nicht, und ich mag ihn nicht. Aber er hat nicht den Mumm für einen Mord. Wissen Sie, dass Gerüchte in Umlauf waren, er hätte Rolands Flugzeug sabotiert? Es war lächerlich. Ich wusste, dass das Unsinn war. Der liebe, hübsche Cecil? Oh nein.«
Kubu wandte sich einer anderen Frage zu, die ihm Kopfzerbrechen bereitete. »Ich erinnere mich daran, dass sich Angus diverse Sportverletzungen zugezogen hat, aber nicht, dass er sich je etwas gebrochen hätte. Kann es sein, dass er sich irgendwann mal beide Arme gebrochen hat?«
Pamela lachte. »Oh ja, natürlich. Als er ungefähr zwölf war, hielt er bei uns auf dem Anwesen eine zahme Ginsterkatze. Eines Tages dachte er, sie käme nicht mehr von einem Baum herunter. Ich sagte ihm, sie käme schon runter, wenn sie Lust dazu hätte, aber er wollte unbedingt hinaufklettern, um sie zu retten. Er ist gefallen und hat sich beide Arme gebrochen. Die Katze hüpfte dann einfach an ihm vorbei.«
Kubu nickte. Angus hatte ihm diese Geschichte nie erzählt. Erfahrungen, bei denen er keine so gute Figur gemacht hatte, verschwieg er lieber.
Dann kam der Ermittler zu dem heikelsten Punkt. »Mrs Hofmeyr, ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Offenheit. Ich weiß, dass das sehr schmerzlich für Sie sein muss, aber würden Sie mir bitte etwas über Diannas Verhältnis zu Ihrem anderen Sohn erzählen?«
»Nun, da gibt es nicht viel zu erzählen. Er starb, als er neun Jahre alt war. Ein Leopard hat ihn auf unserem Grundstück angegriffen. Damals habe ich Roland gesagt, ich würde mit den Kindern weggehen, egal, ob er mitkäme oder nicht. Nach Daniels Tod war Diannasehr durcheinander. Ich bin sogar mit ihr zu einer Ärztin gegangen, um ihr darüber hinwegzuhelfen. Eine Weile war sie depressiv, doch dann schien sich ihre Persönlichkeit zu verändern. Sie verhielt sich plötzlich wie ein Junge. Sie überredete ihren Vater dazu, ihr ein Gewehr zu kaufen, und Angus brachte ihr das Schießen bei. Sie war immer ein wildes Ding gewesen, wohl weil sie mit ihren Brüdern mithalten wollte, aber sie hatte nie zuvor ein Interesse daran gezeigt, andere Lebewesen zu töten. Die Jungen dagegen waren seit jeher erpicht auf die Jagd. Roland nahm sie regelmäßig mit, um sie zu Männern zu machen, wie er sagte. Aber Angus hat erzählt, dass Dianna eine gute Schützin war. Ein paar Jahre später erlegte sie einen Leoparden und behauptete, es sei derselbe gewesen, der Daniel getötet hatte. Sie hätte ihn am Fellmuster wieder erkannt. Es bereitete ihr große Genugtuung.«
Irgendetwas störte Kubu an dieser Geschichte, aber er wusste nicht genau, was es war. Dianna hatte gesagt: »Es war Daniels Schuld.« Aber was war seine Schuld gewesen, und warum dachte sie das?
»Mrs Hofmeyr, auf dem Weg ins Krankenhaus hat Dianna mehrmals den Satz wiederholt ›Es war Daniels Schuld‹. Wissen Sie, was sie damit gemeint haben könnte?«
»Nein, keine Ahnung«, antwortete Pamela. »Vielleicht war es eine ferne Erinnerung.«
»Können Sie sich an den Namen der Ärztin erinnern, zu der Sie damals mit Dianna gegangen sind?«, fragte Kubu.
»Es war eine Psychologin hier in Gaborone. Ihren Namen weiß ich nicht mehr. Ein Freund von Roland an der Universität hatte sie uns empfohlen. Ich nehme an, dass Sie sie finden können, wenn es wichtig ist.«
Kubu nickte. Ob die Ärztin noch praktizierte? Er würde es herausfinden.
Noch eine letzte Frage beschäftigte ihn. »Mrs Hofmeyr, haben Sie im März Anrufe erhalten, bei denen sich jemand als Angus ausgab?«
»Darüber habe ich natürlich nachgedacht. Er hat mich drei Mal angerufen. Ich kann mich nicht mehr Wort für Wort an die Gespräche erinnern, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es nicht Angus war, sondern vielmehr ...« Plötzlich verlor sie die Beherrschung. Sie biss sich auf die Unterlippe, drehte sich von dem Polizisten weg und verbarg ihre Tränen. »Sie muss so unglücklich gewesen sein!«, stöhnte Diannas Mutter.
Kubu erhob sich. »Ich muss Sie jetzt nicht weiter belästigen, Mrs Hofmeyr. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mich empfangen und mir so viel Zeit geopfert haben. Machen Sie sich keine Umstände, ich finde schon selbst hinaus.«
Und was habe ich jetzt davon?,
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