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Kuckucksmädchen

Kuckucksmädchen

Titel: Kuckucksmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Lohmann
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trotzdem besser.
    Â»Du hast mir sehr geholfen, danke schön.«
    Â»Ich weiß«, lächelt sie, reicht mir eine Packung Taschentücher für die Fahrt und zwinkert dabei unauffällig meinem Herzen zu.
    Â»Was machst du eigentlich mit den restlichen Gummibärchen, wenn du immer nur die grünen isst?«, frage ich sie auf dem Weg nach draußen.
    Â»Die bekommt Clemens. Er mag praktischerweise die grünen nicht. Ergänzt sich ganz gut. Hab ich doch gesagt. Wir teilen fast alles.«
    Auf der Rückfahrt von Lüneburg nach Hamburg fährt auf halber Strecke der Metronom aus der entgegengesetzten Richtung an mir vorbei. In diesem Zug muss Clemens sitzen. Wahrscheinlich postet er gerade über sein Smartphone, wie gut es sich anfühlt, aus dem lauten, hektischen Hamburg zurück in seine kleine Fachwerkhausstadt zu kommen. Ich drücke meine Stirn an das kalte Zugfenster und verabschiede mich von ihm. Clemens, der gleich nach Hause zu Mila kommen wird. Clemens, der sich an den Tisch setzen wird, an dem gerade eben ich noch saß, und der sich die restlichen Gummibärchen in den Mund schieben wird, bevor er in Richtung Schuppen geht, um sein geliebtes Fahrrad zu reparieren. Clemens, von dem ich nie erfahren werde, ob ich ihm wirklich unwichtig war. Oder so wichtig, dass er noch nicht mal Mila von uns erzählt hat.

6
    Â» The only constant in life is change. «
    Ich habe wieder angefangen zu arbeiten. Und als ob das Schicksal geahnt hätte, dass ich gerade keine neuen traurigen Kunden mehr ertragen könnte, die mir schluchzend erzählen, wie viele Stunden ihre tote Tante in die Sammlung ihrer Käthe-Kruse-Puppen gesteckt hat, macht es mir zur Abwechslung meinen Job mal einfach.
    Es schickt mir einen kalten, schnöseligen Unternehmensberater Mitte dreißig, der nach New York zieht und keine Zeit und Lust hat, sein Alsterappartement selbst aufzulösen. Das ist eigentlich nur konsequent, schließlich hat er es auch nicht selbst eingerichtet. Irgendein liebloses Inneneinrichtungsbüro hat ihm Küche, Bad, Schlaf- und Wohnzimmer direkt aus dem Katalog in sein Zuhause kopiert. Großflächige, weiß glänzende Möbel auf dunklem Laminat. Teure Designerstühle vorm künstlichen Kamin. In der Küche die obligatorische stahlgebürstete Kücheninsel und ein Kühlschrank mit Antifingerprint-Formel. Es ist unpersönlich, es ist kalt, und es ist ihm egal. Aber für mich ist es eine willkommene Abwechslung. Endlich komme auch ich mal in den Genuss, kaugummikauend und gelangweilt durch die Räume eines Kunden zu schlendern, abschätzig den Kopf zu schütteln und Dinge zu sagen wie: »Hier ist nix mehr zu holen«, »Das alte Ding will doch keiner mehr haben« oder »Da müssen Sie mir aber was draufzahlen, dass ich den Schrott noch hier abhole«.
    Der Herr Unternehmensberater läuft mir gelangweilt hinterher und zuckt mit den Achseln. »Machen Sie, was Sie wollen. Meine Firma zahlt. Wichtig ist nur, dass Sie in einer Woche damit fertig sind. Ich muss jetzt los. Ihre Fotos können Sie ja auch alleine machen, oder?«
    Als die Tür hinter mir zugegangen ist, setze ich mich erst mal aufs unberührte Ligne-Roset-Sofa und versuche, mich zu akklimatisieren. Dieses perfekte, aber kalte Alsterappartement ist das genaue Gegenteil des kleinen, unfertigen und trotzdem gemütlichen Fachwerkhauses von Mila und Clemens.
    Clemens. Der letzte Name auf meiner Liste. Auch hinter ihn kann ich nun einen Haken machen. Mein Projekt ist damit offiziell beendet.
    Irgendwie bezeichnend, dass es gerade seine neue Freundin war, die mir am Ende am besten helfen konnte. Dass es Mila war, die mir klargemacht hat, dass zum Leben eben auch Entscheidungen gehören. Dass ich nicht irgendwann all meine Lieben nachholen oder fortsetzen kann: das Leben mit Ilya, die Romanze mit Max, das Happy End mit Jonathan. This is no video game. Es gibt keine hundert Ersatzleben mehr, wenn ich dieses hier an die Wand fahre. Oder, wie mein Herz ausdrückte: Es gibt einen Zeitpunkt, zu dem ich Ja zu einem Plan sagen muss. Mila und mein Herz, die beiden waren eh ein gutes Team und irgendwie oft einer Meinung, fällt mir gerade auf. Hat sie nicht tatsächlich auch zu mir gesagt, ich solle auf mein Herz hören?
    â€“Ja, hat sie. Ich habe es genau gehört.
    â€“Wenn die wüsste …
    â€“Ich vermute, sie weiß es, Wanda.
    â€“Ach. Glaubst du,

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