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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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also konnte er
     ihr auch nicht erklären, dass er mit der gemeinsamen Wohnung so seine Probleme hatte. Wobei sich faktisch nichts änderte,
     denn ob ich Martin und Birgit in seiner oder ihrer Wohnung beobachtete oder in einer gemeinsamen, machte für mich keinen Unterschied.
    »Für mich aber«, dachte Martin, bevor er schnell die geistigen Jalousien runterließ. Trotzdem hatte ich den Gedanken noch
     mitbekommen, den er eigentlich vor mir verheimlichen wollte, nämlich dass ich nicht so häufig bei Birgit herumhänge.
    Ich dachte ausführlich darüber nach.
    Martin hatte recht. Wenn ich Gesellschaft suchte, düste ich in Martins Wohnung, immerhin ist er der Einzige, mit dem ich quatschen
     kann. War Martin nicht da, suchte ich ihn selten bei Birgit, weil ich sowieso wusste, dass er mich dann gedanklich ausschaltete.
     Auf diese Art hatten die beiden eine Art Rückzugsort, den ich zwar hätte aufsuchen können, es aber in den allerseltensten
     Fällen wirklich tat. Das wäre bei einer gemeinsamen Wohnung vermutlich anders.
    »Was ist nun mit Irina?«, fragte ich noch mal. Ich musste richtig aufdringlich werden, um Martins Gedankensperre zu durchdringen.
    »Was bietest du als Gegenleistung?«, fragte Martin.
    Puh, der hatte ganz schön was dazugelernt.
    »Ich bleibe den Rest der Nacht im Institut und behalte den Friedhof mit im Blick. Vielleicht taucht ja der Hautfreak wieder
     auf.«
    Martin rang mit sich, aber schließlich willigte er ein.
    Birgit war alles andere als begeistert.
     
    Viktor wurde blass, als Martin in den Keller trat. »Ist etwas nicht in Ordnung?«, flüsterte er.
    »Alles bestens«, sagte Martin. »Ich kam nur gerade vorbei   …«
    Na logo!
    »Gänsewein, guten Abend«, stellte Martin sich mit einem Händedruck und einem angedeuteten Diener bei Irina vor. So was macht
     heute kein Mensch mehr, es sei denn, er drückt der Queen das königliche Pfötchen, und das wird ja nicht gedrückt, sondern
     geküsst, da ist schon verständlich, dass man sich ein bisschen bücken muss.
    Irina lächelte ihn an. »Irina Jelinowa.«
    »Entschuldigung, wir haben leider nur zwei Sitzgelegenheiten hier«, sagte Viktor und schob Martin seinen Stuhl hin.
    »Nein, setzen Sie sich nur, ich habe den ganzen Tag   …«
    Am Ende standen alle drei zwischen den Kühlfächern herum.
    »Frag sie, ob sie einen Freund hat«, forderte ich Martin auf.
    Er wurde rot. »Das kann ich doch nicht einfach so   …«
    »Oh, Mann, wozu sind wir denn hier?«, fragte ich.
    »Gefällt Ihnen der deutsche Sommer?«, fragte Martin. Ich schrie.
    »Es müsste nicht ganz so warm sein«, sagte Irina lächelnd. Falls sie Martin und seine Frage für bescheuert hielt, müsste ich
     ihr recht geben, aber sie ließ nichts Derartiges erkennen.
    »Sie machen eine Facharzt-Ausbildung, hat Ihr Großvater mir erzählt?«
    Der Großvater platzte fast vor Stolz, Irina lächelte. Ach,wie ihre Augen dabei strahlten, der große Mund mit den vollen Lippen die schönen, ebenmäßigen weißen Zähne freigab mit dem
     leicht schief stehenden Eckzahn, der ihr Lächeln so besonders machte, so, äh, irgendwie   …
    »Lausbubenhaft«, dachte Martin.
    Das Wort war zwar ein absolutes Unding, ein Unwort, ein unterirdisch altmodisches Kinderbuchgesülze, aber es passte. Der Eckzahn
     machte Irina, den Engel, zum Lausbubenengel.
    »Chirurgie«, sagte sie mit einem Nicken. »Es gibt ja durchaus Parallelen zu Ihrem Beruf, wobei wir darauf achten müssen, die
     Patienten nachher wieder korrekt zusammenzuflicken.«
    Sie hatte ernst gesprochen, verzog aber jetzt die Mundwinkel leicht nach oben und zeigte ein feines Lächeln, das Martin nach
     einer Schrecksekunde erwiderte.
    »Ja, da haben wir es ganz gut. Wir tun niemandem mehr weh.«
    »Na ja«, warf ich ein.
    Martin zuckte zusammen.
    »Frag sie endlich, ob sie einen Freund hat«, rief ich.
    »Es ist sehr freundlich, dass Sie Ihrem Großvater die Zeit vertreiben«, murmelte Martin. »Ich hoffe, Ihr Freund hat Verständnis
     dafür   …« Er war zum Schluss immer leiser geworden.
    »Ich habe keinen Freund«, erwiderte Irina, weiterhin lächelnd. »Ich arbeite in der Uni und muss viel lernen, da habe ich keine
     Zeit für einen Freund.«
    »Mit wem telefoniert sie dann nachts auf Russisch?«, fragte ich.
    Martin ignorierte mich.
    »Und in der Praxis arbeitest du auch noch   …«, warf Viktor ein.
    Irina nickte kurz.
    »Mit wem telefoniert sie?«, rief ich.
    »Und Sie sind Rechtsmediziner, richtig?«, fragte Irina.

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