Kubu und der Tote in der Wueste
auf der Vorderseite sind aus einem anderen Holz. Die Reparatur muss mit genau den gleichen Holzarten ausgeführt werden, wenn man die überhaupt auftreiben kann.«
»Wer weiß von dem Geld?«
»Das ist kein Geheimnis. Jeder meiner Angestellten müsste davon wissen. Aber keiner würde sich von einer so kleinen Summe locken lassen, das versichere ich Ihnen.«
»Ist sonst noch etwas gestohlen worden?«
Cecil zögerte und senkte wieder den Blick auf den beschädigten Schreibtisch. »Nicht soweit ich bisher feststellen konnte. Die Schränke dort drüben« – er zeigte auf die Einbauschränke an der gegenüberliegenden Wand, hielt den Blick aber auf den Schreibtisch gerichtet – »enthalten zahlreiche wichtige Firmeninformationen. Aber woher sollen wir wissen, ob etwas fehlt oder vielleicht kopiert wurde?«
Mabaku unterbrach ihn. Er hatte mit seinem Handy im Präsidium angerufen und Bescheid gesagt, sie sollten anstatt eines Ermittlers die Spurensicherung schicken.
»Das ist eine sehr ernste Sache«, sagte er bedeutungsvoll. »Ihre Firma gehört zu den führenden Unternehmen Botswanas. Wer weiß, wie sehr es unserem Rating auf internationaler Ebene schaden könnte, wenn das Vertrauen in unsere Sicherheit erschüttert würde.«
»In der Tat. Aus genau diesem Grund wäre ich Ihnen dankbar, wenn wir den Vorfall diskret behandeln könnten.« Fast schien Cecil es zu bedauern, dass sein Sekretär überhaupt die Polizei benachrichtigt hatte. »Ich weiß, dass eine solche Untersuchung weit unter Ihrem Niveau ist, Director Mabaku, aber ich bin dankbar, dass Sie hier sind. Sie haben sofort erkannt, worauf es ankommt. Wir wollen jegliche unnötige Hysterie vermeiden. Wegen des Diebstahls von ein paar Pula, du lieber Himmel.«
Kubu dachte mehr über den Diebstahl als über das inter nationale Finanzwesen nach. »Schließen Sie die Tür ab, wenn Sie Ihr Büro verlassen?«
»Ja, immer.«
»Hat irgendjemand sonst einen Schlüssel?«
»Oh ja. Mein Sekretär Jonny hat zum Beispiel einen, denn er muss ein- und ausgehen.«
»Wer weiß davon?«
»Na ja, ebenfalls alle höheren Angestellten. Aber das ist doch unerheblich, oder, Superintendent Bengu? Das Fenster auf der Männertoilette im Erdgeschoss wurde eingeschlagen. Von den Angestellten bräuchte das doch keiner zu tun.«
»Das stimmt.« Kubu nickte, als wäre das ein stichhaltiges Argument. Doch nach einer kurzen Pause fragte er: »Um welche Uhrzeit
haben Sie gestern Abend Ihr Büro verlassen?« »Gegen sechs, glaube ich.« »Und heute Morgen sind Sie kurz vor uns eingetroffen?« »Ja, wie ich bereits gesagt habe.« »War Ihr Sekretär noch hier, als Sie gestern gingen?«
Cecil überlegte. »Er war nicht an seinem Arbeitsplatz, aber ich habe ihn nicht gehen sehen. Manchmal trainiert er im Fitnessraum. Er arbeitet auch oft bis spät abends.«
»Und Sie sind sicher, dass nichts anderes aus der Schublade genommen wurde?«
Cecil schüttelte den Kopf. »Nein, ich bewahre nur das Geld darin auf.«
Kubu wandte sich enttäuscht an Mabaku.
»Vielleicht sollten wir jetzt den anderen Fall ansprechen, Director? Anschließend würde ich mich gern mit dem Sekretär und dem Wachmann unterhalten, mir das zerbrochene Fenster ansehen und überprüfen, wer seit gestern Abend sonst noch hier war. Und wir wollen Mr Hofmeyrs Zeit doch nicht zu sehr in Anspruch nehmen, oder?«
Mabaku konnte nicht anders, als zuzustimmen. Er sah Cecil fragend an.
»Natürlich, meine Herren. Bitte setzen Sie sich.« Cecil, der bereits an seinem kostbaren Schreibtisch Platz genommen hatte, erwartete offenbar von den beiden Polizisten, dass sie sich ihm gegenübersetzten. Im Raum stand ein Konferenztisch, aber er gab deutlich zu verstehen, dass dies kein längeres Treffen werden sollte. Er war nicht in der Stimmung für Gesellschaft. Kubu warf einen Blick auf die zum Schreibtisch passenden antiken Stühle mit ihren mickrigen Beinen und fragte sich, ob sie ihn aushalten würden. Vorsichtig setzte er sich, doch der Stuhl fühlte sich trotz seines zarten Aussehens stabil an. Die Franzosen des achtzehnten Jahrhunderts, die sich solche Stühle leisten konnten, hatten vermutlich in Gänseleberpastete und Bordeaux geschwelgt und daher wohl auch Gewichtsprobleme gehabt.
Kubu sah sich um. An einer Wand hing ein weiteres Porträt, diesmal von Roland und Cecil hoch zu Pferd, irgendwo im afrikanischen veld. Kubu fand, dass Roland viel dynamischer und energischer wirkte als sein Bruder, der sich ihm unterzuordnen
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