Kubu und der Tote in der Wueste
reckte sich und ging zum tiefen Ende des Pools, bereit hineinzuspringen. »Da haben wir doch die Antwort auf meine Frage , die du die ganze Zeit vermieden hast, Onkel Cecil«, sagte sie und warf einen Blick zu ihm hinauf. »Als zukünftige Direktorin wäre es doch sinnvoll, mich allmählich über die Bodenschatz-Geschäfte von BCMC zu informieren. Warum lädst du Jason nicht zum Abendessen ein? Sag mir Bescheid. Ich komme dann von Hotel aus rüber.«
Cecil war sich nicht sicher, ob er wollte, dass der junge Geologe seinen Charme vor Dianna versprühte, daher murmelte er etwas Ausweichendes. Er musste sich jetzt allmählich auf den Weg machen, sonst wäre der ganze Vormittag vergeudet. Er erhob sich und wollte sich von seiner Nichte verabschieden, aber Dianna war schon im Pool und tauchte zum anderen Ende.
Kapitel 10
Bei seiner Ankunft im Büro begrüßte Cecil herzlich seinen Sekretär Jonny und nahm erfreut eine Tasse frisch aufgebrühten Kaffee entgegen. Eine Viertelstunde vor seinem Termin mit dem Geologen zog er einen braunen Umschlag aus seiner Schreibtischschublade und las den Inhalt noch einmal sorgfältig durch. Zufrieden steckte er das Schreiben zurück in den Umschlag und legte diesen wieder in die Schublade. Er fuhr mit beiden Händen über die Ledereinlage auf der Schreibtischplatte, als wollte er sie glätten, und genoss die Berührung mit der viel benutzten Antiquität. Der Schreibtisch hatte Roland gehört. Als Cecil den Firmenvorsitz
übernahm, hatte er das Büro unverändert gelassen.
Er machte sich nicht die Mühe aufzustehen, als Jason eintrat, und bedeutete ihm mit einem Wink, auf einem Sessel Platz zu nehmen. Sie tauschten die üblichen Höflichkeitsfloskeln aus. Jason war durchschnittlich groß und tief gebräunt. Er hatte einen dichten schwarzen Bart und trug, wie hierzulande allgemein üblich, ein Khakihemd und die passende Hose, allerdings Schuhe dazu, keine Schnürstiefel. Er fragte, wie Angus bei seinen Orientierungsreisen vorankäme, und betonte, wie sehr ihn Diannas Besuch gefreut habe. Cecil beschloss, dass er ebenso gut den Neigungen der beiden jungen Leute nach - geben könne, und lud Jason nach Hause zum Abendessen ein. Schließlich war er ein angenehmer Zeitgenosse und verschmähte auch einen guten Whiskey nicht. Jason zögerte einen Augenblick und nahm dann die Einladung an. Nach diesem vielversprechenden Anfang wirkte er gleich ein wenig entspannter.
Cecil ging zum Geschäftlichen über. »Lassen Sie uns über die Maboane -Mine sprechen. Wirft sie immer noch hochwertige Diamanten ab?«
»Sogar noch bessere! Wir werden in diesem Quartal schwarze Zahlen schreiben, zumindest, was die Ausbeutung betrifft. Die Sondierungskosten dagegen sind gestiegen.«
Cecil hätte auf diese Einschränkung verzichten können, aber er nickte und wartete darauf, dass Jason fortfuhr.
»Wir befinden uns in einer sehr ergiebigen Schicht des Kimberlits. Wir holen jetzt sowohl Diamanten von mehreren Karat als auch die kleineren heraus, die wir schon immer abgebaut haben. Das bestätigt, was ich schon lange vermutet habe: dass De Beers den stufenförmigen Verlauf der Erzschicht übersehen hat und sich von einer – wie man fälschlicherweise sagen könnte – Goldmine abgewandt hat.« Jason lachte über seinen eigenen flauen Witz, aber Cecil war nicht erfreut darüber, an das Joint Venture mit De Beers erinnert zu werden. Sie hatten gehofft, damit ein Vermögen zu verdienen, aber als der Diamantengigant das Projekt als zu wenig profitabel eingeschätzt und verworfen hatte, war er in eine schwierige Lage gekommen. Seitdem war er für den Enthusiasmus des Geologen weniger empfänglich und stand seinen Behauptungen nicht mehr so leichtgläubig gegenüber. Außerdem besaß er jetzt diesen Brief, der seine Skepsis nährte.
»Das Problem ist, dass wir nicht wissen, wie weit sich dieser ergiebige Teil erstreckt«, fuhr Jason fort. »Augenblicklich schürfen wir in einer Mine, die ordentlichen Profit abwerfen wird, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Der Rest dieses Eisbergs befindet sich in den umgebenden Kimberlit-Pipes. Dort liegt die eigentliche Mine.«
»Auch De Beers wusste von diesen Pipes.«
Jason schüttelte den Kopf. »Nein, die haben nur die Kimberlit-Gangstock-Ansammlung gefunden, aber nicht die umgebenden Pipes identifiziert. Sie sind nicht magnetisch, deshalb hat das De-Beers-Magnetometer sie nicht erfasst. Wir haben sie mit Hilfe einer Gravitationsuntersuchung entdeckt. Ich habe
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