Kuehles Grab
ein, dass es Ihre Unterwäsche ist.«
D. D. wirbelte herum. Der Sanitäter bat sie eindringlich stillzuhalten. Sie durchbohrte ihn mit einem bösen Blick.
»Ist Ihnen zu Hause etwas aufgefallen, was auf einen Einbruch schließen lassen könnte?«, fragte Sinkus. »Hat jemand Ihre Schubladen oder Schmutzwäsche durchstöbert? Hunde reagieren am besten, wenn den Kleidungsstücken noch der Körpergeruch anhaftet.«
»Ich war in den letzten vier Tagen nicht lange genug zu Hause, um meine Schubladen zu kontrollieren!«, fauchte D. D., dann fügte sie mit einem Seufzer hinzu: »Oder meine Wäsche zu waschen.«
»Der Typ hat sich wohl ein paar Duftmarken besorgt. Und jeder gut trainierte Kampfhund springt darauf an.«
D. D. betrachtete den toten Hund. Er war groß, schwarz, muskelbepackt. Sie berührte seine Flanke. Ihr Gesicht drückte weniger Zorn als Bedauern aus.
»Mein Onkel hatte früher einen Rottweiler. Er hieß Meadow. Die liebste, süßeste Hündin, die man sich vorstellen kann. Ich durfte sogar auf ihr reiten.« Sie strich über das schwarze Fell und fand den dicken Draht am Hals des Hundes – ein Halsband, wie es nur Drogendealer und Schlägertypen ihren Hunden zumuteten. »Bastard«, schimpfte sie. »Wahrscheinlich hat er den Hund schon von Geburt an auf Kampf dressiert. Das Tier hatte nie eine Chance.«
Bobby ertrug den Anblick nicht länger. Immerhin war er es gewesen, der die vier Hunde erschossen hatte, auch wenn er keine andere Wahl gehabt hatte.
»Ich verstehe das nicht«, flüsterte D. D. »Zu verlangen, dass ich das Medaillon trage, ist verrückt. Das hat dem Kerl offenbar einen Kick gegeben. Aber wozu dieser ganze Aufwand? Es ist, als hätte er mich per Fernbedienung angegriffen. Dabei kann ich nicht glauben, dass er der Typ ist, der sich damit zufriedengibt. Ich glaube, er ist ganz in der Nähe und hat alles beobachtet.«
»Raffiniert«, meinte Sinkus. »Damit will er seine Intelligenz unter Beweis stellen. Das würde Eola ähnlich sehen.«
Bobby dachte nach. Die Nachricht war an D. D. persönlich gerichtet gewesen und hatte unter ihrem Scheibenwischer geklemmt. Die Trophäen, die sie bei den Leichen gefunden hatten, waren auch persönlicher Natur gewesen – das passte zu der Vorgehensweise des Stalkers, der kleine Geschenke für Annabelle hinterlassen hatte. Für die Inszenierung hier musste der Täter in D. D.s Wohnung eindringen und Unterwäsche stehlen – zweifellos hatte er seinen Spaß daran gehabt. Warum sollte er es sich dann jetzt versagen, sich seine Show mit eigenen Augen anzusehen?
D. D. hatte recht. Der Kerl hatte viel in die Vorbereitungen investiert, sollte er sich dann die Hauptattraktion entgehen lassen?
Nein, so tickte dieser Wahnsinnige nicht.
»Sucht das ganze Gelände gründlich ab!«, wies D. D. an. »Greift alle auf, die sich auf dem Grundstück aufhalten, und die Techniker sollen nach Videoinstallationen und Abhöreinrichtungen Ausschau halten. Vielleicht hat er die Show aufgezeichnet, um sie sich gemütlich zu Hause anzusehen. Oder er will sie ins Internet stellen.«
»Wir durchkämmen die Gegend«, versicherte Sinkus.
»Wir brauchen Hubschrauber«, fuhr D. D. ärgerlich fort und verscheuchte den Sanitäter mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Und Hunde. Zum Teufel, lasst uns die Nationalgarde rufen. Das Gelände ist riesig. Diese verdammte Klapsmühle. Der Typ könnte sich tagelang hier verstecken, ohne dass wir ihn entdecken.«
Sinkus nickte, machte sich Notizen und schickte sich an, das Jahresbudget der Abteilung für eine Nachtsuche zu sprengen.
Bobby gefiel das Ganze immer noch nicht.
Wozu dieser Aufwand? Sie suchten einen Pädophilen, einen Mann, der kleinen Kindern nachstellte. Und jetzt plötzlich hatte er eine erwachsene Frau ins Auge gefasst? Eine Polizistin, die klug, bewaffnet und auf alles vorbereitet war?
Es sei denn …
Plötzlich ging ihm ein Licht auf. Es sei denn, der Kerl hatte immer nur ein und dasselbe Ziel verfolgt, ein Ziel, das erst kürzlich aus der Versenkung aufgetaucht und in den vergangenen zwei Tagen in ständiger Begleitung der Polizei gewesen war. Bis heute Abend, als diese Operation …
Bobby wirbelte zu seinen Kollegen herum. »Annabelle!«
30
Ich schrak aus dem Schlaf auf, die Fäuste in die Laken gekrallt, jeder Muskel angespannt. Lauf weg, kämpfe, schrei! Ich war noch zu schlaftrunken, orientierungslos.
Ich zwang mich, mich aufzusetzen, und holte tief Luft. Die Leuchtziffern auf dem Wecker zeigten 2:32 an. Ein
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