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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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zurückkehrten.
    Waren das auch Graham Vernons Gedanken? Sah und hörte er noch die lebendige Laura? Und wenn ja, was sagte sie zu ihm, dass er so ein erschrockenes Gesicht machte?
    Fälle wie dieser waren immer ein Balanceakt. Man musste mit den Hinterbliebenen mitfühlend und rücksichtsvoll umgehen, obwohl neunzig Prozent aller Morde im Familien- oder Bekanntenkreis geschahen und der Täter ein Verwandter oder Freund war. Tailby berührte der Schmerz der Angehörigen kaum noch. In seinem Beruf war es nicht ratsam, Gefühle an sich heranzulassen. Manchmal allerdings musste er sich eingestehen, dass sich das negativ auf seine Psyche auswirkte; er hatte schon lange keine enge Beziehung mehr aufbauen können.
    »Sie werden sicher verstehen, dass wir noch einmal mit Ihnen und Ihrer Frau sprechen müssen, Sir«, sagte er, als Vernon sich schließlich abwandte.
    »Ich habe Ihnen bereits alles gesagt, was weiß ich.«
    »Wir müssen so viel wie möglich über Lauras Hintergrund in Erfahrung bringen. Wir müssen ihre Freunde und Bekannten noch einmal befragen. Wir müssen möglichen Kontakten nachgehen, von denen wir bis jetzt noch nichts wissen. Wir müssen überprüfen, wo sie sich am Tag ihres Todes aufgehalten hat. Es gibt viel zu tun.«
    »Finden Sie Lee Sherratt!«, knurrte Vernon. »Mehr brauchen Sie nicht zu tun, Chief Inspector.«
    »Bei unseren Nachforschungen beziehen wir auch diesen Aspekt mit ein, Sir.«
    »Und was soll das heißen, verdammt noch mal?«
    Die beiden Männer gingen durch die Flügeltür in den Flur hinaus und ließen den antiseptischen Geruch hinter sich. Ihre Schritte hallten über den gefliesten Boden. Tailby musste sich anstrengen, um mit Vernon Schritt zu halten, der offenbar so schnell wie möglich hier weg wollte.
    »Wir werden den Jungen finden, Sir. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ich bin zuversichtlich.«
    Vernon blieb so unvermittelt stehen, dass Tailby einen Zusammenprall nicht verhindern konnte. Sie standen sich fast Auge in Auge gegenüber, obwohl der Beamte eine gute Handbreit größer war. Vernon starrte ihn böse an, das attraktive Gesicht zur Grimasse verzerrt. Seine müden Augen waren von roten Äderchen durchzogen, und eine Gesichtshälfte war schlecht rasiert.
    »Mir ist fast so, als hätte ich das schon einmal gehört, Chief Inspector. Vor fast zwei Tagen. Aber da haben Sie mir ja auch noch versichert, dass Sie meine Tochter finden würden.«
    Tailby hielt Vernons Blick ruhig stand. »Ja, Sir.«
    »Doch dann ist Ihnen jemand zuvorgekommen.«
    Tailby erinnerte sich an die deprimierende Szene am frühen Abend, als er die Villa aufgesucht hatte, um den Vernons die traurige Nachricht zu überbringen. Die Eltern hatten über sein Erscheinen keinerlei Erstaunen an den Tag gelegt, nur Verzweiflung und Resignation.
    Charlotte Vernon hatte einen Weinkrampf bekommen und war immer hysterischer geworden, bis sie sich in ihr Schlafzimmer zurückziehen und Graham Vernon einen Arzt anrufen musste. Natürlich waren beide geschockt und entsetzt gewesen, aber jeder war mit seiner Reaktion allein geblieben. In den ersten Minuten nach seiner Eröffnung hatte Tailby nicht die kleinste Geste gegenseitigen Trosts beobachten können.
    Die beiden Männer standen auf der Treppe vor der Gerichtsmedizin, als Tailby erneut das Wort ergriff. Rechts von ihnen, hinter einer Hecke aus Koniferen, waren die erleuchteten Fenster des Endendale General Hospitals zu sehen, die modernen zweistöckigen Anbauten des weitläufigen Krankenhauses, das noch aus viktorianischer Zeit stammte. Die Lichter wirkten freundlich und hell im Vergleich zu der schlichten Fassade der Gerichtsmedizin und dem schwach erleuchteten Parkplatz.
    »Abgesehen von der Tatsache, dass er nicht aufzufinden ist, gibt es zurzeit noch keine konkreten Beweise dafür, dass Lee Sherratt etwas mit dem Tod Ihrer Tochter zu tun haben könnte«, sagte der DCI sachlich.
    »Und genau das ist Ihre Aufgabe, Chief Inspector. Es liegt an Ihnen, diese Beweise zu finden. Ich hoffe nur, Sie strengen sich jetzt ein bisschen mehr an.«
    Seit sie die beklemmende Atmosphäre der Gerichtsmedizin hinter sich gelassen hatten, war seine Stimme immer lauter geworden. Er hatte sich wieder in den brüsken, ungeduldigen Geschäftsmann verwandelt, als der er auch sonst auftrat. Es war interessant gewesen, mit anzusehen, welche Veränderung beim Anblick seiner toten Tochter in ihm vorgegangen war. Aber die Veränderung hatte nicht lange vorgehalten.
    »Wir wissen von Lee

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