Kühle Rache - heißes Herz
Lippen waren von seinen Küssen geschwollen, und ein paar Haarsträhnen klebten ihr schweißnass im Nacken. “Das ist alles, was du zu dem zu sagen hast, was wir gerade eben getan haben?”
Kühl musterte er sie. “Was erwartest du denn jetzt? Eine eingehende Analyse der Ereignisse? Einen Kurzbericht?”
“Nein.” Sie lief rot an. “Aber …”
“Wenn mir etwas Passendes einfällt, schreib ich dir eine Postkarte”, versicherte er ihr spöttisch. “Schließlich gehörst du zu den wenigen in der Stadt, die ihre Post auch tatsächlich bekommen.” Macon drehte sich um und trat auf die Veranda hinaus in den Sonnenschein. Als er schon halb durch den Vorgarten war, hob er den Hut und winkte kurz. “Ich meine das ganz ehrlich. Es war wirklich schön, dich zu sehen, Hester.”
Wutentbrannt sah sie auf seinen Rücken. Im ruhigsten Tonfall, den sie in dieser Situation aufbringen konnte, rief sie ihm nach: “Mach's gut. Und blieb sauber, Macon.”
Als Antwort kam nur ein leises Lachen.
Hester klammerte sich an das Fliegengitter und sah ihm kopfschüttelnd nach. Dafür würde er büßen. Sie wusste noch nicht genau, wie, aber irgendetwas würde ihr schon einfallen. Und sobald Cordy nach Hause kam, würde sie mit ihrem Sohn ein ernstes Wörtchen reden.
3. KAPITEL
Der Mond schien bereits, als Macon in sein Büro ging und sich an den Schreibtisch setzte. In Gedanken war er noch bei Hester und dem atemberaubenden Sex mit ihr. Ihr gegenüber fühlte er sich völlig ausgeliefert, und seine Gefühle wirbelten durcheinander. Das Verlangen, die Wut auf sie und nicht zuletzt der Neid, den ihr Farmhaus mit dem Sandkasten aus Cordys Kindheit in ihm weckte. Er wollte auch ein Familienleben führen. Seine Eltern wünschten sich sehnlichst Enkel, aber wenn er nicht aufpasste, blieb er der letzte McCann. Warum gönnte Hester ihm nicht dasselbe Glück, das sie bereits erlebt hatte?
Seufzend blätterte er in den Briefen dieser Frauen. Es waren keine Fotos beigelegt, aber das hatte nichts zu bedeuten. Falls welche bei den Briefen gewesen waren, hatte Hester sie bestimmt weggeworfen.
Während er sorgfältig die Antwortschreiben durchlas, merkte er, dass Hester recht gehabt hatte. Hier ging es um Geschichten vom Krieg und getrennten Familien, und das Ganze manchmal in Fremdsprachen oder fehlerhaft von irgendwelchen Fremden übersetzt. Entnervt biss Macon sich auf die Lippe und fragte sich genau wie Hester, wie er eine Frau näher kennenlernen sollte, wenn diese nicht einmal Englisch sprach. Er konnte ein paar Brocken Spanisch, mehr aber auch nicht.
“Ich muss einfach jemanden finden”, sagte er sich entschlossen. “Schon Cam zu Liebe.” Unwillkürlich dachte er an Hester, doch auch an die Schaukel auf der Veranda, auf der sie immer mit Bruce gesessen hatte. Es versetzte ihm einen schmerzlichen Stich. In all den Jahren hatte sie Gesellschaft gehabt, und auch jetzt hatte sie einen gesunden, aktiven Sohn, der fast erwachsen war. Und Erinnerungen an ihren Ehemann.
Und was habe ich, fragte Macon sich.
Nichts. Nur die Hoffnung, dass ich durch die Ehe mit einer anderen Frau die Erinnerung an die zarten Liebkosungen von Hester vergessen kann. Wieder dachte er über die Frauen in der Stadt nach. Keine von ihnen erschien ihm richtig, deshalb suchte er aus den Briefen die einzigen fünf heraus, die in ordentlichem Englisch geschrieben waren. Sie stammten von der siebzehnjährigen Chantal Morris, einer dreißigjährigen Friseurin, die als Maskenbildnerin bei Filmaufnahmen in Los Angeles arbeitete und sich nach einem Baby sehnte. Aus dem, was Anna Gonzales schrieb, schloss er, dass sie eine Aufenthaltserlaubnis brauchte. Judith Stone, eine frisch geschiedene New Yorkerin, langweilte sich, seit ihre Kinder aus dem Haus waren. Schließlich hatte ihm noch Carrie Dawn Bledscoe aus West Virginia geantwortet, die sich verzweifelt danach sehnte, einen Cowboy zu heiraten.
Abgesehen von der Tatsache, dass er diese Briefe wenigstens problemlos lesen konnte, gab es in jedem dieser Schreiben etwas, das Macon berührte. Manchmal empfand er Mitleid, manchmal musste er lachen. Und er wollte diesen Frauen wirklich helfen. Nachdem er Briefpapier und Kugelschreiber hervorgekramt hatte, schrieb er:
Liebe Chantal,
es klingt, als steckten Sie dort in Missouri ziemlich in der Patsche, deshalb schicke ich Ihnen ein Ticket hierher nach Pine Hills in Texas. Auf meine Anzeige im 'Texas Men Magazine' habe ich so viele Antworten bekommen, dass ich fünf
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