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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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diesem Zeitpunkt wollte sich niemand festlegen. Alle warteten ab, während der Arzt die nötigen Formalitäten erledigte, dem Posten schweigend zunickte und sich vorsichtig über einen abgesteckten Geländestreifen auf das niedergedrückte Farnkraut zubewegte.
    Obwohl kaum Zweifel bestehen konnten, dass es sich bei der Toten um Laura Vernon handelte, galt dies erst dann als gesicherte Tatsache, wenn sie durch ein Elternteil offiziell identifiziert worden war.
    »Ausgeschlossen, den Caravan hier herunterzuschaffen«, sagte Tailby.
    »Jedenfalls nicht weit genug, Sir«, pflichtete Hitchens ihm bei.
    »Gibt es keinen Feldweg in der Nähe? Was ist hinter den Bäumen?«
    »Ich weiß nicht, Sir.«
    Hitchens und Tailby drehten sich um. Als Hitchens sah, dass Fry hinter ihnen stand, runzelte er die Stirn, als hätte er jemand anderen erwartet.
    »Sehen Sie mal zu, was Sie finden können, Fry«, sagte er. »Einen möglichst nahe gelegenen Stellplatz für den Caravan.«
    »Ja, Sir.«
    Fry hatte keine Ahnung, wie sie diesen Auftrag ausführen sollte. Es war kein bewohntes Gelände zu sehen. Das Dorf selbst war hinter den Felsen verborgen. Hinter ihr erhob sich eine Steilwand, vor ihr war bis zur Straße alles dicht bewaldet.
    Ihr wurde bewusst, dass der DCI sie musterte. Er hatte ein schmales, knochiges Gesicht und kluge graue Augen mit einem wachsamen Blick. Bis jetzt hatte sie ihm noch nie gegenüber gestanden. Er war ihr nur einmal gezeigt worden, als er in einiger Entfernung vorüberging, und sie hatte ihn sich gemerkt, weil er etwas zu sagen hatte. Auf gar keinen Fall durfte er bei ihrem ersten Zusammentreffen den Eindruck bekommen, dass sie nicht zu gebrauchen war. Ein erster Eindruck wirkte lange nach.
    »Vielleicht kann Ihnen dabei jemand helfen, der über bessere Ortskenntnisse verfügt«, schlug Tailby vor.
    Hitchens sagte: »Oder wir fragen lieber …«
    Plötzlich wusste Diane Fry, was das für ein Geräusch war, das sie schon die ganze Zeit störte, dieses stetige Dröhnen und Knattern über den Bäumen etwas weiter östlich. Der Hubschrauber behielt seine Position fürs Erste bei, bis die Crew die Anweisung bekam, zum Stützpunkt zurückzufliegen.
    Fry nahm ihr Funkgerät heraus und lächelte. »Ich glaube, ich habe eine bessere Idee, Sir.«
    Der DCI verstand sofort. »Ausgezeichnet. Sagen Sie ihnen, sie sollen sich auch gleich nach einem Stellplatz für die Wagen des Tatortteams und der Spurensicherung umsehen.«
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis Dr. Inglefield den Weg wieder heraufkam und auf Tailby zuging.
    »Mausetot«, sagte er. »Den Schädel eingeschlagen, mal ins Unreine gesprochen. Einzelheiten natürlich erst nach der Autopsie, aber viel mehr gibt es sowieso nicht zu sagen. Die Leichenstarre hat sich bereits weitgehend gelöst, und die Verwesung hat eingesetzt. Außerdem haben wir an den üblichen Stellen die ersten Maden. Augen, Mund, Nasenhöhlen. Sie wissen ja … Die Gerichtsmedizin dürfte den Todeszeitpunkt relativ präzise bestimmen können. Normalerweise würde ich sagen, mindestens vierundzwanzig Stunden, aber bei diesem Wetter …« Er zuckte viel sagend mit den Schultern.
    »Vergewaltigt?«
    »Mmm. Es hat sich mit Sicherheit jemand an ihrer Kleidung zu schaffen gemacht. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Ich sehe sie mir schnell an, während wir auf die Pathologie warten«, sagte Tailby zu Hitchens.
    Er zog Plastikhandschuhe an und näherte sich bis auf wenige Schritte der Toten. Er würde weder die Leiche selbst noch irgendetwas in der Umgebung anfassen, um keine vor Gericht verwertbaren Spuren zu zerstören. Dr. Inglefield warf einen neugierigen Blick auf Fry, die ihr Funkgerät wieder wegsteckte. Sie hatte dem Gespräch aufmerksam gelauscht, während sie die Anweisungen an den Hubschrauber durchgab.
    »Sie sind neu, nicht wahr?«, sagte Inglefield. »Tut mir Leid, das mit den Maden.«
    »Nur neu in der Gegend, aber nicht in dem Beruf«, sagte Fry. »Ich habe so etwas schon öfter gesehen. Die meisten Leute ahnen ja gar nicht, wie schnell Fliegen in die Körperöffnungen eindringen und ihre Eier ablegen.«
    »Bei diesem Wetter sind die kleinen Biester schon wenige Minuten nach Eintritt des Todes da. Acht Stunden später können die ersten Maden schlüpfen. Wie lange wurde das Mädchen schon vermisst?«
    »Seit fast zwei Tagen«, sagte Fry.
    »Da haben Sie’s ja. Zeit genug. Aber nehmen Sie mich nicht beim Wort …«
    »Das kann nur die Gerichtsmedizin beantworten. Ist schon

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