Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
richtig.“
Emily blickte zu ihrem Sohn und sah die Enttäuschung in seinem Gesicht. Dass er so ein Interesse an all diesen Dingen hatte, vor allem den Pferden, war ihr nicht bewusst gewesen.
Sie schenkte Joe eine Tasse Kaffee ein und stellte Milch, Zucker und einen Teller mit Plätzchen auf den Tisch. „Wird Ihre Frau bald aus dem Krankenhaus entlassen?“, erkundigte sie sich.
„Wahrscheinlich heute Nachmittag.“
„Sie sind bestimmt schon ganz aufgeregt.“
„Auf jeden Fall.“ Seine Augen leuchteten. „Wir haben uns schon so lange auf unsere Tochter Janna gefreut. Wir freuen uns auch sehr, dass Sie da sind, um Luke hier auf der Ranch zu unterstützen. Jetzt braucht sich Cait keine Sorgen mehr um ihren Bruder zu machen. Sie ist eine ganz schöne Glucke, das können Sie mir glauben.“
So, wie er von seiner Frau sprach, war es offensichtlich, dass er sie sehr liebte. Emily fand das einerseits wunderschön, andererseits spürte sie einen schmerzhaften Stich: Ob Rob wohl auch einmal so viel für sie empfunden hatte? Früher war ihr das durchaus so vorgekommen. Inzwischen fragte sie sich, ob sie sich da nicht etwas vorgemacht hatte.
„Hey, wen haben wir denn da!“
Luke stand in der Küchentür. „Na, wie fühlt sich’s an, gerade Vater geworden zu sein?“
„Ganz wunderbar. Ich kann’s kaum erwarten, bis ich die beiden endlich aus dem Krankenhaus abholen kann.“
Lächelnd betrat Luke die Küche. Emily blickte zu ihm … und da war es wieder: dieses beunruhigende Gefühl in ihrer Magengrube, wie bei einer Achterbahnfahrt.
„Heute Nachmittag ist es hoffentlich so weit“, fuhr Joe fort. „Die Ersatzteile, die du bei mir bestellt hast, sind gerade angekommen. Da habe ich sie dir gleich vorbeigebracht. Du musst übrigens unbedingt diese Plätzchen probieren, die sind einfach toll.“ Er lächelte. „Genau wie deine neue Haushälterin. Da hast du aber mächtig Glück gehabt.“
Luke nahm sich einen Keks, dann sah er zu Emily hinüber. Ihre Blicke trafen sich, und für einen Moment stockte ihr der Atem. Schon wieder hatte sie das Gefühl, ein Stromschlag würde durch ihren Körper gehen. So wie gestern Nacht, als Luke sie fast geküsst hätte. Ja, inzwischen war sie sich sicher, dass er sie hatte küssen wollen. Auch wenn sie sich den ganzen Tag über eingeredet hatte, dass es Einbildung war. Doch der herausfordernde Blick, mit dem er sie jetzt ansah, sagte ihr, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
Luke biss ein Stück von dem Plätzchen ab. Wie gebannt sah Emily auf seine Lippen. Sie merkte, wie ihr Puls schneller ging.
Als ihr bewusst wurde, dass Joe sie schon die ganze Zeit aufmerksam beobachtete, zwang sie sich zu einem Lächeln, schnappte sich einen Lappen und ließ Wasser in das Spülbecken. „Hier ist ja ein fürchterliches Durcheinander!“ Oh Gott, fällt dir nichts Besseres ein? Aber sie musste irgendetwas sagen, um dieses Schweigen zu brechen. „Dann wasche ich erst mal das schmutzige Geschirr ab.“
„Und ich fahre jetzt wieder in die Stadt.“ Joe stand auf und stellte seinen leeren Kaffeebecher neben die Spüle. „Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen“, sagte er zu Emily.
„Gleichfalls. Und nochmals ganz herzlichen Glückwunsch.“ Sie gab einen Spritzer Spülmittel ins Wasser und vermied es geflissentlich, Joe anzusehen.
„Vielen Dank, dass du mir die Ersatzteile vorbeigebracht hast.“ Luke nahm sich noch ein Plätzchen vom Teller. „Ich muss wieder aufs Feld, aber heute Abend baue ich sie gleich ein.“
Nachdem beide Männer die Küche verlassen hatten, seufzte Emily vor Erleichterung. Zugleich spürte sie Wehmut. Luke war Teil einer Familie, in der alle füreinander da waren: Wenn er ein Ersatzteil für seine Maschinen brauchte, brachte sein Schwager es ihm vorbei. Und seine Schwester Cait hatte ihm dabei geholfen, eine Haushaltshilfe zu finden, weil sie nicht wollte, dass er allein mit der ganzen Arbeit dastand. Genau so eine Familie hatte Emily sich immer gewünscht. Und jetzt stand sie völlig allein da … Emily merkte, wie sich ihr Herz schmerzvoll zusammenzog und Tränen aufstiegen.
„Darf ich nach draußen zum Spielen gehen?“ Sams Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie nickte ihm wortlos zu, wandte sich aber schnell wieder ab. Auf keinen Fall sollte der Junge ihre feuchten Augen sehen. Wie gut, dass sie ihn hatte! Gleichzeitig wünschte sie, sie hätte auch einen älteren Bruder oder eine ältere Schwester. Jemanden, der für sie da war. Der ihr Halt
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