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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Mir wäre es lieber, wenn wir uns bei den Ermittlungen frühzeitig auf einen einzigen möglichen Täter konzentrieren könnten. Aber immerhin hält sich deshalb das Gerede über eine Verbindung mit dem Fall Edson in Grenzen.«
    »Wurde in Moorhay zur Tatzeit ein Motorrad gesehen?«, fragte Cooper.
    »Mehrere. Sie werden gerade am Computer herausgefiltert. Holmes kommt später aufs Revier, zur Vernehmung. Vielleicht sollten wir ihn uns selbst ansehen, Sie und ich. Mit Harry Dickinson und den Vernons können wir uns später noch befassen. Dieser Bursche scheint ausgesprochen redselig zu sein. Was meinen Sie, Cooper?«
    »Ich wäre gern dabei, Sir. Danke.«
    Das Telefon klingelte, und Tailby nahm den durchgestellten Anruf entgegen. Er nickte. Die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Lippen.
    »Neuer Plan«, sagte er. »DI Hitchens soll Holmes übernehmen. Unten wartet Mr. Daniel Vernon. Offenbar hat er uns einiges zu erzählen.«
     
    Einer der beiden Kassettenrekorder quietschte leise vor sich hin. Das Geräusch war derartig irritierend, dass Diane Fry fast den Eindruck hatte, das Gerät wäre absichtlich so eingestellt worden, um den Zeugen nervös zu machen. Aber heute sah es eher so aus, als ob es zuerst die Beamten aus der Ruhe bringen würde. Sie zwang sich, das Quietschen zu ignorieren.
    »In der Mittagspause gehen wir immer in die Spielhalle. Manchmal hängen wir den ganzen Nachmittag da rum. Da stört uns niemand.«
    Simeon Holmes hatte die schwarze Lederjacke seiner Motorradkombination ausgezogen, weil es im Vernehmungszimmer so stickig war. Er trug ein schwarzes Manie Street Preachers T-Shirt, in dem seine kräftigen Arme und Schultern gut zur Geltung kamen; rechts und links am Halsansatz hatte er eine kleine blaue Tätowierung. Seine Haare waren oben kurz geschnitten, hinten lang. Er trug einen goldenen Ohrring und hatte neben der einen Augenbraue ein kleines Muttermal. Diane Fry musste daran denken, dass DS Morgan ihn als muskulösen Burschen beschrieben hatte, einen Typen, auf den manche Mädchen flogen. Außerdem besaß er ein schweres Motorrad.
    »Aber Sie sind doch Schüler an der Edendale Community School«, sagte Hitchens mit kaum verhohlenem Erstaunen.
    »Na und?«
    »Wie können Sie sich dann den ganzen Nachmittag frei nehmen?«
    »Weil wir Freistunden haben, darum. Da können wir machen, was wir wollen.«
    »Was Sie wollen? Das soll wohl heißen, dass Sie die Zeit nicht gerade zum Lernen nutzen.«
    Holmes zuckte mit den Schultern. »Das machen alle so.«
    »Ich verstehe.«
    Hitchens warf Fry einen Blick zu. Sie zog nur die Augenbrauen hoch. Für sie war es nicht überraschend, womit sich Jugendliche wie Simeon Holmes die Zeit vertrieben.
    »Sie haben Detective Sergeant Morgan erzählt, dass Sie Laura Vernon in einer Spielhalle in der Dale Street kennen gelernt haben.«
    »Bei Tommy’s, genau. Ich habe am Computer gespielt. Bei Tommy’s gibt es nämlich die schärfsten Spiele, und ich war gerade dabei, einen neuen Rekord aufzustellen. Es waren mehrere von uns da, sechs oder sieben vielleicht.«
    »Klassenkameraden?«
    »Auch.«
    »Und?«
    »Einer von meinen Kumpels, der am Fenster stand, sagte mir, dass sich eine Tussi an meiner Maschine zu schaffen macht. Also bin ich rausgegangen, und da saß sie im Sattel und drehte an den Handgriffen rum. Ganz schön frech, wenn Sie mich fragen. Wenn sie ein Kerl gewesen wäre, hätte ich ihr eine verpasst. Ich habe es nicht gerne, wenn sich einer an meinem Bock vergreift. Aber es war kein Kerl, sondern diese Tussi, Laura.«
    Fry kräuselte die Nase. Im Vernehmungszimmer hing ein merkwürdiger Geruch, der in den letzten Minuten immer stärker geworden war. Natürlich war es warm und stickig in dem kleinen Raum, aber allein mit dem säuerlichen Geruch von Männerschweiß ließ sich der Mief nicht erklären.
    »Vorher kannten Sie Laura nicht?«, fragte sie.
    »Ich hatte sie noch nie gesehen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Das hätte ich mir gemerkt, Schätzchen. So eine Sahnetorte vergisst man nicht so schnell.«
    Holmes grinste Diane Fry an. Sie verzog keine Miene, auch wenn sie ihm am liebsten »eine verpasst« hätte. Sie konnte es nicht ausstehen, von einem Schnösel wie Simeon Holmes als Schätzchen tituliert zu werden.
    »Sie war ein attraktives Mädchen, nicht wahr?«, sagte Hitchens.
    »Und ob. Sie war ein scharfes Gerät.«
    War das eben ein kleines Stocken gewesen? Fry hatte es schon öfter erlebt, dass Zeugen vom Tod eines Bekannten scheinbar

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