Kubu und der Tote in der Wueste
und holte sich unterwegs einen neuen Drink. Joy hatte keine Schwierigkeiten, Gesprächspartner zu finden, wenn auch ausschließlich Männer. Gerade unterhielt sie sich mit Angus.
»Kubu, was hast du für eine wunderbare Frau, und so klug, sogar zu klug für mich! Wie hast du sie dazu überredet, ausgerechnet dich zu heiraten? Dein Glück, dass sie mich nicht vorher um Rat gefragt hat.« Während sie weiter über dieses Thema witzelten, gesellte sich Dianna zu ihnen. Sie wirkte erschöpft und wandte sich, die Bengus vollkommen ignorierend, an ihren Bruder.
»Angus, wir müssen mit Cecil über die Finanzen reden. Ich habe mich gerade mit Andy unterhalten, dem Finanzdirektor, und ich glaube ...« Angus unterbrach sie. »Erinnerst du dich an David Bengu? Meinen Kricketfreund aus der Schule? Ich habe ihn immer Kubu genannt. Und das ist seine wunderbare Frau Joy.«
Dianna nickte ihnen zu. »Angus, wir müssen uns wirklich ernsthaft unterhalten! Von Cecil bekomme ich keine vernünftigen Antworten auf meine Fragen!«
»Ach, Di, überlass das doch mir. Ich rede nächste Woche mal mit Cecil. Ich kümmere mich darum. Warum amüsierst du nicht einfach heute Abend?«
Für einen Augenblick schwieg Dianna. »Überlass das den Männern, willst du das damit sagen? Ich soll mein hübsches Köpfchen nicht mit Geschäften belasten? Du bist genau wie Cecil. Er behandelt mich wie ein kleines Mädchen, das zur Zierde der Familie vorgeführt wird! Er nimmt mich auch nicht ernst! Ihr beide seid genau wie Dad früher!«
»Onkel Cecil hat als Vorsitzender der Gesellschaft wirklich gute Arbeit geleistet.«
»Ach, und woher willst du das wissen?«
Angus versuchte, ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen. »Di, wir feiern gerade eine Party. Wir können gerne später darüber reden. Hier, nimm ein Glas Champagner.«
»Du willst einfach dein Playboyleben weiterführen, stimmt’s, Angus? Von dir aus kann weiterhin Cecil die Gesellschaft leiten und die Fäden ziehen. Aber ich bin auch noch da, und so wird es nicht kommen. Glaub mir.«
Angus bekam rote Ohren, teils aus Ärger und teils aus Scham wegen dieser unpassenden Auseinandersetzung vor Kubu und Joy.
»Di, nicht du bestimmst, wie es kommt. Ich entscheide, was das Beste für die Gesellschaft und den Trust ist, und auch für dich, wenn du es genau wissen willst. So hat Dad es gewollt, und so wird es geschehen.«
»Wage es nicht, so mit mir zu reden!«, fauchte sie mit zusammengebissenen Zähnen, wandte sich von Angus ab und murmelte etwas. Dann fluchte sie mit tiefer, verbitterter Stimme. Zuerst dachte Kubu, sie rede mit ihm, aber sie blickte seitlich an ihm vorbei, die Augen auf einen Punkt hinter ihm gerichtet. Er sah sich um, aber da war niemand. Als er sich wieder umwandte, schien sie ihn zum ersten Mal zu bemerken. Sie starrte ihn kurz an, drehte sich um und ging ohne ein Wort. Nach einem kurzen Zögern entschuldigte sich Angus und eilte ihr hinterher.
»Was war das denn?«, fragte Kubu seine Frau. »Hat sie mit uns geredet?«
Joy schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Sie hat dich gar nicht angesehen. Sie war wütend auf Cecil Hofmeyr. Stand er hinter dir?«
Kubu schüttelte den Kopf. »Nein, er ist da drüben auf der anderen Seite.«
Die Unterhaltungen um sie herum kamen wieder in Gang, und Mabaku trat mit seiner Frau Marie zu ihnen.
»Was war denn hier los?«
»Ein Streit unter Geschwistern, glaube ich«, antwortete Kubu und nahm sich ein paar Minipizzen mit Kaviar von einem Tablett, das herumgereicht wurde. »Sicher nicht wichtig.«
Joy war anderer Meinung, das sagte ihr ihr Instinkt. Und auf lange Sicht sollte sie Recht behalten
Dritter Teil
DER ZETTEL
Ein Beingeripp,
dem ein beschriebner Zettel
im hohlen Auge liegt?
Ich will ihn lesen.
SHAKESPEARE
Der Kaufmann von Venedig,
2. Akt, 6. Szene
Kapitel 14
Am Morgen, nachdem er aus Dale’s Camp zurückgekehrt war, kam Kubu ein wenig später als sonst an seinen kleinen Schreibtisch. Er stellte seine Aktentasche ab und ging in die Kantine, um sich eine Tasse Tee zu holen. Während Kubu sich Milch eingoss, kam, offenbar in gleicher Mission, Edison Banda herein. Er war aus Malawi zugezogen und ebenfalls Ermittler bei der Kripo. Kubu erzählte Edison von dem Kamissa-Mord und bat ihn, auf Meldungen von vermissten Weißen zu achten. Dann informierte Edison Kubu über seine neuesten Fälle – ein versuchter Raubüberfall auf einen Spirituosenhandel und einige Einbrüche in Privathäuser. Kubu
Weitere Kostenlose Bücher