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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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auf sein Zimmer gebracht, bevor er die kichernde Frauenstimme aus dem Schlafzimmer hören konnte. Schnell hatte sie die Kinderzimmertür hinter sich geschlossen und für Tobias eine seiner geliebten Pippi-Langstrumpf-Hörspielkassetten eingelegt. Er hatte den Ton lauter drehen dürfen als sonst.
    Gina war sich vorgekommen wie die Hauptfigur eines bizarren Dramas.
    Während sie genau wusste, dass sich Florian gerade in ihrem Ehebett mit einer anderen Frau vergnügte, sang sie für ihren Sohn: »Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd.« Bis heute konnte sie das Lied nicht hören, ohne an diese Situation erinnert zu werden.
    Dann hatte sie es nicht länger ausgehalten.
    »Mami macht dir einen leckeren Tee, bleib schön im Bett, hörst du? Mami ist gleich wieder da.«
    Sie hatte zitternd vor der Schlafzimmertür gestanden. Im angrenzenden Bad rauschte die Dusche.
    Nachdem sie all ihre Kraft zusammengenommen hatte, war sie in das Zimmer gegangen. Im Bett lag eine nackte, blonde junge Frau, die bei ihrem Anblick erschrocken aufschrie und sich die Decke bis zum Hals hochzog. Gina hatte nur auf die geöffnete Tür gezeigt. Die Unbekannte war hastig aus dem Bett gesprungen, hatte nach ihren Dessous gegriffen und war aus dem Raum gerannt. Keine Minute später war die Haustür hinter ihr ins Schloss gefallen.
    Dann hatte Gina sich auf die Bettkante gesetzt und gewartet. Die Dusche wurde abgestellt, und Florian hatte fröhlich gerufen: »Süße, wir müssen los, ich habe noch einen Termin. Und bring das Bett in Ordnung, ja? Sieh bitte nach Haaren!« Und dann, als keine Antwort kam: »Schätzchen? Du bist doch nicht etwa eingeschlafen? Mensch, du weißt doch, dass das hier nicht geht.«
    Er war ins Zimmer gekommen, während er sich noch die Haare frottierte, und hatte Gina deshalb nicht sofort bemerkt.
    »Süße? Sandra, bitte, wir müssen …«
    »Süße ist gegangen«, hatte Gina ruhig gesagt.
    »Was? Gina! Aber … Wo ist …?«
    Er hatte sich hektisch umgeblickt, als erwarte er, Sandra – womöglich Sandras Leiche – noch irgendwo im Raum zu finden.
    »Deine hübsche kleine Freundin? Die musste ganz plötzlich gehen. Ich an deiner Stelle würde mich beeilen, sonst rennt sie, bis sie tot umfällt. Und pack dir ein paar Sachen ein, ich will dich hier nicht mehr sehen.«
    Als Florian zu einer Erklärung ansetzen wollte, war sie vom Bett aufgesprungen und hatte ihm heftig ins Gesicht geschlagen. »Kein Wort, Florian. Ich will nichts hören. Dein Sohn ist in seinem Zimmer – und gnade dir Gott, wenn er deinetwegen irgendetwas von dem hier mitbekommt. Verschwinde einfach, und lass dich nie mehr blicken.«
    Florian hatte sich die knallrote Wange gerieben.
    »Gina, bitte lass uns …«
    »Ich gehe jetzt zu Tobias. Du hast eine halbe Stunde, um alles Nötige zu packen.«
    Damit hatte sie sich umgedreht und ohne ein weiteres Wort den Raum verlassen.
    An den Rest des Tages konnte sie sich kaum erinnern.
    Später, viel später erst, als der Junge längst schlief, war sie weinend zusammengebrochen. Sie hatte die halbe Nacht geschluchzt und gehadert. Aber nichts – auch in den folgenden Wochen und Monaten nicht – ließ sie jemals an ihrem Entschluss, sich scheiden zu lassen, zweifeln. Sie glaubte zutiefst an eheliche Treue, und das hatte Florian von Anfang an gewusst.
     
     
    Das Telefon klingelte und riss Gina aus ihren Erinnerungen. Das Eis im Becher war geschmolzen.
    »Gina Wilhelmi, hallo.«
    »Gina? Hier ist Armin. Ich, äh, ich suche Lilli. Ist sie bei dir?«
    »Kann schon sein. Auf Wiederhören, Armin.«
    »Gina, bitte, ich möchte mit meiner Frau sprechen.«
    »Mit deiner Frau? Mit welcher deiner Frauen denn? Du traust dich was, Armin. Mal abgesehen davon, dass Lilli schläft, hatte ich nicht den Eindruck, dass sie auf ein Gespräch mir dir Wert legt.«
    »Gina, ich muss mit Lilli sprechen. Bitte!«
    Gina verlor die Geduld. »Um ihr was bitte zu sagen? Dass alles nicht so ist, wie es aussieht? Dass deine kleine, schmutzige Affäre mit der hochwohlgeborenen Vanessa Kamlot nichts mit ihr zu tun hat? Hör doch auf, Armin! Und wag es ja nicht, Lilli mit diesen abgeschmackten Sprüchen zu kommen! Lass sie einfach in Ruhe, ja?«
    »Wer bist du? Ihre Mutter? Gina, halte dich aus meiner Ehe raus. Und misch dich nicht in Dinge, die dich nichts …«
    » Du redest von Ehe?«, fiel ihm Gina ins Wort. »Zu einer Ehe gehören zwei Personen, soweit ich weiß. Ich zähle drei: Lilli, Vanessa und dich. Und wer weiß, wie viele es noch

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