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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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sich nicht um Menschen wie mich scherte.
    Zeit verstrich. D. D. las die Nachricht. Bobby musterte sie mit unbewegtem Gesichtsausdruck.
    Ich gab auf und drehte mich weg.
    »Warten Sie!« D. D. warf Bobby einen Blick zu. »Begleite sie!«
    »Hey, ich brauche keinen Babysitter.«
    D. D. ignorierte mich und sprach weiter mit Bobby. »Ich kümmere mich um das hier. Du bleibst bei ihr.«
    »Wir müssen über diese Sache reden …«, begann er.
    »Das werden wir.«
    »Ich möchte nicht, dass du übereilt handelst.«
    »Bobby …«
    »Ich meine es ernst, D. D. Du magst Sergeant sein, aber ich bin ehemaliges Mitglied einer Spezialeinheit.« Er zeigte mit dem Finger auf das Stück Papier. »Ich weiß, was das ist. Das ist Blödsinn. Du wirst nicht tun, was er fordert.«
    D. D. wandte sich zu mir herum. »Später«, raunte sie. »Bring sie nach Hause! Ich rufe die Sondereinheit zusammen. Wir werden das durchsprechen.«
    Er musterte sie argwöhnisch. »Also gut, später«, stimmte er unmutig zu, löste sich von dem Crown Vic und kam auf mich zu. Ich nutzte die Gelegenheit und warf einen Blick auf die Nachricht. Ich sah wieder nur die ersten beiden Zeilen: Geben Sie das Medaillon zurück oder … ein anderes Mädchen muss sterben.
    Bobby legte die Hand auf meinen Arm und zog mich weg. Ich ließ es zu, aber nur, bis wir uns so weit von D. D. entfernt hatten, dass sie uns nicht mehr hören konnte.
    »Was stand da?«, wollte ich wissen.
    »Nichts. Wahrscheinlich nur ein Wichtigtuer, der auf sich aufmerksam machen will.«
    »Die Öffentlichkeit weiß nichts von dem Medaillon. Es wurde in den Nachrichten mit keinem Wort erwähnt.«
    Offenbar hatte das der brillante Detective bisher noch nicht bedacht. Er blieb abrupt stehen, fing sich aber rasch wieder und ging weiter. Wir kamen zum Aufzug.
    »Bobby …«
    »Steigen Sie in den Lift, Annabelle.«
    »Ich muss es erfahren. Es betrifft mich.«
    »Nein, Annabelle, das tut es nicht.«
    »Unsinn …«
    »Annabelle …« Die Türen des Fahrstuhls glitten zu. »In der Nachricht werden Sie nicht erwähnt. Der Absender will D. D.«
    Er fuhr mich schweigend zur Tierpension. Bella begrüßte mich ekstatisch. Sie drehte sich um die eigene Achse, sprang und leckte mein Gesicht an. Ich umarmte sie länger, als beabsichtigt, und vergrub das Gesicht in ihrem Fell, dankbar für ihre Wärme, ihre ungezügelte Freude.
    Dann wandte sich Bella ab und sprang Bobby mit ähnlichem Enthusiasmus an. Es gibt keine Loyalität auf dieser Welt.
    Bella beruhigte sich, nachdem ich sie in Bobbys Wagen bugsiert hatte. Sie genoss Autofahrten und presste sich an die Tür, damit sie die Fensterscheibe mit Nasenabdrücken verzieren konnte.
    Vor meinem Apartmenthaus stellte Bobby seinen Wagen im Halteverbot ab, stieg aus und kam auf meine Seite. Ich öffnete die Tür selbst – ein ziemlich deutliches Statement. Er verlagerte seine Aufmerksamkeit auf Bella, die aus dem Auto stürmte und um seine Beine tanzte, ohne sich durch den Regen stören zu lassen.
    »Ich freue mich immer, einer Lady helfen zu können«, sagte er und tätschelte ihr den Kopf.
    Ich hätte ihn am liebsten geschlagen – als wäre das alles seine Schuld. Diese gewaltsamen Wünsche erschreckten mich selbst. Ich wankte zum Haus und versuchte mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Schloss zu stecken.
    Bella rannte die Treppe hinauf. Ich folgte ihr langsamer und versuchte, mich zusammenzunehmen, während ich die Schlösser und Riegel an der Wohnungstür öffnete, die Post durchsah und die Riegel von innen wieder verschloss. Ich hatte ein ungutes Gefühl und verspürte den kindischen Drang, zu heulen – oder besser noch, fünf Koffer zu packen.
    Mein Vater hatte sich, zwei Jahre bevor mir jemand nachstellte, als FBI-Agent ausgegeben und ein missbrauchtes Mädchen ausgefragt. Meine beste Freundin war an meiner Stelle getötet worden. Und heute, fünfundzwanzig Jahre später, forderte jemand die Rückgabe meines Medaillons.
    Mir tat der Kopf weh.
    Sobald er durch die Tür gekommen war, schaute Bobby sich in der Wohnung um. Seine geschmeidigen Bewegungen hätten mich beruhigen sollen. Doch sein Bedürfnis, in dem Apartment nach dem Rechten zu sehen, schürten meine Ängste nur noch mehr. Früher hätte mein Vater genau dasselbe getan.
    Als Bobby fertig war, nickte er mir kurz zu – jetzt hatte ich die Erlaubnis, meine eigene Wohnung zu betreten –, dann lehnte er sich an die Küchentheke. Er sah zu, wie ich die Post weglegte, den Koffer ins Schlafzimmer

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