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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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unsicher, rührte sich aber immer noch nicht von der Stelle.
    »Jo, komm jetzt, sonst gehe ich auch nicht, und dann bin ich tot, und dann ist meine Mami ganz traurig«, drängte Edi.
    Und dann kam der Kugelblitztrick. Na ja, ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Edi breitete sich plötzlich aus, als hätte sie jemand aufgeblasen, aber diese Seifenblase war an einer Seite offen. Mit dieser Seite saugte sie Jo förmlich ein, dann schloss sich die Öffnung. Jo befand sich in der schimmernden Seifenblase und schimpfte wie ein Gebrauchtwagenverkäufer, dem ein Marder alle Kabel auf dem Hof durchgefressen hat, aber Edi schaffte es, ihn in ihrer Mitte festzuhalten. Ganz langsam bewegte sie sich auf das Fenster zu. Sie keuchte.
    »Äh, prima«, sagte ich.
    Scheiße, ich wurde gerade Zeuge eines neuen Naturgesetzes und konnte nichts tun, außer einfach nur mit offenem Mund hinterherstarren, wie die Seifenblase durch das Fenster verschwand. Ich folgte ihr.
    »Lass mich raus!«, heulte Jo.
    Edi zitterte. Die Aktion schien ihre gesamte Kraft zu benötigen, sie kam kaum vorwärts. In der Geschwindigkeit wären wir morgen noch nicht am Klinikum. Vielleicht konnte ich schieben? Ich näherte mich der Seifenblase, in deren Innerem Jo immer noch in die entgegengesetzte Richtung wollte.
    »Nicht anfassen«, stöhnte Edi.
    Tolle Idee. Erstens wüsste ich nicht, wie ich ohne Hände irgendwas anfassen sollte, zweitens wusste ich nicht, wie ich Edi helfen sollte ohne   …
    »Denk einfach eine Wand.«
    Ist klar, Mann. Ich denke eine Wand. Ich   … ich kriegte den Mund nicht mehr zu. Ich spürte, wie Jos Gedanken und Gefühle an mir abprallten. Er kam nicht mehr zu seiner Angebeteten durch. Ich war eine Wand.
    »Puh, jetzt geht’s besser«, sagte Edi. Sie nahm Fahrt auf.
    Auf halbem Weg zur Klinik gab Jo seinen Widerstand auf. »Okay, lass mich frei, ich komme mit euch«, flüsterte er unter Tränen.
    Ja, das Leben kann grausam sein. Und das Zwischenleben erst.
    Wir kamen gerade rechtzeitig im Krankenzimmer an. Zwei Ärzte und eine Schwester standen in Jos und Edis Zimmer. Die Schwester bereitete die neuen Infusionsbeutel vor. Diesmal vermutlich ohne den ganzen Schlummercocktail, den die Kurzen bisher bekommen hatten.
    »Okay«, sagte ich erleichtert. »Ihr bleibt hier, ich muss dringend   …«
    Bülent kam hereingestürmt. »Ist Niclas bei euch?«
    Edi und Jo erstarrten.
    »Wir können ihn nicht hier zurücklassen«, sagte Jo nach einer Weile.
    »Doch«, sagte Edi mit fester Stimme. »Er ist eine Kotzpille.«
    Wir drei starrten sie an.
    »Stimmt«, sagte Bülent, »das ist er.«
    »Dann sind wir uns ja einig   …«, sagte ich.
    »Aber wir müssen ihn suchen, sonst sind wir genauso scheiße wie er.«
    Häh? Hatte ich mich verhört? Bülent wollte Niclas retten?
    »Du hast recht«, sagte Jo.
    Edi zuckte die Schultern. »Okay, von mir aus. Pascha, du kriegst das doch hin, oder? Die sollen einfach noch ein bisschen warten.«
    Die drei nickten sich zu und verdufteten. Ich blieb mit offener Quatschklappe und leerer Denkschüssel allein zurück. Äh   … Jetzt konnte wirklich nur noch einer helfen: Martin.
    »Du musst die Ärzte davon abhalten, die Kinder aufzuwecken. Die sind alle nicht da«, brüllte ich schon, bevor ich im Institut ankam.
    Aber Martin war nicht da. Verdammt, wo steckte er? Wie Katrina, der böse Hurrikan, stieg ich in den Himmel über Köln und rief nach Martin. Seine Stimme kam aus der Nähe, immerhin so viel Glück muss man haben.
    Ich fand ihn zwischen Birgits nackten Beinen. Martin und   – mit bedenklich verdrehtem Kopf   – Birgit starrten auf einen Fernseher mit Bildstörung. Eine Frau im weißen Kittel, deutete auf einen kleinen hellen Punkt. »Hier, sehen Sie.«
    Ich sah nix, aber Martin und Birgit betrachteten diesen kleinen Pixelfehler, als wäre es ein Lamborghini Sesto Elemento, der mit seinem V-1 0-Motor in zweieinhalb Sekunden von null auf hundert schießt.
    »Martin, die Kinder sind nicht da, und du musst verhindern, dass das Koma aufgehoben wird!«
    Martin erstarrte.
    »Ist das nicht wundervoll?«, fragte Birgit und griff nach seiner Hand.
    Martin überließ ihr seine Hand und murmelte: »Was?« Sein Blick ging in die unendlichen Weiten des Weltraums.
    »Martin, was ist mit dir?«, fragte Birgit.
    »Die Kinder   …«, flüsterte er vor sich hin.
    Die Ärztin tätschelte ihm fürsorglich den Arm. »Ich glaubenicht, dass es mehrere sind. Ich kann nur einen Embryo erkennen.«
    Was

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