Küchenfee
auf ihren Teller.
Kati stellte ein Glas Mineralwasser vor Lilli ab und fuhr Svenja an: »Mach deinen Mund leer, bevor du sprichst. Ist ja ekelhaft. Siehst du nicht, dass mit Ma was nicht stimmt, du ignorante Pute?«
Svenja würgte den Pfannkuchen herunter und schrie: »Mach mich gefälligst nicht so blöd an, hörst du? Mama, sag doch was!«
Lilli schloss die Augen und legte beide Hände langsam auf den Tisch. »Seid ruhig – beide!«
Lillis Ton ließ ihre Töchter abrupt verstummen. Kati setzte sich wieder hin und sah ihre Mutter ängstlich an. Sie schien im Gegensatz zu Svenja zu ahnen, dass Lilli nicht ohne Grund so anders war als sonst.
Lilli trank einen Schluck Wasser. Wie gern hätte sie ihren Töchtern das erspart. »Also gut, ihr beiden, das fällt mir jetzt nicht leicht. Ich werde mich von Armin – von eurem Vater – trennen.«
»Waaas?«, riefen Kati und Svenja gleichzeitig.
Lilli nickte bestätigend. »Eurer Pa wird sofort hier ausziehen, das ist mein Wunsch.«
Während Svenja sie nur anstarrte und mechanisch, ohne hinzusehen, weiterhin Pfannkuchen in sich hineinstopfte, griff Kati nach Lillis Hand und fragte leise: »Was hat Papa gemacht?«
»Er … Er hat ein Verhältnis«, antwortete Lilli.
»Wasch’n für’n Verhältnisch?«, nuschelte Svenja.
»Mit einer anderen Frau, natürlich!«, fuhr Kati ihre Schwester an.
Die zuckte zusammen, starrte auf ihren Teller und kratzte nervtötend mit ihrer Gabel auf dem Porzellan herum. Das Geräusch war kaum zu ertragen.
Das Telefon klingelte. Keiner machte Anstalten, aufzustehen. Der Anrufbeantworter sprang an, aber niemand hinterließ eine Nachricht.
Kati rührte sich als Erste. »Was für ein Arsch!«
Lilli seufzte. »Das ist noch nicht alles, Mädchen. Ich werde nicht mehr im Camelot arbeiten können.«
»Wieso, was hat denn das Camelot …?« Kati brach ab und schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund. »Willst du damit sagen, dass Pa mit Van…?«
Lilli kämpfte die aufsteigenden Tränen nieder und nickte.
»Und das bedeutet, dass ich nicht sagen kann, wann ich wieder Arbeit finde. Das heißt, unser Geld wird knapper werden, als wir es gewöhnt sind. Bis jetzt haben euer Vater und ich Geld verdient, und ich falle nun erst einmal weg. Euer Vater wird uns zwar sicherlich unterstützen, aber das wird längst nicht dem entsprechen, was wir bisher zur Verfügung hatten. Auf Dauer möchte ich das sowieso nicht. Das versteht ihr doch?«
Kati kam um den Tisch gelaufen und nahm Lilli in den Arm.
»Wir halten zusammen! Verlass dich auf uns, Ma! Vielleicht kann ich ja einen Job finden.«
Svenja hatte endlich aufgehört, in den Resten auf ihrem Teller herumzustochern. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie angestrengt nachdachte. Dann rief sie empört: »Soll das heißen, dass ich die Karaoke-Anlage nicht kriege?«
Kati ließ Lilli los und stampfte wütend auf. »Spinnst du, Svenja? Wie hohl bist du eigentlich? Deine Scheißanlage interessiert hier kein Schwein!«
»Halt die Klappe, Kati!«, kreischte Svenja zurück. »Die haben es mir versprochen! Ich brauche diese Anlage!«
Kati wurde weiß um die Nase. »Eine Tracht Prügel, das ist es, was du brauchst. Wie bist du denn drauf? Mama geht es schlecht – und alles, woran du denkst, ist Geld. Ich schäme mich, dass du meine Schwester bist! Du bist so was von ätzend!«
Ehe Svenja antworten konnte, war in der Haustür ein Schlüssel zu hören. Dann stand Armin schon in der Küchentür. »Ihr seid ja doch zu Hause«, sagte er. »Ich habe gerade angerufen, aber es ist keiner ans Telefon gegangen. Was ist hier überhaupt los? Man hört euer Geschrei bis auf die Straße.«
Kati zog Svenja am Arm von ihrem Stuhl hoch und zerrte die lautstark Protestierende aus der Küche. Ihren Vater würdigte sie keines Blickes.
Bei Armins Anblick wurde Lilli übel. Als er sich ihr gegenüber an den Küchentisch setzte, verspannte sich ihr ganzer Körper.
»Lilli, du hast den Mädchen doch nicht etwa alles erzählt?«
»Doch, habe ich.«
»Lass uns reden, Lilli, bitte. Lass mich erklären.«
Lilli sah ihren Mann an und wurde mit einem Mal ganz ruhig.
Er hatte es nicht verdient, dass sie sich aufregte. Und ganz sicher würde sie ihm nicht die Genugtuung verschaffen, sie weinen und um seine Zuneigung betteln zu sehen.
»Lass hören«, sagte Lilli ruhig.
»Na ja, äh, das mit Vanessa und mir … Das hat nichts mit uns beiden zu tun, Lilli.«
»Sondern?«
»Ich liebe nur dich, Lilli, das musst
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