Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
wir müssen morgen beide früh raus.“ Sie wandte sich zur Verandatreppe. „Hier gibt’s nämlich noch eine Menge zu tun. Morgen schaue ich mir erst mal Ihren Gemüsegarten an.“
„Da habe ich schon seit Ewigkeiten kein Unkraut mehr gejätet“, bekannte er. „Und die Kartoffeln sind längst fällig.“ Er trat einen Schritt auf sie zu und musste erneut ihre vollen, sinnlichen Lippen ansehen. Was rede ich da eigentlich gerade?, dachte er.
Beide schwiegen, und die Sekunden verstrichen. Dann beugte Luke sich etwas vor, bis er ihren süßen, blumigen Duft einatmete.
Er streckte seine Hand aus und umschloss vorsichtig ihre Finger. Luke spürte, wie sie erschauerte.
Unglaublich! Da hatte sie ihm gerade von ihrer gescheiterten Ehe erzählt, und er dachte ernsthaft darüber nach, sich an sie heranzumachen?
„Wir haben einen langen Tag hinter uns“, sagte sie leise, entzog ihm ihre Finger und schob die Hand in die Hosentasche. An dem leichten Beben in ihrer Stimme merkte er, dass sie genau wusste, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war.
„Bis morgen dann“, sagte er.
Emily ging die Stufen hoch ins Haus und schloss leise die Tür. Luke blieb noch eine ganze Weile nachdenklich auf der Veranda sitzen.
4. KAPITEL
Am nächsten Vormittag beschloss Emily, mit Sam zusammen zu backen. Die Rezepte für Apfelkuchen und Erdnussbutterplätzchen kannte sie auswendig, gemeinsam rührten und kneteten sie erst den einen, dann den anderen Teig. Anderthalb Stunden später kühlte der Kuchen mit seiner Kruste aus Zimt und braunem Zucker auf dem Herd ab, während Sam mit einem Glas Milch und ein paar ofenwarmen Plätzchen am Küchentisch saß. Plötzlich schlug die Fliegengittertür gegen den Rahmen. War Luke etwa schon wieder da?
„Luke? Bist du zu Hause?“, rief ein Mann. Dann hörten sie Schritte auf dem Flur.
Sam sah Emily fragend an. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Warte hier“, wies sie ihn an. Wer auch immer das war – der Mann hatte offenbar keine Hemmungen, einfach ins Haus zu kommen, ohne vorher anzuklopfen.
„Hallo?“ Sie ging durch die Schwingtür von der Küche in den Flur. „Kann ich Ihnen helfen?“
Ein hochgewachsener Mann kam ihr entgegen. Der Fremde war sogar noch ein gutes Stück größer als Luke, der auch nicht gerade klein war. Im Unterschied zu Luke trug er nicht Jeans und T-Shirt, sondern eine elegante Stoffhose, Hemd und Krawatte, unter seinem Arm trug er einen Karton. „Sie sind bestimmt die neue Haushälterin“, sagte er und musterte sie mit freundlichen braunen Augen. „Ich bin Lukes Schwager Joe.“
Der Ehemann seiner Schwester Cait, rief sich Emily ins Gedächtnis. Der Schwager mit dem Geschäft für Landmaschinen. „Dann sind Sie ja gerade Vater geworden“, erwiderte sie und reichte ihm die Hand. „Meinen herzlichen Glückwunsch. Ich bin Emily Northcott.“
Lächelnd begrüßte er sie. „Meine Schwester ist unheimlich froh, dass Sie jetzt hier sind.“ Er neigte den Kopf. „Hm, das riecht aber gut.“
Sie erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, als sie Luke zum ersten Mal die Hand gegeben hatte. Die Berührung seiner Finger hatte ein Kribbeln auf ihrer Haut ausgelöst, und ihr Puls war schneller gegangen. Bei Joe war das nicht so, und dabei war er ihr genauso fremd wie Luke …
Und jetzt? Am besten, sie bot ihm erst mal etwas an. „Schön, Sie kennenzulernen. Möchten Sie vielleicht einen Kaffee und ein paar frischgebackene Plätzchen?“
„Sehr, sehr gern.“ Joe folgte ihr. Als sie die Küche betraten, fiel sein Blick auf Sam. „Ist das Ihr Sohn?“
„Ja, das ist Sam. Sam, das hier ist Mr Evans Schwager. Der Bruder seiner Schwester.“
„Sie sind aber kein Cowboy“, stellte Sam fest und tunkte seinen angebissenen Keks in das Milchglas, in dem schon einige Krümel schwammen.
Joe blickte an sich hinunter. „Hm, da hast du wohl recht. Ich arbeite in der Stadt und verkaufe Traktoren und Maschinen.“
„Das habe ich gleich gemerkt. Sie sind ganz anders angezogen als Mr Evans.“
Joe lachte und setzte sich neben Sam an den Küchentisch. Emily überlegte kurz, ob sie ihren Sohn zurechtweisen sollte, ließ es dann aber bleiben.
„Ob du’s glaubst oder nicht, ich habe auch schon auf einer Ranch gearbeitet“, erklärte er. „Natürlich nicht so viel wie Luke.“ Er zwinkerte Emily zu.
„Mr Evans hat einen echten Geländewagen und einen Traktor und ganz viele Pferde. Die habe ich aber noch nicht gesehen. Jedenfalls noch nicht
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