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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Name wie ein Geräusch an, das man macht, wenn die Nase verstopft ist, aber Martin wiederholte das
     Geräusch todernst und ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Yan Yu hatte dieses Medikament im Blut. Bitte sagen Sie mir, bei welchem Arzt er war.«
    »Arzt? Weiß nicht. War er krank?«
    Birgit reichte der jungen Frau ein Taschentuch, das sie zwar entgegennahm, aber ungenutzt in der Hand hielt. Wusste die Tussi
     nicht, dass man Taschentücher benutzen muss, damit sie helfen?
    »Woher kannten Sie Yan Yu denn? Ist er ein Verwandter?«
    Sie schüttelte den Kopf, wurde rot. »Man kennt Landsgenossen.«
    Landsleute, dachte Martin. Selbst in einer asiatischen Schmorküche angesichts einer heulenden Chinesin kann er sich das Klugscheißen
     nicht abgewöhnen.
    »Garküche.«
    Bitte, was sag ich?
    »Könnten Sie in Erfahrung bringen, zu welchem Arzt er gegangen ist? Das ist ganz wichtig, um in Zukunft solche Todesfälle
     zu verhindern«, bat Martin die Frau eindringlich.
    Sie zuckte die Schultern und nickte gleichzeitig.
    »Hier, nehmen Sie meine Karte.« Martin drückte ihreine leicht zerknitterte Visitenkarte mit seinen Kontaktdaten im Institut in die Hand. Hoffentlich verwechselte sie die jetzt
     nicht mit dem Taschentuch.
    »Wenn Sie den Namen des Arztes kennen, rufen Sie mich an, ja? Bitte! Es ist wirklich sehr wichtig.«
     
    Martin und Birgit mussten rennen, um den Termin für die Wohnungsbesichtigung wahrnehmen zu können, aber beide waren extrem
     unkonzentriert und beide stanken nach Frittenfett und Knoblauch, obwohl sie keinen Happen gegessen hatten. Die Maklerin zuckte
     schon zurück, als sie die Tür öffnete. Als sie Birgits verschmierte Wimperntusche sah, waren die beiden bei ihr völlig unten
     durch.
    »Und er ist ermordet worden?«, fragte Birgit, während die Maklerin ihnen eher lustlos das Wohnzimmer mit dem Ausblick in einen
     grauen Hinterhof zeigte.
    »Erstochen«, bestätigte Martin.
    Die Stirn der Maklerin erinnerte inzwischen an den Plisseerock, den meine Mutter zu besonderen Anlässen getragen hatte.
    »Und das hatte etwas mit seltsamen Medikamenten zu tun?« Die Zweifel waren ihrer Stimme deutlich anzuhören. Kein Wunder. Ich
     hatte jedenfalls noch nie davon gehört, dass ein Beipackzettel unter dem Stichwort Nebenwirkungen auch tödliche Stichverletzungen
     aufführte. Aber ich hatte selten Pillen geschluckt, die mit Beipackzettel geliefert wurden.
    »Das dachte ich zumindest bis eben noch«, flüsterte Martin zurück. »Aber vielleicht war er auch in einen Bandenkrieg verwickelt
     oder es war eine Drogengeschichte oder eine persönliche Sache   … Ich weiß es nicht.«
    Die Maklerrunzeln vertieften sich bei den Worten Bandenkrieg und Drogengeschichte und mit einem Seitenblickauf die beiden Interessenten strich sie Birgits Namen auf ihrer Liste durch.
    »Ich habe zwar keinen Hunger, aber wir sollten trotzdem eine Kleinigkeit essen«, sagte Birgit. »Aber bitte nichts Asiatisches.«
    Die Maklerin schien erleichtert, als Birgit und Martin sich verabschiedeten, ohne weiteres Interesse zu bekunden.

SIEBEN
    »Gehst du denn nun heute Abend endlich zu Irina?«, fragte ich, als Martin und Birgit auf der Terrasse einer kleinen Pizzeria
     einen Tisch ergattert hatten.
    Martin schreckte aus seinen Gedanken hoch, die sich um das Problem der gemeinsamen Wohnung, um die verschwundene Leiche mit
     dem Tatoo und um den Medikamenten-Cocktail drehten. Alles durcheinander, was gar nicht seine Art ist. Aber offenbar war er
     von der Menge der anstehenden Themen überfordert oder das Hirn von der Hitze erweicht oder   …
    »Über Hirnerweichung musst du gerade philosophieren«, rüffelte Martin.
    »Ich kann nichts dafür, dass bei mir nichts mehr ist, was weich werden kann.«
    »Ich würde gern einfach mal einen ganz normalen Feierabend verbringen wie ein ganz normaler Mann. Mit meiner Freundin. Also
     lass mich bitte heute Abend allein«, dachte Martin in meine Richtung.
    »Was guckst du denn schon wieder so böse?«, fragte Birgit. »Du bist in letzter Zeit irgendwie so – verschlossen. Habe ich
     etwas falsch gemacht?«
    Martin versuchte ein Lächeln. Das Ergebnis war gruselig. »Wir haben im Institut wirklich eine sehr schwereZeit. Der neue Chef macht uns alle wahnsinnig, das Chaos durch die Auslagerung der Büros nimmt zu, und die Hitze ist unerträglich.«
    »Und das ist auch bestimmt alles?«
    Martin nickte unglücklich. Das war natürlich gelogen, aber er wollte ihr immer noch nichts von mir erzählen,

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