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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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sich bei Cooper wohl ausreichend für ihre Bemerkungen über seinen Vater entschuldigt hatte. Hinterher war er ihr reserviert und verstimmt vorgekommen. Womöglich war das Abenteuer im Wald seine Art gewesen, ihr etwas zu beweisen. War sie dann nicht zum Teil mitverantwortlich dafür? Sie seufzte und dachte nicht länger darüber nach. Die Menschen waren zu kompliziert, wenn sie sich von Gefühlen leiten ließen. Warum konnten nicht einfach alle nur ihre Arbeit machen?
    Ein alter Film fing an. Eine romantische Komödie aus den Fünfzigerjahren mit James Stewart. Sie schaltete den Fernseher aus und legte sich zurück aufs Bett. Eine Zeit lang lauschte sie den Schritten und den anderen leisen Geräuschen im Hotelkorridor. Sie fragte sich, ob Paul Hitchens in ihr Zimmer kommen würde.
     
    »Sie schlafen. Tief und fest.«
    Ben Cooper hatte gerade seinen Nichten gute Nacht gesagt. Matt und Kate sahen fern, auf dem Sofa aneinander geschmiegt, ein Bild häuslicher Zufriedenheit. Das Leben musste schließlich weitergehen.
    Trotzdem war der Anblick für Cooper kein Trost, im Gegenteil. Seit Montag brachte er es kaum noch über sich, die Treppe des Farmhauses zu benutzen, weil er immer daran denken musste, was er dort gesehen hatte.
    Sein Bruder Matt und er waren eine Stunde im Krankenhaus gewesen, obwohl ihre Mutter noch schlief. Man hatte sie vorgewarnt, dass sie mindestens zwei Tage lang unter starken Beruhigungsmitteln stehen würde. Sie würde frühestens morgen wach und ansprechbar sein. Trotzdem wollten die beiden Brüder an ihrem Bett sitzen, in ihr Gesicht sehen und sich mit leiser Stimme über ihre Hoffnungen und Ängste für die Zukunft unterhalten.
    Matt erzählte, im Haus hätte das Telefon zwei Tage lang ununterbrochen geklingelt, weil ständig irgendwelche Verwandten anriefen, um zu fragen, wie es Isabel ging, und um ihre Hilfe anzubieten. Die Coopers waren eine große, eng miteinander verbundene Familie, die sich besonders in Krisenzeiten bewährte. So war es auch vor zwei Jahren gewesen, als sie die Brüder und ihre Schwester Claire nach dem gewaltsamen Tod des Vaters nicht allein gelassen hatte.
    Der Tod des Vaters war ein plötzlicher schwerer Schlag gewesen. Die Krankheit der Mutter war eine langsame, quälende Tortur. Coopers Gedanken schweiften ab. Er versuchte sich an die Zeit zu erinnern, als sie noch alle zusammen gewesen waren. Es war erst zwei Jahre her, aber es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. So etwas nannte man veränderte Umstände.
    Er verstand nicht, warum ihn die Gegenwart seiner Familie diesmal nicht tröstete. Das starke Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugte einen Erwartungsdruck, dem er sich nicht länger gewachsen fühlte. Sie alle hielten ihn für einen klugen, beliebten Polizisten und zweifelten keinen Augenblick daran, dass er Karriere machen würde. Es war eine Bürde, die er nicht mehr tragen konnte.
    Plötzlich kam es ihm so vor, als ob alles in seinem Leben schief ging, eine Sache nach der anderen. Es war, als ob er den Boden unter den Füßen verlor, als ob alle seine Hoffnungen nach und nach niedergetrampelt wurden. Warum musste die Krise seiner Mutter mit dem Dienstantritt von Diane Fry zusammenfallen?
    Er wurde den Gedanken nicht los, dass die beiden Ereignisse etwas miteinander zu tun hatten. Sie waren ein Gemeinschaftsangriff auf sein privates und berufliches Leben, und er wusste nicht, wie er die Wirkung, die sie auf seine Gefühle, Stimmungen und sein Urteilsvermögen hatten, verkraften sollte.
    Er musste zugeben, dass es ein Fehler gewesen war, bei der Festnahme von Lee Sherratt die Vorschriften zu umgehen. Fast wäre es zu einer Katastrophe gekommen – obwohl er sich einredete, dass er die Sache anders angepackt hätte, wenn Fry nicht dabei gewesen wäre. Und dann musste er plötzlich an Helen Milner denken; seit er sie am Montag nach so vielen Jahren bei seinem ersten Besuch im Dial Cottage wieder gesehen hatte, ging sie ihm nicht mehr aus dem Sinn.
    Seitdem hatte er in ruhigeren Momenten darüber spekuliert, ob er in ihr nicht vielleicht den Menschen finden könnte, mit dem ihn so viel verband, dass sich ein gemeinsames Leben darauf aufbauen ließ, jemand, der nicht zur Familie gehörte. Im Geiste hatte er sie seiner Mutter vorgestellt und gewusst, dass sie seine Wahl gutheißen würde. Es war eines der beiden Dinge, die sie sich am sehnlichsten wünschte – dass Ben die richtige Frau kennen lernen und heiraten würde und dass er zum Sergeant befördert wurde, genau wie

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