Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
dadurch eindeutige Spuren, die man weiterverfolgen kann. Aber manchmal erweisen sich alle Spuren als Sackgassen, und man kommt kein Stück weiter. Wenn die Ermittlungen erst mal ins Stocken geraten sind, kann es Monate dauern, bis man ein Ergebnis hat. Wenn überhaupt.«
    »Und bei diesem Fall ist es so, Ben?«
    Cooper hielt inne, die Hand auf der Autotür. »Ich weiß es nicht, Matt. Aber hast du nicht auch manchmal das Gefühl, dass du mit dem Kopf gegen die Wand gerannt bist, ohne es zu merken?«
    »Das mit dem Mädchen ist eine Tragödie. Irgendwo läuft ein Kerl frei herum, der hinter Gittern sitzen müsste.«
    »Und genau deshalb dürfen wir nicht lockerlassen.«
    Er stieg ein und kurbelte die Seitenfenster herunter. Obwohl es noch früh am Morgen war, hatte sich der Wagen bereits aufgeheizt.
    Matt legte einen Arm auf die Tür. »Die Vernons sind auch nicht gerade ein Muster an Sitte und Anstand.«
    »Man kann sich bestimmt bessere Gesellschaft vorstellen.«
    »Das ist noch untertrieben«, sagte Matt. »Mit dem, was sie da oben in ihrer Villa treiben, machen sie sich auf jeden Fall keine Freunde. Mit diesen ganzen Orgien und so. Ich bin wahrhaftig kein Kind von Traurigkeit, aber so etwas ist einfach widerwärtig.«
    Cooper sah seinen Bruder verständnislos an.
    »Schon gut. Na, wenn du mir nicht glaubst«, sagte Matt, »brauchst du bloß Helen Milner zu fragen.«
     
    Als Cooper den Stadtrand von Edendale erreichte, war ihm klar, dass er in dieser Woche schon zum zweiten Mal zu spät kommen würde. Noch ein Minuspunkt auf seinem Konto. Aber im Grunde war es ihm gleichgültig. Er hatte Kopfschmerzen, ein dumpfes Pochen hinter den Augen, wie die Vorboten eines aufziehenden Gewitters.
    Es war acht Uhr morgens, und Cooper hatte den Eindruck, dass am Straßenrand alle paar Meter jemand stand, der einen Hund an der Leine hielt. Die Tiere stöberten in jedem Grasbüschel und beschnupperten Laternenmasten und Bäume. Nur ein leichtsinniger Mörder würde versuchen, in dieser Gegend eine Leiche zu verstecken. Die inoffiziellen Suchmannschaften waren ständig im Einsatz.
    Der erste Mensch, der ihm im zweiten Stock der Dienststelle über den Weg lief, war Diane Fry. Sie war mit drei anderen DCs auf dem Weg zum Besprechungszimmer. Sie lachten, und Cooper wurde rot. Er war überzeugt, dass sie über ihn lachten. Aber als Fry ihn bemerkte, blieb sie stehen, damit er sie einholen konnte.
    »Sie kommen schon wieder zu spät, Ben. Wenn Sie nicht aufpassen, handeln Sie sich noch eine Abmahnung ein.«
    »Spielt keine Rolle«, sagte er. »Wie war der Abstecher nach Yorkshire?«
    »Nicht besonders. Ich wäre lieber hier gewesen.«
    »Reine Zeitverschwendung, hm?«
    »Das kann man wohl sagen. Wir hätten wirklich nicht extra rauffahren müssen, und schon gar nicht zu zweit.«
    Ohne es zu wollen, machte Cooper ein spöttisches Gesicht. »Na, wer hätte das gedacht? Aber Sie hatten sicher trotzdem viel Spaß zusammen.«
    Fry schnaubte. »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, aber ich will es Ihnen ausnahmsweise noch einmal durchgehen lassen.«
    Er ließ die Schultern hängen. »Entschuldigung, Diane. Das hätte ich nicht sagen sollen.«
    »Alles in Ordnung mit Ihnen? Sie haben vielleicht die eine oder andere komische Idee, aber mit gehässigen Bemerkungen haben Sie mich bisher verschont.«
    »Ja, es geht mir gut. Ich kann einfach die dauernde Hitze nicht mehr ertragen.«
    »Ich frage nur, weil ich etwas über irgendwelche Schweine habe munkeln hören …«
    »Erinnern Sie mich bloß nicht daran.«
    Fry musterte ihn. Ihr Blick wanderte von seinen glanzlosen Augen über das hastig gekämmte Haar und das schlecht rasierte Gesicht hinunter zu seinem zerknitterten Hemd. Plötzlich realisierte er, dass er nach Schweiß roch. Seine Hand zitterte, als er sich die schmerzenden Schläfen rieb.
    »Ben, noch einmal wegen meiner Bemerkung über Ihren Vater. Ich habe mich dafür entschuldigt. Wenn ich sonst noch etwas tun kann …«
    »Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt … Wenn noch einmal jemand Sergeant Coopers Junge zu mir sagt, dann … Lassen Sie mich einfach damit in Frieden.«
    Fry prallte zurück, geschockt von dem Hass in seiner Stimme. »Schon gut. Übrigens, ich soll Ihnen etwas ausrichten. Der Superintendent möchte Sie sehen und zwar unverzüglich.«
    »Aber die Einsatzbesprechung?«
    »Unverzüglich. So lautet der Befehl. Haben Sie Ärger?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und noch etwas, Sie haben doch unsere Verabredung heute Abend

Weitere Kostenlose Bücher