Kubu und der Tote in der Wueste
Krankenschwester. Alle sahen ihn sorgenvoll an. Er überlegte, die Augen wieder zu schließen, in der Hoffnung, dass sie dann weggehen würden. Doch der Arzt beugte sich über ihn und hielt drei Finger hoch.
»Wie viele Finger sehen Sie, Superintendent Bengu?«, fragte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
»Drei«, antwortete Kubu matt.
»Sehen Sie sie klar oder verschwommen?«
»Ziemlich klar.«
Der Arzt nickte, offenbar zufrieden, und stellte sich wieder ans Fußende des Bettes. Er starrte Mabaku an. »Sie können jetzt mit ihm reden, aber nur kurz. Er hat einen harten Schlag abbekommen, und wir können von Glück sagen, dass er keine schwere Gehirnerschütterung hat. Sie dürfen ihn jetzt nicht aufregen!« Bei dieser Bemerkung musste Kubu unwillkürlich lächeln. Wie sollte es Mabaku schaffen, ihn nicht aufzuregen?
»Wie fühlen Sie sich, Kubu? Sie haben uns ja einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
Kubu registrierte, dass Mabaku ihn mit seinem Spitznamen angeredet hatte. Er versuchte, die Kontrolle über seinen Körper zu gewinnen, damit er seinem Chef antworten konnte. Sein Kopf tat sehr weh, und sein rechter Ellbogen fühlte sich an, als hätte ihn jemand mit einem Hammer bearbeitet. An seinem linken Arm hing ein Tropf. Alles fühlte sich unwirklich an. Das muss das Schmerzmittel sein, das sie mir gegeben haben, dachte er verschwommen.
»Es geht eigentlich«, antwortete er. »Aber ich habe wahnsinnige Kopfschmerzen, und mein Ellbogen tut weh.«
»Sie sind daraufgefallen, als Sie umgekippt sind. Sie haben einen sehr harten Schlag abbekommen und waren stundenlangbewusstlos. Die Ärzte dachten erst, Sie hätten einen Schädelbruch, dann, es sei eine ernste Gehirnerschütterung.« Mabaku musterte den Hügel im Bett, fand seinen alten Sarkasmus ansatzweise wieder und fügte hinzu: »Aber ich habe ihnen gesagt, Ihr Kopf sei aus hartem Holz, und sie bräuchten sich keine großen Sorgen zu machen.«
Kubu rang sich ein schwaches Lächeln ab. »Wo ist Joy?«, fragte er.
»Sie ist gerade für ein paar Minuten rausgegangen. Sie ist hier, seit man Sie vor mehreren Stunden reingebracht hat. Sie war ganz außer sich. Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, allein zu Kobedis Haus zu fahren, vor allem, nachdem ich angeordnet hatte, die Ermittlungen in diesem Fall einzustellen?«
Kubu hatte keine Lust, darauf zu antworten, und wechselte rasch das Thema. »Wann hat man mich gefunden? Und wer hat mich entdeckt?«
»Die Nachbarn haben einen Schuss gehört. Sie hatten bereits die Polizei gerufen, und eine Streife war unterwegs. Ansonsten wäre es Ihnen womöglich genauso ergangen wie Kobedi. Der Constable hat sofort einen Krankenwagen gerufen. Wie sind Sie überhaupt in das Haus hineingekommen? Sie hatten keinen Durchsuchungsbeschluss.«
»Die Tür war offen, und ich hatte den Verdacht, dass etwas faul war«, improvisierte Kubu. »Und ich hatte recht. War Kobedi tot?«
»Als die Polizei eintraf, noch nicht, aber er ist auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Man hat ihn niedergeschlagen und anschließend erschossen.«
Kubu überlegte. »Ich habe mich hinuntergebeugt, um ihn mir anzusehen. Unter ihm lag etwas. Ich glaube, ein Stück Papier. Dann habe ich hinter mir ein Geräusch gehört. Ich habe mich umgedreht, und da hat er mich erwischt. Es war ein außergewöhnlich großer Schwarzer, aber ich habe ihn nur für Bruchteile von Sekunden gesehen. Ich glaube, er hat eine Art Armeekleidung getragen. Ich habe ihn aber nicht richtig gesehen. Den Pistolenkolben dagegen habe ich deutlich gespürt.«
»Könnten Sie ihn beschreiben?«
»Ich könnte versuchen, bei einem Phantombild zu helfen.«
Dem Arzt reichte es. Er sagte, so etwas käme augenblicklich überhaupt nicht in Frage, und bat Mabaku zu gehen. Kubu überlegte, wie praktisch es wäre, den Arzt bei allen Gesprächen mit seinem Boss dabeizuhaben.
»Doktor, Sie müssen wissen, dass ein Mann gewaltsam ums Leben gebracht wurde und Assistant Superintendent Kubu ein wichtiger Zeuge ist. Seine Aussage kann dabei helfen, den Mörder zu fassen. Ich beanspruche ihn nicht länger als notwendig.« Der Arzt räusperte sich verärgert und schien sich auf eine Diskussion einlassen zu wollen, als Joy hereinkam. Sie sah, dass Kubu wach war, eilte zu seinem Bett und küsste ihn. Das wiederum versetzte die Krankenschwester in Unruhe, und Mabaku beschloss, aufzugeben.
»Ich komme später wieder, wenn es Ihnen etwas besser geht, David. Wahrscheinlich gleich
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