Kühle Rache - heißes Herz
dir zu tun.”
Wütend sah Cordy ihn an. “Da irrst du dich aber gewaltig. Ich weiß genau, wieso sie sich so aufregt. Es liegt daran, dass Bruce nicht mein Vater war.”
Jetzt wurde auch Macon ärgerlich. “Wer hat dir denn den Unsinn in den Kopf gesetzt?”
“Mein Dad hat selbst mit mir darüber gesprochen. Er sagte mir, dass er nicht mein leiblicher Vater ist. Er war mein Dad, und daran wird sich auch nichts ändern, obwohl er jetzt tot ist, aber es war ein anderer Mann, der meine Mom …”
“Geschwängert hat?” Macon traute seinen Ohren nicht. “Wer war es?”
Entnervt verdrehte Cordy die Augen, als könne er Macons Dummheit nicht fassen. “Na du.”
“Fahr langsamer, Macon!” Mit einer Hand hielt Cordy seinen Strohhut fest, mit der anderen stützte er sich am Armaturenbrett ab. “Mom ist doch schon wütend, weil ich für dich arbeite. Was glaubst du, was sie macht, wenn du einen Unfall baust und mich dadurch umbringst?”
Macon hielt am Straßenrand an. Innerlich zitterte er wie Espenlaub, obwohl seine Hände vollkommen ruhig waren.
Verlegen sah Cordy zu ihm. Er nahm den Hut ab, legte ihn auf seine Knie und spielte mit der Strohkrempe. “Vielleicht hätte ich es dir nicht sagen sollen.”
“Doch, das war absolut richtig.” Macon sah nach draußen. Es war noch früh am Vormittag, doch die Sonne brannte bereits heiß. Er verspürte einen Stich im Herzen. Hester und er hatten ein gemeinsames Kind? Cordy war sein Sohn? Wieso hatte sie ihm das nicht gesagt? Warum hatte sie ihm ein Familienleben verwehrt? Doch Macon wusste, dass Cordy ihn beobachtete, und deshalb bezwang er seinen Zorn.
Cordy wirkte verunsichert und kratzte mit dem Daumennagel über den Strohhut. Nach einer Weile drehte er an der Lüftung des Wagens herum. “Sollten wir ihr nicht lieber verschweigen, dass wir es wissen?”
Macon drehte sich zu Cordy, und beim Anblick seines Sohns musste er schlucken. Als er sprach, klang seine Stimme belegt. “Bist du dir auch ganz sicher?”
Cordy wich seinem Blick aus, und Macon tat so, als bemerke er nicht, wie der Junge mit den Tränen kämpfte. In Cordys Alter hatte Macon sich seine Gefühle auch nie anmerken lassen wollen. Als er sich Macon wieder zuwandte, zitterte sein Kinn nicht mehr. Eingehend musterte Macon Cordys Gesicht, doch er konnte nur die Ähnlichkeit zu Hester entdecken. Der Junge hatte dieselbe Haar- und Augenfarbe wie seine Mutter.
“Ich lüge nicht, Macon.” Cordy rieb sich über die Jeans. “Dad meinte, Mom würde es mir niemals verraten, und meine Großeltern haben es nie gewusst. Deshalb wollte Dad, dass ich die Wahrheit erfahre, bevor er stirbt.” Cordys Stimme zitterte, und wieder tat Macon so, als würde er davon nichts mitbekommen. “Ich finde, du hast jetzt auch ein Recht, es zu erfahren, Macon.”
Anscheinend verdankte Cordy es nur Bruce Moody, dass er sich zu einem ehrlichen und anständigen Menschen entwickelt hatte. Macons Herz raste wie wild, und seine Stimme war nur ein Flüstern. “Ich kann es gar nicht glauben, dass du das seit zwei Jahren mit dir herumträgst. Seit dein Dad …” Als er das Wort aussprach, überkam ihn erneut die Wahrheit mit voller Wucht.
Er
, Macon, war Cordys leiblicher Vater. “Seit er gestorben ist?”
Cordy nickte. “Der Einzige, dem ich es verraten habe, ist Garrick, mein bester Freund. Dir wollte ich es auch sagen, aber du warst bis vor Kurzem in Houston. Und am letzten Samstag”, fuhr Cordy fort, “hat Diego mir erzählt, dass Cam dir die Ranch erst überlässt, wenn du heiratest. Stimmt das, Macon?”
Gerüchte verbreiten sich in Pine Hills immer noch blitzschnell, dachte Macon. Wartet nur ab, wenn ihr alle erst das Neueste erfahrt! Gerührt betrachtete er Cordy. “Ja”, brachte er schließlich heraus, “es stimmt. Cam will, dass ich heirate.”
Cordy holte tief Luft. “Ich wollte es dir wirklich schon früher sagen, aber ich …”
Erst jetzt wurde Macon klar, dass sein Sohn seit zwei Jahren auf der Ranch arbeitete und auf eine Gelegenheit wartete, ihn allein anzutreffen, um ihm die Wahrheit zu erzählen. Aber dazu war es nie gekommen. Diese Erkenntnis schmerzte ihn mehr als alles andere. Wusste Cordy denn nicht, dass er Macon alles sagen konnte? “Du hast genau das Richtige getan.” Mehr brachte er im Moment nicht heraus.
Cordy nickte. “Mein Dad war ein toller Mensch. Ich vermisse ihn.”
“Das verstehe ich sehr gut”, entgegnete Macon ruhig. “Er ist dein Vater, und das wird er immer
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