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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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erkennen, ob ihn die Gewalt unter Jugendlichen so empörte oder die Tatsache, dass sich sein Sohn nicht angemessen zur Wehr setzen konnte.
    Mrs. Eola hielt das Taschentuch wieder an ihre Augen.
    »Natürlich«, fügte Eola entschieden hinzu, »wurden die geeigneten Maßnahmen ergriffen und die schuldige Partei bestraft. Aber Christopher … Er zog sich immer mehr in sich selbst zurück. Er litt unter Schlafproblemen, begann mit Heimlichtuereien. Etwa zu dieser Zeit ertappte ich Gabrielle einmal dabei, wie sie in den frühen Morgenstunden aus dem Zimmer meines Sohnes kam. Als ich ihr Fragen stellte, behauptete sie, sie hätte Christopher weinen gehört und nach ihm gesehen. Ich muss gestehen, dass ich die Angelegenheit nicht weiter verfolgte.
    Die Haushälterin sprach schließlich meine Frau an. Sie berichtete, dass Gabrielles Bett oft tagelang unberührt sei. Christopher hingegen verlangte auffallend häufig frische Laken. Seine Bettwäsche wies oft Flecken auf. Den Rest können Sie sich denken.«
    Sinkus' Augen hatten sich ein wenig geweitet, aber er nahm sich zusammen. »Ehrlich gesagt, Sir, ich muss darauf bestehen, dass Sie uns den Rest erzählen.«
    Eola senior seufzte. »Gut. Unser Au-pair-Mädchen unterhielt eine sexuelle Beziehung zu unserem zwölfjährigen Sohn. Sind Sie jetzt zufrieden? Ist das klar genug ausgedrückt?«
    Sinkus überging die letzten Bemerkungen. »Als Sie diese Entdeckung machten, Mr. Eola …«
    »Oh, wir haben sie sofort gefeuert, Anzeige gegen sie erstattet und dafür gesorgt, dass sie aus dem Land ausgewiesen wurde. Selbstverständlich alles mit Hilfe unseres Rechtsbeistandes.«
    »Und Christopher?«
    »Er war noch ein Kind«, erwiderte Eola senior ungehalten. »Er wurde von diesem belgischen Flittchen verführt und ausgenutzt. Natürlich war er anfangs am Boden zerstört. Er hat mich angeschrien, gegen seine Mutter gewütet und sich tagelang in sein Zimmer eingesperrt. Er kam sich vor wie Romeo, und wir waren diejenigen, die seine Julia verbannt hatten. Er war erst zwölf, um Himmels willen! Was wusste er schon?«
    »Ich rief einen Arzt an«, schaltete sich Mrs. Eola im Flüsterton ein. »Unseren Kinderarzt. Er bat mich, Christopher zur Untersuchung zu ihm in die Praxis zu bringen. Aber körperlich fehlte Christopher nichts. Gabrielle hat seine Seele verletzt, sie hat einfach …« Mrs. Eola zuckte hilflos mit den Schultern. »Der Arzt meinte, die Zeit wäre das beste Heilmittel. Also brachten wir Christopher wieder nach Hause und warteten.«
    »Und was tat Christopher?«
    »Er schmollte«, antwortete Eola senior. »Er hat sich in sein Zimmer zurückgezogen und weigerte sich, mit uns zu sprechen und mit uns an einem Tisch zu essen. Das ging über Wochen so. Aber dann schien er sich zu fangen.«
    »Er ging wieder in die Schule«, erzählte Mrs. Eola. »Gesellte sich zu den Mahlzeiten zu uns, erledigte seine Hausaufgaben. Die Erfahrung schien ihn reifer gemacht zu haben. Er begann, Anzüge zu tragen, und war ausnehmend höflich. Unsere Freunde meinten, er habe sich praktisch über Nacht in einen kleinen Gentleman verwandelt. Er war wirklich charmant. Er brachte mir Blumen mit und verbrachte viel Zeit mit seiner kleinen Schwester. Natalie vergötterte ihn, müssen Sie wissen. Ich glaube, dass er sich wochenlang in seinem Zimmer verschanzte, hat sie am meisten von uns allen verletzt. Für eine Weile verlief unser Familienleben sehr … harmonisch.«
    »Für eine Weile«, wiederholte Sinkus.
    Mrs. Eola seufzte und verfiel in bekümmertes Schweigen.
    Eola senior knüpfte dort an, wo sie geendet hatte – energisch und sachlich. »Nach einiger Zeit kamen Klagen über den Zustand in Christophers Zimmer – unsere Haushälterin beschwerte sich über den Gestank, der von seinem Bett ausging und den sie, was sie auch tat, nicht vertreiben konnte. Da drin stimmt etwas nicht, behauptete sie. Sie bat um die Erlaubnis, das Zimmer gründlich sauberzumachen. Selbstverständlich schlug ich ihr das ab und hielt ihr vor, dass das alles Hirngespinste seien. Zufällig war ich drei Tage später daheim, als ihr Schrei durchs Haus gellte. Ich lief in Christophers Zimmer und fand sie vor der umgedrehten Matratze stehend vor. Sie hatte endlich die Quelle des Gestanks gefunden – zwischen den Sprungfedern und dem Matratzenschoner lag ein halbes Dutzend toter Eichhörnchen. Christopher hatte sie … gehäutet und ausgenommen. Ihnen die Köpfe abgeschnitten.
    Ich konfrontierte ihn sofort damit, als er aus der

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