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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Material heraus.
    »Die Labortechniker haben den Tatort bereits untersucht, trotzdem wollen wir ihn so sauber wie möglich halten«, erklärte sie, als sie erst mir, dann Detective Dodge einen Overall überreichte. »In solchen Situationen weiß man nie, womit neue Experten aufwarten, also wollen wir vorbereitet sein.«
    Die beiden Cops streiften Überschuhe und Haarnetze über. Dann warteten sie eine Ewigkeit, bis ich auch so weit war – meine Wangen brannten vor Verlegenheit.
    Warren führte uns zum anderen Ende des Zeltes und blieb vor einem Loch im Boden stehen. Ich sah nichts – da unten war es stockdunkel.
    Sie drehte sich zu mir um und taxierte mich mit eisigem Blick. »Ihnen ist klar, dass Sie absolutes Stillschweigen über das, was Sie hier zu Gesicht bekommen, bewahren müssen«, sagte sie streng. »Sie dürfen nicht darüber sprechen – nicht mit Ihren Nachbarn, nicht mit Ihren Kollegen, nicht mit Ihrem Friseur. Das hier ist top secret.«
    »Ja.«
    »Sie dürfen keine Bilder, Skizzen oder Zeichnungen vom Tatort anfertigen.«
    »Ich weiß.«
    »Sie könnten als Zeugin vor Gericht vorgeladen werden, da Sie den Tatort besichtigt haben.«
    »Okay«, erwiderte ich, obschon ich daran noch nicht gedacht hatte. Ein Gerichtsverfahren? Befragungen? Ich beschloss, mir später darüber Gedanken zu machen.
    »Und im Gegenzug zu dieser Führung erklären Sie sich bereit, uns morgen Vormittag nach Arizona zu begleiten. Sie werden Catherine Gagnon treffen und unsere Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.«
    »Ja, einverstanden«, gab ich scharf zurück. Je länger wir hier herumstanden, umso nervöser wurde ich.
    Sergeant Warren zog eine Taschenlampe hervor. »Ich gehe voran«, bestimmte sie, »und mache Licht. Wenn Sie den Schein sehen, kommen Sie nach.«
    Sie musterte mich noch ein letztes Mal abschätzend. Ich hatte mich in Sergeant Warren geirrt. Wäre ich ihr im Ring begegnet, hätte ich sie nicht auf die Matte legen können. Ich mochte jünger, schneller, kräftiger sein, aber sie war zäh bis ins Mark.
    Mein Vater hätte sie bewundert.
    Warren verschwand in der Tiefe. Eine Sekunde später sah ich einen schwachen Schein.
    »Letzte Chance«, flüsterte mir Detective Dodge ins Ohr.
    Ich fasste nach der Leiter und verbot mir das Denken.

13
    Das Erste, was mir auffiel, war die Temperatur. Hier unten war es wärmer als im Freien. Die Erdwände boten Schutz gegen den Wind und die Kälte im Spätherbst.
    Der zweite Gedanke: Ich kann aufrecht stehen. Ich konnte sogar die Arme ausbreiten, ein paar Schritte vor, zur Seite und zurück gehen. Ich hatte mir vorgestellt, dass eine solche Kammer niedrig und eng sein müsse. Doch sie bot Platz genug, dass sich auch Detective Dodge zu uns gesellen konnte.
    Meine Augen gewöhnten sich an das Licht. Ich trat zu einer Wand und berührte die rillige, festgebackene Erde.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich schließlich. »Eine so große Grube konnte ein Mann auf keinen Fall allein mit einer Schaufel graben. Dazu braucht man einen Bagger, Maschinen. So was kann man doch nicht machen, ohne dass jemand etwas bemerkt.«
    Sergeant Warren überraschte mich mit einer Erklärung: »Wir glauben, dass hier ein Bauprojekt geplant und dann wieder aufgegeben wurde. Vielleicht war es als Senkgrube für Abwasser gedacht oder einfach nur als ein Loch, in dem Schutt oder Gartenabfälle entsorgt werden sollten. Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre wurde die Klinik erweitert, weil man mit der ständig steigenden Anzahl der Patienten Schritt halten musste. Man findet auf dem gesamten Grundstück halbfertige Fundamente, Vorratslager und so weiter.« Warren zuckte mit den Schultern. »Leider gibt es nicht mehr viele Leute aus diesen Tagen, die man befragen könnte. Immerhin sind seither fünfzig Jahre vergangen.«
    Ich hob den Arm und tastete über die Holzdecke und den Stützpfeiler. »Aber das hier hat alles er gemacht? Umgebaut, sozusagen?«
    »Das vermuten wir.«
    »Das muss ihn viel Zeit und Geld gekostet haben«, dachte ich laut. »Holz, Nägel, Werkzeug, Anstrengung. Konnte einer der Patienten wirklich so organisiert vorgehen und das Gebäude oder das Grundstück so ohne weiteres verlassen und wiederkommen?«
    D. D. zuckte wieder mit den Achseln. »Das Material konnte er sich von den anderen Baugruben beschafft haben. Ich habe hier schon alles gesehen – angefangen von Zement über Fliesen bis zu Fensterrahmen.«
    Ich schnitt eine Grimasse. »Hier unten braucht man keine

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