Küchenfee
Veränderung ins Haus, die ihr Leben endgültig komplett auf den Kopf stellen könnte.
Svenja zappelte aufgeregt auf ihrem Stuhl herum und strahlte Lilli verzückt an, der schmerzhaft bewusst wurde, dass die Begeisterung ihrer Tochter ausschließlich durch die Hoffnung auf viel Geld ausgelöst worden war.
Lilli erklärte den Mädchen, was der Sender ihr angeboten hatte und welchen zeitlichen Aufwand die Produktion einer fast täglichen Sendung bedeutete.
»Ihr beiden, was haltet ihr von der Sache?«
»Ich finde das ganz, ganz toll! Alle meine Freundinnen werden total neidisch sein«, schwärmte Svenja.
»Ich werde aber, wenn ich das mache, viel von zu Hause weg sein. Ich weiß noch nicht, wie viel Zeit mich das kosten wird. Es sind ja bestimmt nicht nur die vierzehn Tage, an denen die Sendungen für die nächsten zwei Monate gedreht werden. Besprechungen, Planungen und Proben werden auch anstehen. Wenn ich zusage, werde ich erst einmal kaum noch daheim sein. Das ist dir doch klar, Svenja?«
»Das macht doch nichts. Dafür wirst du aber ganz viel Geld verdienen. Und wir können in ein tolles Haus ziehen. Und ich kann Gesangsstunden nehmen. Und du triffst ganz viele berühmte Leute. Und ich kann die dann auch kennenlernen. Hach, das wird toll!«
»Ist das alles, was dich daran interessiert, du hohle Tussi?«, murmelte Kati mit gerunzelter Stirn. »Typisch.«
»Ach, du alte Langweilerin«, jubelte Svenja fröhlich, »du kannst mich heute gar nicht ärgern!«
»Was hältst du denn von dem Angebot, Kati? Deine Meinung interessiert mich sehr«, sagte Lilli.
»Ich freue mich für dich, Ma – wenn du dich auch freust. Ich fände es schade, wenn du dann ständig in Köln wärst. Euer Geschäft läuft doch so gut. Dafür hättest du dann erstmal kaum noch Zeit, oder? Und es macht mir Spaß, euch zu helfen.«
»Schleim, schleim, schleim!«, sang Svenja. »So eine schleimige Langweilerin! Das doofe Geschäft ist doch egal. Fernsehen ist viel besser!«
»Halt jetzt endlich mal die Klappe!«, fauchte Kati. »Würde es dir vielleicht Spaß machen, Ma nur noch im Fernsehen zu sehen? Und soll sie Tante Gina einfach hängen lassen?«
»Na und? Ist doch super, wenn Mama ein Star ist. Und dann lernt sie viele interessante Leute kennen, die mir helfen können, Sängerin zu werden! Oder Moderatorin!«
»Das ist das Dümmste, was ich je von dir gehört habe, Svenja. Und du hast schon jede Menge Mist von dir gegeben. Und so was ist meine Schwester! Das ist ja voll peinlich!«
»Mädchen, bitte«, versuchte Lilli zu schlichten. Aber es war bereits zu spät.
»Mama, sag Kati, sie soll nicht so mit mir sprechen! Die ist ja nur neidisch.«
»Neidisch? Worauf denn wohl? Auf dich? Das ist ja wohl ein Witz! Wenn ich so hohl wäre wie du … Ich würde mich schämen! Dir geht es immer nur um Geld und um deinen Vorteil.«
»Du bist eine hässliche, langweilige Pute!«, schrie Svenja schrill. »Du gönnst keinem etwas! Nur weil dich keiner leiden kann, kannst du auch keinen leiden.«
»Du spinnst ja, Svenja. Pass auf, was du sagst!«
»Wieso? Stimmt doch! Warum hast du denn keinen Freund? Weil du so hässlich bist! Warum hat dein geliebter Tobi denn eine andere Freundin? Weil du so hässlich bist und immer schlecht drauf!« Svenja starrte Kati provozierend an.
Katis Hand schoss vor und verpasste Svenja eine saftige Ohrfeige, ehe Lilli eingreifen konnte. Ein feuerroter Handabdruck blieb zurück.
»Mama«, heulte Svenja. »Kati hat mich gehauen!«
Lilli seufzte. »Du hast es herausgefordert, oder?«
»Na und? Die kann mich doch nicht einfach hauen!«
»Svenja, beruhige dich. Und Kati – das machst du nicht noch einmal. Hier wird nicht geschlagen. Und ich finde es schrecklich, dass dieses Angebot vom Fernsehen derartige Streitigkeiten auslöst. Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Abwesenheit euch guttun wird. Ich hätte in Köln ja keine ruhige Minute!«
»Aber das geht nicht! Du musst das machen, Mama! Das bist du mir schuldig!«, schrie Svenja entsetzt.
Lilli erstarrte. Für einen Moment war sie sprachlos. Kati reagierte umso schneller. »Drehst du jetzt komplett durch, du blöde Kuh? Ma ist dir gar nichts schuldig.«
»Doch! Ist sie wohl!«, kreischte Svenja, völlig außer sich. Sie zitterte vor Wut. »Sie ist schuld, dass Papi nicht mehr hier ist und dass wir so wenig Geld haben! Sie hat Papi weggejagt, und jetzt ist er total unglücklich! Wie es uns geht, ist ihr total egal! Und jetzt kann sie viel Geld verdienen!
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