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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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vor dreißig Jahren für alle Beteiligten immer noch sehr heikel. Ich vertraue darauf, dass Sie das berücksichtigen.«
    »Ich bemühe mich, sensibel vorzugehen«, versicherte Sinkus. »Können wir anfangen?«
    Widerwilliges Nicken der Beteiligten. Sinkus schaltete den Rekorder ein.
    »Sir, könnten Sie für das Protokoll bestätigen, dass Christopher Walker, geboren am sechzehnten April 1954, Ihr Sohn ist und folgende Sozialversicherungsnummer hat.« Sinkus rasselte die Ziffern herunter. Eola senior grunzte zustimmend.
    »Und Christopher Walker Eola wohnte im April 1974 mit Ihnen und Ihrer Gattin in Ihrem Haus an der Tremont Street?«
    Ein unfreundliches »Ja« erklang.
    »Zu Ihrem Haushalt gehörte auch Ihre Tochter Natalie Jane Eola?«
    Die Erwähnung der Tochter rief Beunruhigung hervor. Nervöse Blicke wurden gewechselt.
    »Ja«, bestätigte Eola senior schließlich.
    Sinkus machte eine Notiz. »Hielten sich noch andere Personen in Ihrem Haus auf? Verwandte, Personal, Gäste?«
    Eola senior wandte sich an seine Frau; offenbar war sie zuständig für das Personal. Pauline unterließ das Tupfen lange genug, um vier Namen zu nennen – die der Köchin, der Haushälterin, ihrer Privatsekretärin und des Chauffeurs. Sie flüsterte und war schwer zu verstehen. Ihr Kinn berührte fast die Brust, als wäre ihr Körper eingesunken. Fortgeschrittene Osteoporose, vermutete Bobby. Nicht einmal viel Geld konnte das Altern aufhalten.
    Sinkus schob den Rekorder näher zu Mrs. Eola. Nachdem die Präliminarien beendet waren, kam er zur Sache.
    »Soweit wir wissen, haben Sie, Mr. Christopher Eola, und Ihre Frau, Mrs. Pauline Eola, Ihren Sohn Christopher im Jahr 1974 persönlich ins Boston State Mental Hospital eingeliefert.«
    »Das ist korrekt«, bestätigte Eola senior.
    »Das genaue Datum bitte?«
    »Neunzehnter April 1974.«
    Sinkus schaute auf. »Drei Tage nach Christophers zwanzigstem Geburtstag?«
    »Wir hatten eine kleine Party«, meldete sich Mrs. Eola überraschend zu Wort. »Nichts Großartiges. Nur ein paar enge Freunde. Die Köchin bereitete Ente à l'orange zu, Christophers Lieblingsspeise. Zum Nachtisch gab es eine Fruchtcreme. Christopher liebte Fruchtcreme.« Sie zeigte eine gewisse Wehmut, und Bobby erkannte in ihr das schwache Glied in der Eola-Phalanx. Mr. Eola war aufgebracht – die Polizei, diese Befragung, die unangenehme Erinnerung an seinen Sohn, das alles weckte seinen Unmut. Aber Mrs. Eola trauerte. Falls Eolas Vorgeschichte stimmte, war sie dann gezwungen gewesen, ein Kind einzusperren, um das andere zu schützen? Vermisste man ein Kind auch dann noch, wenn man wusste, dass es ein Monster war, oder dachte man nur daran, was aus dem Jungen hätte werden können?
    Sinkus drehte sich ein wenig mehr in Mrs. Eolas Richtung, um sie mit Blicken ermutigen zu können. »Es scheint eine schöne Party gewesen zu sein, Mrs. Eola.«
    »O ja. Christopher war erst vor wenigen Monaten von seinen Reisen zurück. Wir wollten einen besonderen Abend veranstalten, um seinen Geburtstag und seine Heimkehr zu feiern. Ich lud seine Schulfreunde und einige unserer Bekannten ein. Es war ein schönes Fest.«
    »Von seinen Reisen, Mrs. Eola?«
    »Oh, er war natürlich im Ausland. Nach dem Schulabschluss hat er eine Auszeit genommen, um sich die Welt anzusehen und sich die Hörner ein wenig abzustoßen. Jungs – man kann nicht von ihnen erwarten, dass sie so jung schon solide werden. Sie müssen erst ihre Erfahrungen machen.« Sie lächelte matt und fuhr fort: »Er kam in der Weihnachtszeit zurück, um die Bewerbungen für ein College vorzubereiten. Christopher interessierte sich für Theater, glaubte jedoch, nicht genügend Talent für einen künstlerischen Beruf zu haben. Er dachte, er könne stattdessen in Psychologie einen Abschluss machen.«
    »Nachdem er ein Jahr auf Reisen war? Könnten Sie das bitte präzisieren, Mrs. Eola? Welche Länder hat er wie lange besucht?«
    Mrs. Eola wedelte mit der Hand. »Oh, er war in Europa. Die übliche Tour – Frankreich, London, Wien, Italien. Eigentlich lockte ihn Asien, aber damals hatten wir das Gefühl, dass es dort nicht sicher ist. Sie wissen schon –«, sie beugte sich vor, »– der Krieg und all das.«
    Ah ja, der Vietnamkonflikt, und Christopher war dem Militärdienst geschickt entgangen. Kriegsdienstverweigerung, Daddys Geld, seine College-Ambitionen? Die Möglichkeiten waren endlos.
    »Reiste er allein? Oder mit Freunden?«, wollte Sinkus wissen.
    »Mal so, mal so.« Wieder

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