Kühle Rache - heißes Herz
recht.”
“Ich will mich nicht mit dir streiten. Jetzt sag schon: Wie geht es Cordy?” Ihr aufrichtig besorgter Tonfall rührte Macon mehr, als er sich eingestehen wollte.
“Er hat sich auf der Ranch eingelebt.”
“Eingelebt?” Sie biss sich auf die Unterlippe. “Dann geht es ihm gut? Bist du da sicher? Ich wollte schon anrufen, aber …”
“Hast du die Nummer nicht?” Auch nach all den Jahren konnte er sich noch an die Telefonnummer von ihrer Mutter erinnern.
Sie lief knallrot an. “Nein. Ich kenne deine Telefonnummer noch, Macon.” Sie senkte die Stimme, und ihr Tonfall klang so weich wie Samt. “Weißt du noch, wie wir damals immer das Klingeln ganz leise gestellt haben, damit unsere Eltern es nicht hören? Dann haben wir uns mitten in der Nacht angerufen und bis zum Morgengrauen miteinander geredet.”
Natürlich wusste er das noch, und er ärgerte sich darüber, dass sie ihn jetzt daran erinnerte. “Ja, aber wieso hast du bei diesen stundenlangen Gesprächen deine Schwangerschaft nicht erwähnt?”
Sie schluckte. “Das habe ich dir bereits erklärt.”
Glaubte sie wirklich, dass er ihr diese Geschichte abkaufte? Dass sie Bruce geheiratet hatte, damit er nach Houston ziehen und dort seine Baufirma gründen konnte? Mit einem Mal fühlte Macon sich nicht mehr in der Lage, weiter über Cordy zu sprechen. Es war nicht leicht, nach sechzehn Jahren auf einmal eine Vater-Sohn-Beziehung aufzubauen. Es half auch nichts, dass sie sich schon vorher gekannt hatten. In den ersten beiden Tagen hatte Macon es übertrieben und sich zahllose gemeinsame Unternehmungen überlegt, bis Cordy sich dagegen auflehnte und sagte, Macon wäre genauso eine Glucke wie Hester.
“Hat Cordy gesagt, wann er nach Hause kommt?”
Macon blickte ihr in die Augen. “Er ist zu Hause, Hester.”
Ihre Stimme zitterte. “Ja, das stimmt wohl.”
Macon zögerte. Am liebsten wollte er ein anderes Thema anschneiden, aber das brachte er auch nicht fertig. “In all den Jahren …” Er schüttelte den Kopf und fuhr sich durchs Haar. Wenn sie damals wirklich mit ihm die Stadt verlassen wollte, wieso war sie dann nicht zu ihm gekommen? Wegen Lois?
“Macon, bitte. Lass uns nicht mehr über diese alte Geschichten reden. Am Ende sind wir nur beide wütend aufeinander. Ein halbes Leben ist seitdem vergangen.”
Und in diesem Leben hätte mir ein Platz zugestanden, dachte Macon. Wenigstens jetzt senkte sie beschämt den Kopf. Macon ahnte, dass sie ihm wieder auf die muskulöse Brust sah. Ihr Blick schmeichelte ihm, und er konnte nicht verdrängen, was für eine aufreizende Frau sie war. Sie fuhr mit der Zunge am Waffelrand entlang. Das schmelzende Eis auf ihrer Zunge sah so verlockend aus, dass Macon es fast selbst schmecken konnte.
“Bist du sicher, dass Cordy nichts aus dem Haus braucht, Macon? Kleidung oder sonst etwas?”
Mühsam rief Macon sich in Erinnerung, dass Hester sein Mitleid nicht brauchte. “Nein, ihm geht es bestens. Wir wollen beide eine Beziehung zu ihm, und das bedeutet, dass wir irgendwie miteinander auskommen müssen.”
“Da hast du recht. Ich weiß es zu schätzen, dass du …”
“Dass ich unter diesen Umständen so nett bin?” Er gab sich auch wirklich Mühe, aber wenn sie jetzt noch einmal so aufreizend ihr Eis leckte, dann konnte er für nichts garantieren. Unwillkürlich seufzte er und fragte: “Ist das Kirsche oder Himbeere?”
Eine Sekunde lang sah sie ihn nur ratlos an und richtete dann wieder den Blick auf ihr Eis. “Himbeere.” Es klang misstrauisch, als vermute sie einen Hintersinn hinter der Frage.
Macon beugte sich vor und berührte kurz ihre Hand, als er ihr die Eiswaffel abnahm. Hesters Haut war so weich und warm. “Nicht gerade meine Lieblingssorte, aber auch nicht schlecht.”
Sie lächelte unsicher. “Verstehe. Und Freunde teilen, ja?”
Sein Herz schlug schneller, und er versuchte, nicht darauf zu achten, wie aufgeregt er wurde. “Sind wir denn Freunde, Hester?”
Sie zuckte mit den Schultern. “Klingt gefährlich, mit dir befreundet zu sein.”
Gefährlich war diese Freundschaft tatsächlich. Besonders weil die Vergangenheit zeigte, dass sie beide nicht einfach nur Freunde sein konnten. Gedankenverloren strich er sich über den muskulösen Bauch und reichte Hester das Eis zurück.
“Danke, Macon.” Sein durchdringender Blick verunsicherte sie. “Woran denkst du?”
Dass du hübsch bist, hätte er beinahe geantwortet. Dein Haar glänzt wie Gold. Er zuckte mit den
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