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Kühle Rache - heißes Herz

Kühle Rache - heißes Herz

Titel: Kühle Rache - heißes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule McBride
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weiß, schon ein Kind.”
    “Deinen Sohn”, flüsterte Hester unwillkürlich. Sie wusste, dass er deswegen immer noch wütend auf sie war, doch sie sah seinen belustigten Blick.
    “Du weißt doch, was man über ältere Frauen sagt?”
    “Nein?” Sie konnte ihre schlechte Laune kaum verbergen. “Und im Grunde will ich es auch gar nicht hören, Macon. Ich wünschte, die nächste Frau würde jetzt kommen.”
    Macon ließ sich nicht beirren. “Judith fühlt sich einsam, seit ihre Kinder aus dem Haus sind.”
    Und sie war klug und schlagfertig. Sie leitete seit Jahren in New York ein Heim für misshandelte Frauen, aber als ihr Ehemann sie verließ, wollte sie etwas in ihrem Leben verändern.
    “Mashana macomb, mashana mazel”
, hatte sie lächelnd gesagt, und aus dem Blick ihrer blauen Augen hatte ihre Klugheit gesprochen. “Das ist ein jüdisches Sprichwort und bedeutet: 'Mit einem neuen Ort kommt auch neues Glück.'“ Interessiert hatte sie sich in dem Arbeitszimmer umgesehen. “Natürlich hätte ich nie gedacht, die Ehefrau eines Ranchers zu werden.” Dann hatte sie Macon so verheißungsvoll angelächelt, dass sich Hesters Nackenhärchen aufrichteten. “Bis jetzt”, fügte sie hinzu und sah ihn aus diesen umwerfenden blauen Augen an.
    Hester war so in Gedanken versunken, dass sie das Klopfen am Türrahmen kaum hörte. Als sie hochsah, kam eine junge Frau mit kurzem roten Haar ins Zimmer. Sie trug eine ausgewaschene Jeans und eine grünweiß gemusterte Bluse. “Hi!”, sagte sie zur Begrüßung. “Ich bin Carrie Dawn und komme aus West Virginia. Zwei Jahre lang habe ich jetzt für eine Firma gearbeitet, die Maschinen für den Bergbau herstellt. Vorher war ich auf einer Schule für Sekretärinnen. Wir haben Schrämwalzen hergestellt, Schaufelradbagger, Tunnelvortriebsmaschinen und so weiter.”
    “Was Sie nicht sagen?” Macon klang sehr interessiert, und während Hester innerlich kochte, unterhielten die beiden sich angeregt über Maschinen, von denen Hester noch nie zuvor im Leben gehört hatte.
    “Jedenfalls”, fuhr Carrie Dawn fort, “weiß ich im Grunde genau, dass Sekretärinnen sich nicht mit ihren Chefs einlassen sollten.” Sie lachte und schüttelte den Kopf. “Ein Kuss zur Begrüßung im Büro kann der Abschied von der Karriere sein. Aber Charlie, so heißt mein Boss, und ich haben uns seit fast zwei Jahren heimlich getroffen. Seit ich in der Firma anfing. Kurz vor meinem Urlaub in diesem Jahr habe ich zu ihm gesagt: 'Charlie, entweder bekomme ich jetzt meinen Willen und wir heiraten, oder es ist aus.'
    Auf einmal fing ihre Stimme zu zittern an. “Und dann hat Charlie mich nicht mehr angerufen. Deshalb bin ich nach dem Urlaub nicht an meine Arbeit zurückgekehrt, und jetzt bin ich arbeitslos. Gestern habe ich ihm Ihre Anzeige aus
Texas Men
zugeschickt, Macon, und gesagt, dass ich Sie heiraten werde.” Als sie tapfer lächelte, sah Hester die unzähligen Sommersprossen auf ihrer zierlichen Nase. “Ich hoffe, das stört Sie nicht.”
    Macon wirkte verlegen. “Aber für mich klingt das so, als seien Sie in diesen Charlie verliebt.”
    Carrie Dawn fuhr sich durch das rote Haar, und Tränen traten ihr in die Augen. “Aber ich will
Sie
heiraten.”
    “Wir werden sehen”, wich Macon höflich aus.
    Hester hatte sich kaum erholt, als die nächste Frau, Mirabella Morehead, hereinkam und sich auf denselben Stuhl setzte. Sie trug einen unverschämt kurzen Rock aus schwarzem Leder, der fast nichts von ihren wohlgeformten Schenkeln verbarg. Ihre schlanken Füße steckten in modischen Plateau-Sandaletten, und immer wieder schüttelte sie ihr langes blondiertes Haar von einer Seite zur anderen wie ein Model auf dem Laufsteg. Sie redete so atemlos, dass Hester ihr am liebsten Luft zugefächelt hätte. Nach der Hälfte der Unterhaltung mit Macon beugte Mirabella sich vor und hielt verkrampft ihren Notizblock auf den Knien fest.
    “Was ich wirklich will, ist ein Kind.”
    Macon blieb die Ruhe selbst. “Ein Kind?”
    “Genau.” Mirabella nickte und schüttelte ihre Mähne. Ihre geschminkten Lippen glänzten, als sie lächelte. “Ich wusste, dass Sie mich verstehen.”
    Als Mirabella nach oben ging, um ihre Sachen auszupacken, seufzte Hester. Sich mit diesen Frauen zu treffen, das war mit Abstand das Verrückteste, was ihr je passiert war. Wollte Macon wirklich mit einer dieser Frauen ein neues Leben anfangen? Andererseits hatte sie gesehen, wie liebevoll er Cordy betrachtete. Er freute sich

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