Kuehe essen Wiese auf
weitergeben.
Die Düngung des Bodens ist für die Pflanzen also so etwas Ähnliches wie für uns Menschen die Stärkung des Immunsystems oder eine Impfung. Es ist wichtig, über den richtigen Umgang mit diesen Powermitteln Bescheid zu wissen. Zum Beispiel über den strohigen Rindermist. Schon unseren Vorfahren blieb nicht verborgen, dass es rund um einen vertrockneten Kuhfladen besonders üppig grünte. Daher begannen sie Kuhfladen zu sammeln – als Heizmaterial, aber auch als Dünger. Letzteres gilt bei uns bis heute. (Die Schriftstellerin und wunderbare Pflanzenfrau Barbara Frischmuth, deren Gartenbücher jeder Träumer vom Land- und Gartenleben unbedingt lesen sollte, ist auch eine Fladensammlerin zum Wohle ihrer Gartenbewohner.) Der mit Stroh vermischte Rinderstallmist stellt sogar noch eine Steigerung der Bodendüngungskraft dar. Keinesfalls darf frischer Kuhmist ausgebracht werden, das würde eine Art Verbrennungseffekt bei den Pflanzen und eine Stickstoffüberdüngung zur Folge haben. Ein halbes Jahr lang abgelagerter Kuhmist – je länger, desto besser – ist »ausgebrannt« und genau richtig für den Garten. In dieser gereiften Form ist er nicht nur eine gut dosierte Stickstoffgabe, sondern auch ein Kalispender.
Dass Pferde- und Schafmist besonders »hitzige« Dünger sind, die für die Fußbodenheizung des Mist- und Frühbeets verwendet werden, wurde schon in dem Kapitel Der Gärtner als Alchemist (siehe S. 51) beschrieben. Sie sind besonders gehaltvoll und müssen daher gut kompostiert werden. Pferdemist ist aufgrund des Trends zum Reitsport in Stadtnähe vom Hobbygärtner fast leichter zu bekommen als Kuhmist.
Hühnermist ist reich an Phosphor und Kali und sollte daher ebenfalls vorsichtig dosiert werden. So sehr zu wenig Dünger Mängel erzeugen kann, noch größeren Schaden kann Überdüngung anrichten.
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Hühnermist, wie überhaupt jeglicher Geflügeldünger, sei es Guano, Tauben- oder Entenmist, ist ein ganz hervorragender Blütentreiber. Ich verrühre und verdünne Hühnermist immer mit Wasser und gieße mit dieser Brühe meine Balkonblumen. Aber auch starke Bodenzehrer wie Tomaten, alle Kohlsorten oder Kürbisse. Gegossen wird natürlich der Boden um die Pflanze herum, die Brühe wird nicht über die Pflanzen gegeben.
Bei allen tierischen Düngern muss streng darauf geachtet werden, aus welchen Betrieben die Hinterlassenschaften kommen, soweit sie nicht aus dem »Familienbetrieb« stammen. Mist aus Hühnerlegebatterien oder Großställen eignen sich unter keinen Umständen für unsere Gärten. Denn nicht nur der Mensch ist, was er isst. Das gilt genauso für Tiere, vielleicht sogar in noch stärkerem Maße. Wenn vorne mit Antibiotika versetztes Futter in das Tier hineinkommt, wie es in der Massentierhaltung leider notwendig und daher Usus ist, kommen die Rückstände auch hinten wieder heraus. Gelangt diese grausige Melange in unsere Gartenböden, bekommen wir die unerwünschten, dubiosen Stoffe da nie wieder zuverlässig heraus. Dünger aus industriellen Intensivbetrieben sind daher für Paradiesgärtner tabu.
Von guten und von schlechten Nachbarn
Trotz aller guten Bodenbetreuung kann es doch zu Zank und Unfrieden im Paradies kommen. Wer möchte nicht in einem Land leben, wo Milch und Honig fließen? Deshalb werden Gärten, die durch falsche Methoden zu viel an Liebe und Zuwendung erhalten haben, gerne von ungebetenen Gästen heimgesucht. Überfluss hat etwas Verlockendes für alle Lebewesen, das ist bei Pflanzen und Tieren nicht anders als bei Menschen. Überfluss bedeutet aber zugleich, dass irgendetwas nicht mehr im Gleichgewicht ist. Im Garten kann man jedoch gegen unerwünschte Nutznießer etwas tun, ohne gleich die große Feindschaft auszurufen.
Das Anpflanzen von sogenannten Mischkulturen ist eine dieser sanften Methoden. Denn es gibt auch bei den Pflanzen gute und schlechte Nachbarschaften. Bei manchen stimmt die Chemie, bei anderen weniger. Wie im richtigen Leben. Es gibt Verwandtenbesuche, da möchte man am liebsten schon bei der Ankunft fragen, wann mit der Abreise zu rechnen ist. Und so geht es auch den Pflanzen manchmal. Es gibt solche, die ihr Wohlbefinden und ihr Wachstum gegenseitig positiv beeinflussen, und es gibt sogar solche, die sich gegenseitig vor Schädlingen schützen. Aber es gibt auch Nachbarschaften, die sich ungut auswirken. Wenn sich die Zwiebel beispielsweise ständig über ihre Nachbarin, die Buschbohne ärgern muss, übersieht sie vielleicht
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