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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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um der Justiz zu helfen? Ich bitte dich. Ehrliche Leute geben nicht vor, Polizisten zu sein.«
    »Ehrliche Leute sind auch bei der Kraftfahrzeugbehörde registriert und haben eine Sozialversicherungsnummer«, gab Bobby zurück.
    »Das heißt …«
    »Russell Granger war nicht besonders aufrichtig.«
    »Und er könnte durchaus Nachforschungen angestellt haben, um sich Inspirationen für seine eigenen Verbrechen zu verschaffen. Sinkus verfolgt die Eola-Spur«, führte D. D. aus. »Ich möchte, dass du dich um Granger kümmerst. Befrag die früheren Nachbarn und den ehemaligen MIT-Fakultätsleiter für Mathematik. Ich will wissen, was für ein Leben Annabelles Vater in Arlington geführt hat. Und dann befass dich mit ihrem Leben auf der Flucht. Du kennst die Städte und die Daten. Ist Annabelles Familie ständig weggelaufen, weil sich Russell Granger vor etwas fürchtete oder weil er etwas getan hat. Verstehst du?«
    Bobby nickte. »Wir sollten uns aber auch in Walpole umhören«, sagte er. »Egal, was Catherine sagt, wir sollten uns trotzdem Umbrios Gefängnisakte, seine Korrespondenz, die Besucherliste und so weiter ansehen, um sicherzugehen, dass er auch weiterhin der unsoziale Scheißkerl war, den sie so gut gekannt hat.«
    »Einverstanden.«
    »Ich … ich habe genug mit Granger zu tun …«
    »Ja, klar. Ich setze jemand anderen dran.«
    Zufrieden steckte D. D. die Unterlagen in die Tasche und kuschelte sich tiefer in den Sitz.
    »Gute Nacht, Bobby«, murmelte sie. Dreißig Sekunden später schlief sie tief und fest.
    Bobby spähte zu Annabelle, die ebenfalls schlief; das lange dunkle Haar verdeckte ihr Gesicht. Dann warf er einen Blick auf D. D., deren Kopf gegen seine Schulter gesunken war.
    Komplizierter Fall, dachte er und versuchte ebenfalls, sich ein wenig auszuruhen.

24
    Als wir zu D.D.s Wagen in der dritten Etage des Airport-Parkhauses kamen, fanden wir eine Nachricht unter dem rechten Scheibenwischer.
    Keiner von uns hatte ein Wort gesagt, seit wir aus der Maschine gestiegen waren. Draußen war es kalt und regnerisch – das Wetter passte zu unserer Stimmung. Mich beschäftigten Gedanken an meinen Vater, Fragen nach meiner Vergangenheit und – o ja – das drängende Bedürfnis, Bella aus der Tierpension abzuholen.
    Dann sahen wir die Nachricht. Schlichtes, weißes Papier. Dicke schwarze Tinte. Handgeschrieben.
    D. D. schob sich augenblicklich vor mich, um mir die Sicht zu verdecken. Doch die ersten beiden Zeilen hatten sich schon in mein Gedächtnis gebrannt.
    Geben Sie das Medaillon zurück oder ein anderes Mädchen muss sterben.
    Da stand noch mehr. Kleine Buchstaben, viele Worte. Aber ich konnte sie nicht lesen. Genauere Anweisungen, vermutete ich. Wohin die Polizei das Medaillon bringen sollte. Oder wie das andere Mädchen sterben würde.
    »Verdammt«, fluchte D. D. »Mein Wagen – woher wusste er …?«
    Sie wirbelte herum. Suchte sie den Überbringer der Botschaft? Ich sah, wie ihr Blick in alle Winkel huschte, und begriff, dass sie die Sicherheitskameras suchte. Vielleicht hatten sie ja Glück. Ich schaute mich auch um. Sie hatten kein Glück.
    Bobby beugte sich über die Motorhaube und nahm das Papier genauer in Augenschein, ohne etwas zu berühren.
    »Das alles hier müssen die Kriminaltechniker untersuchen«, stieß er hervor.
    »Was du nicht sagst.«
    »Wie lange waren wir weg? Dreißig, einunddreißig Stunden? Ziemlich große Zeitspanne, um diese Nachricht hier zu hinterlassen.«
    »Ich weiß.« D. D. klang angespannt. Sie funkelte mich böse über die Schulter an.
    »Hey, dafür können Sie meinen Vater nicht verantwortlich machen«, sagte ich.
    Ihre Miene wurde noch finsterer. »Annabelle, dies wäre ein guter Zeitpunkt, in ein Taxi zu steigen.«
    »Prima. Wie viele Reporter kann ich wohl unterwegs aufgabeln? Ich bin sicher, diese Geschichte wird ihnen gefallen.«
    »Sie würden es nicht wagen …«
    »Werden Sie das Medaillon zurückgeben?«
    »Erstens ist das eine Angelegenheit der Polizei …«
    »Wer hat das geschrieben? Ist die Nachricht mit einem Namen unterschrieben? Werde ich erwähnt? Ich möchte diesen Brief lesen.«
    »Annabelle, nehmen Sie sich ein Taxi!«
    »Das kann ich nicht!«
    »Warum nicht?«
    »Weil dies hier mein Leben betrifft!«
    D. D. presste die Lippen zusammen. Sie drehte sich wieder dem Zettel zu, der noch unberührt unter dem Scheibenwischer klemmte. Sie hatte nicht vor, mich die Nachricht lesen zu lassen. Die Polizeibehörde war ein System, ein System, das

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