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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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dann hörte ich ein vorsichtiges Klopfen an der Tür.
    Ich sagte nichts, und wer immer etwas von mir wollte, er ging wieder weg.
    Ich hockte auf meinem schmalen Bett, hielt die Phiole mit der Asche meiner Eltern in den Händen und dachte nach. Vielleicht war die Asche in der Phiole ja auch nur eine Lüge.
    Letzten Endes war es allein meine Schuld. Mein Telefon klingelte. Ich hatte keine Lust, aufzustehen, das Schlafzimmer zu verlassen und den Hörer abzunehmen. Deshalb schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Mr. Petracelli hinterließ eine Nachricht, der das halbe Bostoner Polizeidezernat zuhörte.
    »Annabelle, ich habe die Zeichnung von dem Treffen der Bürgerwache gefunden. Selbstverständlich wäre es mir lieber, dieses Material nicht per Post zu verschicken. Ich könnte noch mal in die Stadt kommen, wenn du darauf bestehst. Selbe Zeit, selber Ort? Ruf mich zurück!« Er nannte seine Telefonnummer. Ich saß auf dem Bett und seufzte.
    Das nächste Klopfen an der Tür war keineswegs vorsichtig.
    Ich öffnete die Tür und stand vor Bobby, der mich sehr böse anfunkelte. »Zeichnung? Selbe Zeit? Selber Ort?«
    »Hey«, erwiderte ich munter. »Hast du Lust auf eine kleine Spazierfahrt?«
    Mr. Petracelli war erleichtert, als er hörte, dass ihm die Fahrt in die Stadt erspart bleiben würde. Bella fand die Idee, einen Ausflug zu machen, auch großartig. Nur Bobby und ich waren gedrückter Stimmung und vermieden jeden Blickkontakt.
    Der Verkehr bereitete keine Probleme. Bobby funkte die Zentrale an und verlangte eine gründliche Überprüfung meiner früheren Nachbarn. Es freute mich, dass zur Abwechslung mal nicht ich die Paranoide war. Normalerweise ließ ich die Namen aller Menschen, die mir begegneten, durch Google laufen.
    »Wo ist D. D.?«, erkundigte ich mich schließlich.
    »Sie muss sich um eine andere Angelegenheit kümmern.«
    »Eola?«
    Er warf mir einen Blick zu. »Woher kennst du diesen Namen, Annabelle?«
    Ich entschied mich für eine dreiste Lüge. »Aus dem Internet.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. So leicht ließ er sich nicht an der Nase herumführen, dennoch ignorierte er mein Manöver. »D. D. untersucht einen Tatort in ihrem eigenen Haus. Der Täter hat ein Geschenk vor deine Tür gelegt, in ihre Wohnung ist er eingebrochen, um Unterwäsche zu stehlen.«
    Wir bogen in die Einfahrt der Petracellis ein.
    Graue Mauern. Weiße Fensterläden. Kleiner grüner Garten. Das perfekte Haus für ein älteres Paar, das nie Enkelkinder haben würde.
    »Mr. Petracelli hatte immer das Gefühl, dass die Polizei von Lawrence den Fall seiner Tochter nicht ernst genug nahm«, erklärte ich, als wir ausstiegen. Bella winselte. Ich sagte ihr, dass sie im Auto bleiben müsse. »Wenn du ihm sagst, dass du prüfst, ob Doris Verschwinden mit meinem Stalker zusammenhängt, wird er bestimmt zugänglicher.«
    »Ich rede, du hörst zu«, machte mir Bobby eisig klar.
    Mistkerl, hauchte ich lautlos hinter seinem Rücken, als wir über den gepflasterten Pfad zur Haustür gingen.
    Bobby drückte auf den Klingelknopf. Mrs. Petracelli öffnete uns und stieß einen Seufzer aus. Mich bedachte sie mit einem Blick, der Bedauern ausdrückte.
    »Walter«, sagte sie ruhig, »deine Gäste sind hier.«
    Mr. Petracelli polterte mit weit mehr Elan als bei meinem ersten Besuch die Treppe herunter. Er hatte einen Aktenordner unter dem Arm und ein unnatürliches Funkeln in den Augen.
    »Kommen Sie rein!«, rief er jovial. Er schüttelte erst Bobby, dann mir die Hand und sah sich um, als suchte er meinen Hund. »Ich freue mich, dass Sie hergekommen sind, Detective. Ich habe die Information – es ist alles hier. Oh, sehen Sie sich das an – wir stehen hier im Flur! Wie unhöflich von mir. Machen wir es uns im Arbeitszimmer gemütlich. Lana, Liebes – gibt's Kaffee?«
    Lana seufzte wieder und lief in die Küche. Bobby und ich folgten Mr. Petracelli ins Arbeitszimmer. Dort setzte er sich auf die Kante eines mit Leder bezogenen Drehstuhls, öffnete den Ordner und breitete Papiere auf dem Tisch aus. Verglichen mit seinem unheimlich düsteren Benehmen am Abend zuvor war er nun regelrecht fröhlich, als er ein Schriftstück nach dem anderen präsentierte.
    »Sie sind also bei der Bostoner Polizei?«, fragte er Bobby.
    »Detective Robert Dodge, Sir, Massachusetts State Police.«
    »Ausgezeichnet! Ich habe immer schon gesagt, dass die Staatsbehörden eingeschaltet werden sollten. Die örtliche Polizei hat einfach nicht genügend Mittel. Kleine Städte,

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