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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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komme?«
    »So ist es. Aber ich freu mich! Komm rein.«
    Mike blieb unschlüssig im Hausflur stehen. »Wo geht’s hin? Wo sind die anderen? Im Garten?« Ihm fiel auf, dass er noch immer die Blumen umklammerte. »Hier, Lilli, für dich.«
    Der Strauß bestand ausschließlich aus Pflanzen und Blüten, die im Gemüsebeet und im Kräutergarten wuchsen: gelbe Zucchiniblüten, kugelrunde lila Blütenstände vom Lauch, Bohnenranken und Minzzweige.
    Lilli vergrub ihr Gesicht in der Pracht. »Mike, der Strauß ist wunderschön.«
    »Du bist wunderschön, Lilli.«
    Lilli spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. »Ich … Danke für das Kompliment, Mike. Äh … Zu deiner Frage: Es gibt keine anderen Gäste. Und ich bin genauso überrascht wie du, um ehrlich zu sein. Ich war den ganzen Tag unterwegs und bin vor ein paar Minuten erst gekommen. Gina und Kati waren gerade noch hier, aber jetzt sind sie weg.« Sie ging voraus in die Küche und zeigte auf den geschmückten Tisch. »Ich komme gerade aus meinem Zimmer und finde alles so vor. Keine Ahnung, was die sich dabei gedacht haben.«
    Mike sah aus wie ein Schuljunge, der bei einem Streich ertappt wurde. »Ich … Wenn es dir lieber ist, gehe ich wieder.«
    »Quatsch, nein, ich freu mich doch, dass du hier bist. Setz dich. Wir genießen jetzt erst einmal das Überraschungsessen.« Lilli stellte den Strauß in die Vase. Dann ging sie zum Herd. »Erst mal schauen, was es überhaupt gibt.« Sie schaute an sich herunter. »Oh, ich bin ja immer noch barfuß. Ich sollte mir Schuhe …«
    Als sie an Mike vorbei aus dem Zimmer wollte, hielt er sie vorsichtig am Arm fest. »Nein, bleib so. Du siehst perfekt aus.« Seine Berührung fühlte sich an wie ein sanfter elektrischer Schlag. Sie sahen sich an. Keiner von beiden sagte etwas. Mike neigte sich zu Lilli und strich ihr sanft eine Locke aus dem Gesicht. »Lilli Leihköchin«, murmelte er, »ich …«
    Lilli wandte sich abrupt von ihm ab, verwirrt und mit weichen Knien. Am Herd versuchte sie, sich zu sammeln. Sie drehte sich um, Mike hatte sich an den Tisch gesetzt und sah sie an, liebevoll, zärtlich … Viel zu zärtlich für einen Geschäftspartner.
    Lilli lachte verlegen. »Hast du denn wenigstens Hunger?«
    Mike nickte, während er sie unverwandt ansah.
    »Ich muss erst einmal nachsehen, was es überhaupt gibt, ich habe ja gar nicht selbst … ich weiß ja nicht …« Sie öffnete den Topf, auf dem ein Zettel mit dem Hinweis »Ich bin die Vorspeise« klebte, und fand darin eine Gazpacho. »Magst du Gazpacho, Mike?«
    »Sehr gern sogar.«
    Während der nächsten zwei Stunden genossen sie das Essen. Sie plauderten über die Biker-Hochzeit, über Lillis und Ginas letzte Aufträge und über vieles andere. Immer wieder berührten sich ihre Hände, verhakten sich ihre Blicke ineinander. Nach Katis köstlichem Dessert, einer weißen Schokoladenmousse mit Walderdbeeren, fragte Lilli: »Möchtest du auch einen Espresso?«
    »Gern.«
    Lilli fiel der Zettel wieder ein. »Geh doch vor in den Garten, ja? Ich komme dann nach.«
    »Ich helfe dir.«
    Lilli zwang sich zu einem lockeren Ton. »Nein, nein, ich mache das. Du bist mein Gast. Also, raus mit dir, los!«
    »Lass mich nicht zu lange warten«, sagte Mike und verschwand aus der Küche.
    Lilli stand am Herd und erledigte mechanisch alle Handgriffe, um einen Espresso aufzubrühen. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Dieser ganze Tag … Sie kam sich vor wie in einem Märchen. Zuerst die Stunden im Schönheitstempel, umhegt von dienstbaren Geistern, dann Jürgen, der Zauberer, der sie in eine wunderschöne Prinzessin verwandelt hatte. Passend dazu: Aschenputtels Ballkleid auf dem Bett, Tischlein-deck-dich in der Küche, und im Garten wartete der schöne Prinz.
    Mike … Lilli fragte sich, ob sie in ihn verliebt war. Sie lächelte. War das nicht egal – hier und heute? Mike begehrte sie, das war nicht zu übersehen. Und – Lilli wusste, dass es keinen Zweck hatte, dies zu leugnen – sie begehrte ihn.
    Die Espressokanne auf der Herdplatte gurgelte. Lilli stellte sie zusammen mit zwei Tassen auf ein Tablett, atmete noch einmal tief durch und ging durch das Wohnzimmer. In der Terrassentür blieb sie wie angewurzelt stehen.
     
     
    Mitten auf der Rasenfläche stand ein Gartenzelt, das an drei Seiten mit Bahnen aus golddurchwirktem, tiefrotem Stoff geschlossen war. Es dämmerte bereits, und unter dem Stoffhimmel des Pavillons funkelten Dutzende winziger bunter Glühbirnchen. Zwei

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