Kühle Rache - heißes Herz
bleiben.” Cordy sollte nicht befürchten, dass er, Macon, versuchen würde, Bruce aus seinen Erinnerungen zu verdrängen. Hester war von ihm schwanger gewesen, aber sie hatte lieber Bruce geheiratet. Ihr musste klar gewesen sein, dass Macon um ihre Hand anhalten würde, wenn sie ihm von ihrer Schwangerschaft verriet. Und sie hatte nicht gewollt, dass es sich in der Stadt herumsprach, dass sie den leiblichen Vater ihres Babys abgewiesen hatte. Macon atmete tief durch und wollte nicht daran denken, wie gern er Cordys Kindheit miterlebt hätte. Wie oft hatte er mit Cordy gesprochen, ohne zu wissen, dass er sein Sohn war? Wären die Unterhaltungen dann anders verlaufen? Macon wusste es nicht, aber in einem Punkt war er sich ganz sicher: Er wollte Hester niemals wiedersehen. Trotzdem würde er sich Cordy zuliebe mit ihr treffen. Er umklammerte das Lenkrad. “Das alles tut mir sehr, sehr leid, Cordy.”
Sie waren beide ganz allein inmitten der Felder. Cordy hob den Kopf, und als er Macon ansah, wirkte er fast weise. “Ich brauche dir nicht leid zu tun, Macon. Mir ist es gut ergangen. Im Moment bist du es, der mir leid tut.”
Das stimmte voll und ganz. Cordy war in einer harmonischen Familie aufgewachsen, aber Hester hatte Macon über Jahre hinweg seine Familie vorenthalten.
Ein Blick auf Macon reichte Hester, um zu erkennen, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. “Cordy?”, rief sie fragend.
Der Junge lief an ihr vorbei und rannte gleich die Treppe hinauf, wobei er zwei Stufen auf einmal nahm. Als Hester sich zu Macon drehte, um eine Erklärung zu bekommen, ließ sein Gesichtsausdruck sie fast vergessen, dass sie beide erst gestern genau hier miteinander Sex gehabt hatte.
“Hattet ihr einen Unfall?” Panik stieg in ihr auf. “Wurde jemand verletzt? Was ist denn passiert?” Wenigstens waren Macon und Cordy unverletzt. Mühsam zwang sie sich zur Ruhe und drehte sich wieder zur Treppe. “Cordy? Komm bitte wieder herunter.”
Ich hätte ihn gestern noch anrufen sollen, dachte sie ärgerlich über sich selbst. Er hatte bei einem Freund übernachtet, aber sie hätte ihm schon dort sagen sollen, dass er nicht mehr auf der Ranch der McCanns arbeiten durfte. Was war dort bloß geschehen? Anscheinend etwas so Schlimmes, dass Macon ihn selbst nach Hause fuhr. Wo war denn Cordys Auto?
Erst als sie Macon in die Augen sah, fiel ihr ein, dass sie kaum etwas an hatte. Trotz des Personalmangels in der Poststelle hatte sie heute Vormittag frei, und weil Cordy nicht da war, hatte sie sich mit einem ausgiebigen Bad verwöhnt. Das rote kurze Nachthemd klebte ihr an der feuchten Haut, und hastig zog sie sich das Handtuch vom Kopf, mit dem sie ihr feuchtes Haar eingewickelt hatte. Das Haar bedeckte jetzt ihre Schultern und wenigstens auch etwas von ihren Brüsten. Hastig griff sie nach dem Morgenmantel, der über dem Treppenpfosten hing.
“Lass mich das schnell anziehen, Macon.” Als er sie am Handgelenk festhielt, fuhr sie zu ihm herum. “Was tust du da?” Trotz seines wutentbrannten Blicks schlug ihr das Herz schneller, und sie biss sich auf die Unterlippe, als könnte sie dadurch das Verlangen verdrängen, das in ihr aufstieg und ihre Brustspitzen aufrichtete. “Bitte”, flehte sie. “Lass mich nur den Morgenmantel anziehen.”
Seine Stimme klang grob. “Das habe ich doch alles schon gesehen.”
Und gestreichelt und geküsst, fügte sie in Gedanken hinzu. Ihre Knie zitterten, als sie nach dem Morgenmantel griff, ihn sich überzog und den Gürtel fest verknotete. “Vergiss nicht, mein Sohn ist hier.”
“Unser Sohn.”
Hesters Herz setzte einen Schlag lang aus. Er wusste es! Irgendwie hatte er es herausbekommen. Deshalb war er also so wütend. Ihre größten Ängste waren wahr geworden, und das erst wenige Stunden nach ihrem aufwühlenden Erlebnis mit Macon. Hester trat einen Schritt zurück, aber er umfasste ihr Handgelenk und zog sie dichter zu sich. Sie erstarrte und wusste, dass sie sich keinerlei Gefühle erlauben durfte. Vielleicht hatte sie sich verhört. Das war zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber sie wagte einen Versuch: “Wovon redest du da?”
“Das weißt du sehr genau.” In dem dunklen kühlen Haus wirkten Macons Augen noch dunkler.
Ihr Blick fuhr zur Treppe. “Rede nicht so laut.”
“Cordy war es doch, der es mir gesagt hat. Er hat es mir erzählt, weil ich wieder hier lebe und auch auf Dauer bleiben will.”
Das war doch unmöglich! Halt suchend, lehnte Hester sich an
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