Kühle Rache - heißes Herz
Schwäche. Er wandte den Kopf zum Büfett und senkte die Stimme noch mehr. “Hast du keine Angst, dass meine Gäste auf dich sauer werden?”
Ihr Herz raste wie wild. “Sauer? Auf mich?”
Er nickte. “Ja. Weil du mich so umklammerst.”
Gerade eben noch hatte sie ihm gesagt, sie sollten es nicht übertreiben, doch jetzt wollte sie die Nähe nicht mehr aufgeben. “Ich bin eine erwachsene Frau”, erwiderte sie unbekümmert. “Mit deinen unzähligen Freundinnen kann ich es noch locker aufnehmen.”
Sein Lächeln vertiefte sich, doch gleichzeitig lag in seinem Blick ein gefährlicher Ausdruck. “Wenn sie anfangen, dir die Augen auszukratzen, Hester, dann darfst du nicht damit rechnen, dass ich dir helfe.”
“Wenn ich Glück habe, lassen sie es bei tödlichen Blicken bewenden.”
Sein Lachen klang sinnlich. “Die werfen sie dir allerdings zu.”
Nur Anna nicht. Sie tanzte angeregt mit Diego, und Mirabella ließ sich einen
Western dance
von einem Cowboy erklären, der auf Ansels Ranch arbeitete. Doch Judith, Carrie Dawn und Cordy standen bei dem Eiskübel mit den ganzen Bierflaschen und beobachteten Hester und Macon. Chantals Miene war dagegen schwerer zu deuten, denn wegen ihrer dunklen Hautfarbe war ihr Gesicht in der Scheune kaum zu erkennen. Hester entdeckte weitere Bekannte aus der Stadt. Lois Potts war eine davon. Alle starrten neugierig zu ihr und Macon.
Sie seufzte. “Sie beobachten jeden unserer Schritte.”
“Zum Glück können wir den Takt halten. Sonst müssten wir uns noch schämen.”
Macons Körper schmiegte sich wie ein Handschuh an ihren. Allerdings spielte das keine große Rolle. Macon hatte den Abend tatsächlich zum Großteil mit seinen Gästen verbracht, und Hester fragte sich, ob er wirklich eine dieser Frauen heiraten wollte. Blieb ihm überhaupt eine andere Wahl, wenn Cam ihm die Ranch erst dann überließ?
“Bestimmt greift Cordy gleich ein”, stellte Macon fest. “Er findet sicher, ich sollte lieber mit Judith tanzen. Gestern auf der Fahrt in den Heuwagen hat er dafür gesorgt, dass ich neben ihr sitze. Ich glaube, er mag sie am liebsten. Sie ist älter, und sicher hält er sie für die geeignetste Stiefmutter.”
Wollte Macon ihre Meinung hören, oder wollte er sie nur reizen, damit sie ihm ihre Gefühle gestand? Verunsichert schwieg sie und holte nur erschrocken Luft, als er ihre Hände losließ, um ihre Hüften zu umfassen. Ganz langsam zog er sie so eng an sich, dass Hester deutlich spürte, wie erregt er war. Wieder holte sie tief Luft, und sein männlicher Duft machte sie ganz benommen. Von draußen drang der Geruch nach Hotdogs und gebratenen Marshmellows in die Scheune, und Macon tanzte mit ihr in Richtung Ausgang. Hester war froh darüber. Etwas frische Luft konnte sie jetzt dringend gebrauchen. Draußen sah sie ein Lagerfeuer und zahllose Funken, die in den dunkelblauen Himmel hinaufwirbelten. Cowboys standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich wahrscheinlich über die Preise für Rindfleisch.
Vorhin hatte sie Macon beobachtet, wie er mit jeder Frau in seiner Nähe tanzte. Sie hatte auch in seinen Armen liegen wollen. Und jetzt spürte sie ihn so nahe bei sich, dass sie fast zu ersticken glaubte. Sein fester muskulöser Körper wiegte sich im selben Rhythmus wie ihrer, und Hester wollte wissen, was hier zwischen ihnen passierte. Verzieh er ihr, dass sie ihm die Existenz seines Sohnes verheimlicht hatte? Wusste er, dass sie die Vergangenheit ändern würde, wenn sie es könnte? Und wollte er tatsächlich am Ende dieser Woche heiraten?
In einem Punkt war sie ganz sicher: Er hatte niemals aufgehört, sie zu begehren. Sein Blick glitt zu ihren Brüsten, und Hester wusste, dass er sich danach sehnte, sie zu berühren. Sie spürte seinen Blick wie eine Liebkosung. Mit einem Mal fand sie die Vorstellung, heute Nacht mit ihm einfach durchzubrennen, unglaublich verlockend.
Dann sah sie zu Cordy. Bestimmt war das alles ohnehin schon verwirrend genug für ihn. Noch dazu mit den Frauen, die hier waren, um Macon zu heiraten.
Und eine von ihnen wird ihr Ziel erreichen, rief Hester sich in Erinnerung. Sonst leidet Cams Gesundheit noch mehr. Heute hatte er ins Krankenhaus gemusst, das war Warnung genug.
Macon beobachtete sie. “Du hast mit der Vorbereitung dieser Party ganze Arbeit geleistet, Hester.”
Das Kompliment kam ganz unerwartet, und sie errötete. “Alle haben mir geholfen.” Sie lächelte, und ihr Blick bekam etwas Hintergründiges. “Es scheint
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