Kubu und der Tote in der Wueste
Donnerstagnacht bei uns getankt. Bei Barzahlung registrieren wir keine Kennzeichen.«
»Wer hat diese Kunden bedient?«
»Mashu, mein Mitarbeiter. Er hatte an diesem Tag Dienst, wie Sie an der Unterschrift auf der Quittung erkennen können.
»Kann ich ihn sprechen?«
»Nein. Er ist nicht da.«
Kubu atmete tief durch. Noko war nicht widerspenstig; er war nur einfach nicht hilfsbereit. »Wo ist er?«, fragte Kubu, und da er die Antwort erriet, fügte er hinzu: »Und wann kommt er wieder?«
»Er hat frei. Morgen hat er tagsüber Dienst.«
»Danke. Dann rufe ich morgen noch einmal an.«
»Okay, Mr Superintendent.« Dann legte er auf, und Kubu hörte es nur noch tuten.
Es wurde fast vier Uhr, bis es Kubu endlich gelang, den Reiseleiter ausfindig zu machen, einen gewissen Koos van der Merwe. Dieser bestätigte, dass Tjeerd Staal, ein Student aus den Niederlanden, die Reisegruppe in Khutse verlassen hatte. Van der Merwe fragte Kubu, warum die Polizei sich dafür interessiere. Kubu erklärte es ihm und fragte: »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen? Haben Sie etwas gesehen oder gehört, was darauf hinweisen könnte, dass er in Schwierigkeiten war?«
»Nein, das nicht. Im Rucksack Resort hat er am letzten Abend Krach mit einem deutschen Studenten bekommen – es hatte irgendwas damit zu tun, wie die Regierung von Botswana mit den Buschleuten umgeht. Der Deutsche hieß mit Vornamen Joachim, seinen Nachnamen weiß ich nicht mehr. Den kann ich Ihnen aber besorgen, wenn Sie wollen.«
»Wann haben Sie Staal zum letzten Mal gesehen?«
»Hm. Am nächsten Tag saßen beide im Bus, allerdings in verschiedenen Ecken. Komisch. Als Staal zur Rückfahrt nicht erschien, hat mir ausgerechnet der Deutsche erzählt, Staal habe ein Mädchen von einer Campinggruppe kennengelernt, er wolle noch ein bisschen in Khutse bleiben, und das Mädchen würde ihn dann nach Gaborone mitnehmen. Ich fand es seltsam, dass ausgerechnet der Deutsche wusste, was Staal vorhatte. Aber ich habe mir keine Sorgen gemacht, denn so etwas passiert andauernd. Die jungen Leute ändern ständig ihre Pläne.«
Kubu schwieg und dachte nach. »Buchen Sie auch die Rückflüge nach Deutschland?«, fragte er schließlich.
»Normalerweise ja. Warten Sie einen Moment, hier habe ich den Reiseplan. Beide fliegen Ende nächster Woche zurück, und zwar von Gabs aus über Johannesburg. Staal ist am Samstag auf den Flug von Johannesburg nach Amsterdam gebucht. Tannenbaum – so heißt der Deutsche mit Nachnamen – fliegt am Donnerstag nach Jo’burg und dann mit der Lufthansa nach Frankfurt. Tannenbaum verlässt Gabs am Donnerstagnachmittag um sechzehn Uhr mit der Botswana Air, Flug Nummer 123, Staal mit demselben Flug am Samstag.«
»Sie haben mir sehr geholfen, Mr van der Merwe, vielen Dank. Sie wissen nicht zufällig, wie man die beiden erreichen kann?«
»Leider nicht. Die sind jetzt allein unterwegs.«
»Informieren Sie mich bitte, falls Sie von einem der beiden etwas hören sollten.« Kubu gab ihm seine Telefonnummer und legte auf. »Mist!«, rief er laut, denn er wusste, dass ihm erneut eine lange Fahrt bevorstand.
Er rief beim Fahrdienst an, um einen Wagen zu reservieren und informierte Director Mabakus Assistentin Miriam, dass er am nächsten Morgen raus ins Rucksack Resort fahren müsse. Er schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass sie ihn nicht auffordern würde, es Mabaku selbst zu sagen, und seufzte erleichtert, als sie versprach, die Nachricht weiterzugeben.
Kapitel 15
Für seine lange Fahrt wählte Kubu diesmal Don Giovanni. Irgendwie brauchte er den Rat des Don. Joy hatte ihn aufdie Geschichte festgenagelt, die er Pleasant erzählt hatte, und erwartete jetzt eine besondere Überraschung. Kubu wich das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht, und er sang mit Hingabe und Begeisterung.
Er hatte geplant, zwei Flughühner mit einem Stein zu erlegen, und den Umweg über Letlhakeng genommen, fand aber zunächst die Number-One-Tankstelle nicht. Die Hauptstraße war wegen Bauarbeiten gesperrt, und die Umleitungen waren äußerst verwirrend – an vielen Stellen führten sie einfach über offenes Land in der Nähe der Straße. Irgendwann fragte Kubu eine Gruppe Jugendlicher nach dem Weg. Sie saßen auf einem Mäuerchen und hatten ihren Spaß daran, wie die Autofahrer an ihnen vorbeifuhren, nur um wenige Minuten später wieder bei ihnen zu landen. Sie erklärten ihm, dass die Tankstelle beziehungsweise die Werkstatt, wie sie sie nannten, neben der Straße nach
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