Kühle Rache - heißes Herz
Schultern. “Als ich meinen Eltern von Cordy erzählt habe”, sagte er, “ist meine Mutter zu dir gefahren und erst drei Stunden später zurückgekommen. Sie hat kein Wort der Erklärung fallen lassen, aber seitdem seid ihr beide die engsten Freundinnen. Was geht da vor, Hester? Was hast du ihr gesagt?” Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: “Kurz darauf tauchen überall in der Stadt diese Flugblätter auf.”
Er schüttelte den Kopf. Hester hatte ihnen den Enkel verheimlicht, aber Cam und Blanche hatten sich so schnell mit der Situation abgefunden, als hätten sie es die ganze Zeit über geahnt. Sie kannten Hester aus der Poststelle, und jetzt freundete Blanche sich mit Cordy an, während sie Macons Hochzeit vorbereitete und eifrig darauf hinarbeitete, dass Cam sich zur Ruhe setzte und ihrem Sohn die Ranch übertrug. Mit Hesters Hilfe hatte sie jetzt die fünf Frauen angerufen. Macon hatte bereits Flüge gebucht, aber seine Mutter hatte sich um die Abholung vom Flughafen gekümmert. Als Macon gestern Abend mit Cordy angeln war, hatte Blanche das Zimmer vorbereitet, in dem die Frauen schlafen sollten.
In Hesters Nähe wurde ihm trotz der Hitze der Mund wässrig, dennoch wusste Macon genau, dass er besser Abstand zu ihr hielt. Niemand wusste, was sie als Nächstes tun würde. Er sah zu, wie sie von der Waffel abbiss. “Hester, als ich sagte, dass du diese Frauen treffen kannst, da meinte ich damit eigentlich nicht, dass du dich mit meinen Eltern verbündest und die Kontrolle über mein Leben übernimmst.”
“Macon.” Eine winzige Spur von Ironie schwang in ihrer Stimme mit. “Dachtest du wirklich, es reicht, wenn du fünf Briefe schreibst, um innerhalb von einer Woche zu heiraten? So etwas braucht eine genaue Planung.”
“Und da hast du mit meiner Mutter beschlossen, mir behilflich zu sein?”
“So kann man es nennen.”
“Dabei findet meine Mutter den ganzen Plan unsinnig. Sie hofft, dass mein Vater endlich zur Vernunft kommt und mir die Ranch ohne Bedingung überlässt. Ich will diese Frauen treffen, aber nicht zwangsweise nach einer Woche heiraten.”
Hester schüttelte den Kopf. “Chantal war so nett, mir den Brief am Telefon vorzulesen. Darin sagst du, dass du dich am Ende der Woche für eine der Frauen entscheidest, und wir haben dafür gesorgt, dass du dieses Versprechen einlösen kannst. Der Reverend kommt, die nötigen Papiere liegen vor, alles steht Gewehr bei Fuß.”
Na toll, dachte er. “Klingt so, als könnte ich auch eine Waffe gebrauchen. Nur zur Verteidigung.”
Hester lachte, und der Klang ihres Lachens weckte Gefühle in Macon, die er die ganze Zeit über schon zu verdrängen versuchte. Trotz seiner Verärgerung sehnte er sich danach, Hester das Haar aus der Stirn zu streichen. Und eine Sekunde später spürte er ihre seidigen Haarsträhnen zwischen den Fingern. Macon fragte sich, wie alles gelaufen wäre, wenn er an Stelle von Bruce mit Hester im Krankenhaus gewesen wäre und die Geburt seines Sohns miterlebt hätte. Wo war er zum Zeitpunkt von Cordys Geburt gewesen? Wahrscheinlich auf der Abendschule in Houston. Oder er hatte sich auf irgendeiner Baustelle herumgetrieben.
Gütig hielt Hester ihm den letzten Waffelrest hin. “Möchtest du, was übrig ist?”
Was übrig ist? Schlagartig überkam ihn wieder namenlose Wut. Ich wollte alles, Hester, dachte er. Vielleicht wäre ich kein guter Vater gewesen, aber eine Chance hätte ich verdient. Er senkte die Stimme. “Natürlich gern”, zwang er sich zu sagen und griff nach der Waffel.
Sie blickte an ihm vorbei und entdeckte auf dem Beifahrersitz die Flugblätter, die er überall in der Stadt wieder eingesammelt hatte. Wieder lächelte sie ihn strahlend an. Sie musste an Cordy denken und sich mit Macon vertragen. “Bekommst du schon kalte Füße?”
Bildete er sich das ein, oder klang das hoffnungsvoll? Wollte sie gar nicht, dass er diese Sache bis zum Ende durchzog? Wollte sie ihn als Feigling darstellen, der nicht für die Ehe geeignet war? Oder war das alles Eifersucht, die sie sich nicht eingestehen konnte? Macon blickte zu den Hügelketten am Horizont. “Kalte Füße bei dem Wetter? Das geht wohl kaum.”
Hester schwieg und musterte ihn.
“Du glaubst genauso wenig wie meine Mutter, dass ich wirklich heiraten will. Stimmt's, Hester? Und du willst mich dazu bringen, das alles abzublasen.”
Sie wirkte jetzt selbstsicherer und lächelte. “Du musst zugeben, dass das alles sehr spannend wird,
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