Küchenfee
sagte er vorwurfsvoll: »Svenja will bei mir wohnen.«
»Ich weiß, Armin. Ich war bei ihrer Abschiedsvorstellung dabei.«
Armin verdrehte die Augen und sagte spitz: »Das ist mir klar, Lilli. Aber ich will wissen, was das soll. Ist das deine Vorstellung von Rache? Willst du mich fertigmachen?«
Lilli antwortete nicht. Dass Armin glaubte, sie könnte Svenja benutzen, um ihn zu bestrafen … Sie würde seine unverschämten Fragen keiner Antwort würdigen. Wortlos starrte sie aus dem Fenster, in der irrationalen Hoffnung, Armin würde schließlich gehen, wenn sie ihn nur lange genug ignorierte.
»Lilli, hast du verstanden, was ich gesagt habe?«
Langsam wandte Lilli ihren Blick vom Fenster ab und sah Armin an. »Ich bin ja nicht taub. Svenja will bei dir wohnen. Freust du dich denn nicht?«
»Was soll das denn jetzt? Natürlich freue ich mich, wenn ich meine Tochter sehe. Aber bei mir wohnen? Ich bin doch gar nicht darauf eingestellt!«
»Na, dann stell dich halt darauf ein. Kann doch nicht so schwer sein, oder? Ist deine Wohnung etwa nicht groß genug? Du hast doch noch ein freies Zimmer.«
Armin rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. »Ja schon, aber ich bin berufstätig …«
»Oh, na dann …«, sagte Lilli ironisch und fuhr fort: »Und? Bin ich auch. Und mit mir Hunderttausende alleinerziehende Mütter und Väter. Die schaffen das auch irgendwie.«
Armin runzelte die Stirn und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Also bitte, das tut doch hier nichts zur Sache!«
Lilli war klar, dass Armin kurz davor war, die Nerven zu verlieren. Es interessierte sie nicht. Sie lächelte ihn freundlich an und sagte: »Worum geht es hier wirklich, Armin? Svenja erzählt mir ständig, wie sehr du angeblich deine Familie vermisst. Du müsstest vor Freude doch schier aus dem Häuschen sein, dass sie bei dir wohnen will.«
»Ja, aber wer soll das Kind denn versorgen?«
»Ihr könnt doch schön zusammen kochen. So ein richtig cooles Vater-Tochter-Ding. Svenja ist bestimmt begeistert. Oder ihr bestellt euch etwas beim Pizzaservice. Svenja nimmt immer frittierte Tintenfischringe. Ohne den gemischten Salat.«
»Aber ich bin abends nicht immer zu Hause.«
Armins Argumentation wurde zusehends lahmer, wie Lilli belustigt feststellte. »Dann musst du halt anders disponieren, Armin. Oder du bittest Käthe um Hilfe. Und außerdem, mit Vanessa ist doch mittlerweile Schluss, oder? Sie hat mir zumindest beim Theaterfest gesagt, dass ich dich wiederhaben könnte.«
Armin wurde blass. »Wa…, was hat sie gesagt? Wann?«
Ein bisschen schämte Lilli sich für ihre Genugtuung, als sie sagte: »Ach, du wusstest noch gar nicht, dass du bei ihr nicht mehr die Nummer Eins bist? Das tut mir leid.«
Armin rang sichtlich um Fassung. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen. Er musste sich mehrmals räuspern, bis er endlich einen Ton herausbrachte. »Lilli, du bist zynisch. Das steht dir nicht. Und dass du dir derartige Dinge ausdenkst …«
»Ausdenken? Armin, darauf verschwende ich meine kostbare Fantasie nicht. Finde dich damit ab, dass deine Tochter bei ihrem Vater leben möchte. Ich respektiere das, wenn ich ihre Gründe dafür auch fragwürdig finde. Und jetzt bitte ich dich, zu gehen. Kleiner Tipp noch für die tägliche Küche daheim: Svenja isst am liebsten Nudeln. Ist ganz einfach: Wasser zum Kochen bringen, Nudeln rein, zehn Minuten warten – fertig. Das lernst du schnell.«
»Aber Lilli, bitte …«
Lilli riss endgültig der Geduldsfaden. »Hör auf zu jammern, Armin!«, fauchte sie, während sie ihn vom Stuhl hochzerrte und in Richtung Haustür zog. »Stell dich endlich deiner Verantwortung! Wenn Svenja hierher zurückkommen will, ist sie herzlich willkommen. Und bis dahin wünsche ich euch viel Spaß zusammen.« Damit schob sie Armin aus dem Haus und knallte die Tür hinter ihm zu.
Lilli holte ihre Tasse aus der Küche und ging in ihr kleines Arbeitszimmer, Armins ehemaliges Büro. Nach seinem Auszug hatte sie, obwohl sie seinen Schreibtisch und seine Regale behalten hatte, dem Raum ihren persönlichen Stempel aufgedrückt. Eine gemütliche Rattan-Sitzgruppe für Kundengespräche nahm den früheren Platz von Armins Zeichenbrett ein. In der Mitte des Tisches standen immer frische Blumen, entweder von Gina oder aus ihrem eigenen Garten. Auf einem großen Jahreskalender an der Wand notierte sie ihre Termine und Aufträge. An einer riesigen Pinnwand hingen Fotos von ihren Events: Gina und sie Arm in Arm, Ginas
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