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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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habe ich gesucht«, sagte sie lächelnd und zog das Buch aus dem Regal.

Kapitel 12
     
    Käthe blieb wie angewurzelt in der Küchentür stehen. »Du liebe Güte, Elisabeth, das sieht wunderschön aus. Aber es ist ja nur für drei gedeckt. Wo sind denn die Mädchen?«
    »Kati ist verabredet, und Svenja schläft bei Marie, einer Freundin. Wir sind ganz unter uns.«
    »Svenja schläft bei Fremden? Kennst du die Eltern dieses Mädchens?«
    Lilli grinste innerlich. Das war typisch Käthe. Immer misstrauisch. »Ja, die kenne ich sehr lange, die beiden sind schon zusammen in den Kindergarten gegangen. Absolut vertrauenswürdige Leute. Und Marie hat auch bereits oft hier übernachtet.« Zeit, das Thema zu wechseln. »Das Kompliment für die Tischdekoration gebührt übrigens Gina.« Sie schob ihre Freundin, die am Herd stand, in Käthes Richtung. Auf der Arbeitsplatte warteten drei Suppentassen darauf, gefüllt zu werden.
    »Frau Wilhelmi, das ist wirklich zauberhaft: das schöne Geschirr, die Blumen – so festlich! Und sogar Platzkärtchen! Und Mozarts Jupiter-Symphonie … Das ist geradezu perfekt!«
    Käthe setzte sich auf den ihr zugedachten Platz. »Wieder diese wunderbaren Rosen aus Ihrem Garten, Frau Wilhelmi. Wie heißt die Sorte noch gleich?«
    »Pomponella«, sagte Gina stolz. »Sie eignet sich besonders als Tischdekoration, weil sie kaum duftet. Schließlich soll doch nichts vom Wohlgeruch eines guten Essens ablenken, nicht wahr?« Sie nahm den Platz gegenüber von Käthe ein, die verblüfft antwortete: »An was Sie alles denken. Unter diesem Aspekt habe ich das noch nie betrachtet.«
    Sie ließ den Blick wieder über den Tisch schweifen. Ein schweres altrosa Damasttuch bedeckte die rustikale Tischplatte.
    In einer breiten, niedrigen Vase aus burgunderrotem Porzellan am Ende des Tisches leuchteten die üppigen Rosen in dunklem Pink. Blockkerzen in verschiedenen Lachs- und Rosatönen in flachen, lindgrünen Schalen bildeten in der Mitte der Tafel eine Reihe. Auch in den Schalen steckten Rosenblüten und formten Manschetten für die Kerzen. Auf den lindgrünen Platztellern, die mit fedrigen Zierspargelzweigen umrahmt waren, stand eine von Gina kunstvoll zur Lotosblüte gefaltete, altrosa Stoffserviette.
    Nach einiger Zeit sagte Käthe: »Es sieht nicht nur traumhaft aus, es duftet auch wunderbar. Was gibt es denn?«
    »Neben deinem Teller liegt eine Menükarte, Käthe«, rief Lilli vom Herd herüber.
    Käthe entrollte das Pergament und studierte die Karte.
    »Oh, Elisabeth – Wiener Küche! Rinderbrühe, Tafelspitz mit Apfelkren und Röstkartoffeln, Wiener Wäschemädel mit Vanilleeis. Und zum Schluss ein Einspänner«, las Käthe die Menüfolge laut vor. »Elisabeth, damit machst du mir eine große Freude, weißt du das?«
    Natürlich wusste Lilli das. In einem sentimentalen Moment hatte Käthe ihr vor einigen Jahren von ihrer Jugend in Wien erzählt und von der Wiener Küche, die sie ganz besonders gern mochte.
    »Das freut mich sehr«, sagte Lilli, während sie die klare Rinderbrühe in die Suppentassen schöpfte und mit frischer Petersilie bestreute. »Gina, kümmerst du dich um die Getränke?«
    Gina goss aus einer Glaskaraffe das Tafelwasser in die Kristallgläser und nahm die Servietten von ihrem und Lillis Platzteller. Käthe hatte ihre bereits entfaltet und über ihren Schoß gebreitet. Als Lilli die Suppe serviert hatte, hob Käthe ihr Glas und sagte: »Wir trinken zwar alle keinen Alkohol, aber ich möchte trotzdem anstoßen. Ich bin überwältigt – von der Dekoration und von dem Menü, auf das ich mich sehr freue.«
    Während Suppe und Hauptgang sprachen sie kaum und genossen still das hervorragende Essen. Als Lilli die Teller abgeräumt hatte und sich wieder an den Herd stellte, um das Dessert zuzubereiten, sagte Käthe: »Elisabeth, das war der zarteste Tafelspitz, den ich jemals gegessen habe. Selbst ich traue mich selten an das Rezept, ich habe viel zu viel Angst, dass das Fleisch zäh wird. Kompliment.«
    »Das finde ich auch«, stimmte Gina zu. »Aber jetzt will ich endlich wissen, was Wiener Wäschemädel sind. Das hat sie mir nämlich nicht verraten. Ich soll mich überraschen lassen, hat sie gesagt.«
    »Oh, da kann ich helfen«, sagte Käthe lächelnd. »Das sind frittierte Marillenknödel. Eigentlich gibt es dazu auch Marillensauce, aber ich finde die Idee, stattdessen Vanilleeis dazu zu reichen, sehr gut.«
    »Was ist denn eine Marille?«
    »Eine Aprikose«, sagten Käthe und Lilli

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