Kubu und der Tote in der Wueste
fragte sich, welcher Wein wohl am besten zu einem Soufflee passte.
Kapitel 32
Kubu fuhr um sechs Uhr los, um dem schlimmsten Verkehr zuvorzukommen und Carmen genießen zu können. Er
kannte die Oper nicht gut, mochte aber ihre unwiderstehlichen Zigeunerrhythmen. Erst als Escamillo die mitreißende Torero-Arie anstimmte, setzte Kubu mit seiner enthusiastischen Unterstützung ein und spielte sie mehrmals hintereinander ab, um sich die Zeit zu vertreiben.
Der Fahrer der Mine holte ihn um kurz nach acht in Letlhakeng ab. Er fuhr einen alten Landrover, dessen Stoßdämpfer auf den wie Wellblech geriffelten, unbefestigten Straßen den Geist aufgegeben hatten. Bis zur Mine waren es fast fünfundzwanzig Meilen auf einer schlechten Sandstraße, und Kubu war müde, als sie ankamen. Er hatte nicht damit gerechnet, etwas Anständiges zu essen und zu trinken zu bekommen, und wurde nicht positiv überrascht. Aber immerhin gab es kalte Getränke. Jason erwies sich als angenehmer Gastgeber, und er trug tatsächlich einen dichten schwarzen Bart. Kubu vermutete, dass er Dianna Hofmeyrs nächtlicher Besucher war. Das würde Joy und Edison bestimmt interessieren.
Vor dem Mittagessen nahm Jason ihn mit hinauf in die Mine und führte ihn herum, sogar in den Diamanten-Sortierraum. Aber er folgte Kubu wie ein Schatten. Anschließend zeigte ihm Jason die Verarbeitungsanlage und die große Abraumhalde, auf der das zermalmte, jetzt wertlose Gestein landete. Jason erklärte, die Halde wüchse täglich alles in allem um etwa dreißig Zentimeter. Kubu bemühte sich, sichbeeindruckt zu zeigen, obwohl er Minen bestenfalls als notwendiges Übel betrachtete. Vielleicht bemerkte Jason es; jedenfalls fügte er hinzu, der Abraum würde nach der Schließung der Mine zurück in die Grube geschüttet werden, als Teil des Sanierungsprogramms. Die Mine selbst betraten sie nicht.
»Wäre es möglich, dass es da unten einen Unfall gegeben hat?«, fragte Kubu. »Könnte Aron vielleicht von einem Erdrutsch oder einer einstürzenden Wand begraben worden sein?« Jason schüttelte den Kopf. »Nein, wir wissen jederzeit genau, wer sich in der Mine aufhält, teils aus Sicherheitsgründen, teils als Schutzmaßnahme. Diamanten sind wertvoll, Superintendent. Außerdem wird jedes Ereignis protokolliert. Nichts ist passiert an dem Tag, an dem Aron verschwunden ist.«
Zurück in den Wohnquartieren verbrachte Kubu einige Zeit damit, Arons Bungalow zu untersuchen. Alles war sauber und ordentlich. Es sah aus, als hätte ein ordnungsliebender Junggeselle aufgeräumt und sauber gemacht und wäre dann zur Arbeit gegangen, in der Absicht, bald zurückzukehren. Kubu entdeckte mehrere Bierflaschen im Eisschrank, die gefroren und geplatzt waren. Ansonsten schien nichts kaputt oder durcheinander zu sein. Er befragte alle Anstellten und mehrere Vorarbeiter. Natürlich kannten alle Aron und sagten nichts Negatives über ihn. Aber er hatte keine richtigen Freunde. Er war ein ziemlicher Einzelgänger, der seine Arbeit liebte, gerne las – meist Geologiebücher und Romane von Laurence van der Post − und sich viel mit dem benachbarten Buschmann-Stamm beschäftigte, den er öfter besuchte.
Einige Leute hatten ihn am Tag vor seinem Aufbruch gesehen, und er schien wie üblich guter Laune gewesen zu sein. Niemand hatte ihn wegfahren sehen, aber solche Touren wurden normalerweise frühmorgens begonnen, um die Tageshitze zu vermeiden. Die Kantinenmitarbeiter erinnerten sich daran, dass er zusätzlichen Proviant mitgenommen hatte, aber er hatte ihnen nicht erzählt, wann oder wohin er fahren wollte.
Die Letzte, mit der sich Kubu unterhielt, war Shirley Devlin aus der Buchhaltung. Sie hatte dem, was er bereits von den anderen wusste, nichts hinzuzufügen, schien aber etwas auf dem Herzen zu haben. Schließlich fragte er: »Miss Devlin, können Sie sich sonst noch an etwas erinnern? Irgendetwas Seltsames oder Ungewöhnliches? Etwas, das Sie mir vielleicht erzählen möchten?«
Sie zögerte einen Moment und meinte dann: »Tja, Superintendent, eines war schon komisch. Es ist aber nicht an dem bewussten Tag passiert, sondern ungefähr einen Monat vorher. Aron kam zu mir und bestand darauf, sämtliche Kimberley-Prozessdokumentationen der letzten drei Monate mit den Rückgaben an die Mine zu vergleichen. Wir haben Stunden dafür gebraucht.« Wieder zögerte sie, und Kubu nickte ihr aufmunternd zu. »Na ja, er hat behauptet, das sei eine neue Vorgabe. Ich wollte bei Jason nachfragen,
Weitere Kostenlose Bücher