Kubu und der Tote in der Wueste
und er passte in sein Budget. Außerdem glaubte er, ein französischer Wein sei ein ungewöhnliches Geschenk. Er wusste nicht, dass diese Marke trotz des klingenden Namens eines von Südafrikas preiswerteren Erzeugnissen war.
Joy hieß Bongani an der Tür willkommen und stellte ihn Pleasant vor, deren erster Eindruck positiv war: groß, schlank, attraktive Gesichtszüge. Viel weiter kam sie nicht, denn nachdem Bongani einen Gruß gemurmelt hatte, blieb er stumm wie ein Fisch.
»Kann ich dir etwas zu trinken bringen?«, fragte Pleasant. Er nickte. »Dann verrat mir doch mal, was du gerne hättest«, neckte sie ihn. »Scotch, Wasser, Wein, Cola?« Er stand nur da und antwortete nicht. Sie wartete einen Augenblick und sagte dann: »Gut, wenn du dichnicht entscheiden kannst, wird es eben eine Überraschung.« Sie drehte sich um und ging in die Küche. Bongani spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg, als er Joy und Pleasant laut lachen hörte.
Kurz darauf kehrte Pleasant mit einem Glas Weißwein zurück. »Ich hoffe, du magst ihn«, sagte sie. »Ein südafrikanischer Sauvignon blanc, wurde mir empfohlen.« Er nahm das Glas an und stotterte einen Dank. Erleichtert sah er, wie Kubu sich näherte. Pleasant setzte gerade zu einer Frage an, als die nächsten Gäste kamen, Director Mabaku mit seiner Frau Marie, begleitet von Ilias unaufhörlichem Kläffen.
»GutenAbend, Joy, gutenAbend Kubu. GutenAbend allerseits!«
Kubu schüttelte ihnen die Hand und bot ihnen etwas zu trinken an.
»Ein kleines Glas Weißwein, bitte«, sagte Marie.
Kubu wandte sich Mabaku. »Mr Director, was kann ich Ihnen anbieten? Ich habe einen guten Whiskey da.«
»Nein, danke, Kubu, ich probiere lieber einen Ihrer berühmten Weine. Wie wär’s mit einem leckeren Roten mit Sprudelwasser?«
»Sie möchten Mineralwasser in den Wein?« Kubu traute seinen Ohren nicht.
»Natürlich!«, antwortete Mabaku.
Kubu musste sich beherrschen, um nicht auf dem Weg zur Küche den Kopf zu schütteln. »Auf gar keinen Fall werde ich Mineralwasser in meinen Wein schütten!«, grummelte er. »Nicht mal in den Château Libertas!«
Er servierte Marie den Weißwein und Mabaku einen Roten und ein Glas Mineralwasser.
»Ich habe Ihnen das Mineralwasser in einem Extraglas gebracht«, sagte Kubu. »Ich wusste nicht, wie viel Sie wollten.«
Mabaku nahm die beiden Gläser mit einem knappen »Danke« an und schüttete sofort das Wasser in den Wein, die Mischung zurück ins Wasserglas und dann wieder ins Weinglas, bis er zwei Gläser mit sprudelnder, rosafarbener Flüssigkeit hatte.
Zu Kubu gewandt sagte er: »Schorle! Weinschorle! Noch nie davon gehört?« Kubu fehlten die Worte. Er nickte nur und zog sich zurück, um ein Wort mit Bongani zu wechseln, der immer noch etwas verloren wirkte. Mabaku versuchte vergeblich, ein Lächeln zu unterdrücken.
Ein paar Minuten später flitzte Ilia aus dem Haus, schlidderte über die Veranda und kehrte mit Ian MacGregor zurück. Der eingefleischte Junggeselle kam allein, obwohl es durchaus Frauen gegeben hatte, die ihn zu bekehren versucht hatten. Kubu stellte ihn den Gästen vor, die er noch nicht kannte.
»Oh je«, murmelte Ian Kubu zu. »Das einzige Glas Milch auf einem Tablett mit heißer Schokolade!« Kubu musste laut lachen. Er fasste Ian am Arm und nahm ihn mit in die Küche, damit er sich seinen Scotch aussuchen konnte.
Bongani hatte nicht vor, mit irgendjemandem ein Gespräch anzuknüpfen, schon gar nicht mit Pleasant, dieser lebhaften jungen Frau, die sich einen Spaß daraus machte, ihn zu necken. Wieder
einmal empfand er das vertraute Unbehagen, das auf solchen Partys in ihm aufstieg. Er wünschte sich ja, gemocht zu werden und dazuzugehören, hatte aber kein Vertrauen in seine Fähigkeit, sich anzupassen. Er verstand nicht, wie vernünftige Erwachsene stundenlang hohlen Mist reden konnten. Sicherlich würde er so eine alberne Unterhaltung nicht länger als ein paar Minuten aushalten. Dann wüsste er nicht mehr, was er sagen sollte. Er zog es vor, sich mit einem Gesprächspartner in Ruhe hinzusetzen und über etwas Interessantes zu reden, über ernsthafte Themen wie die globale Erderwärmung oder die Waldrodung.
Pleasant wiederum fand Bonganis Schüchternheit sympathisch und fühlte sich davon angezogen. Die meisten Männer, die sie kannte, waren schnell mit Lob und Komplimenten bei der Hand, aber selten hatte sie das Gefühl, dass sie es ehrlich meinten. Ein Kompliment von Bongani hingegen würde wirklich etwas
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